Unsere Freiwilligen berichten über ihren internationalen Freiwilligendienst

Sie haben ihre Koffer gepackt und engagieren sich in der Welt - unsere Freiwilligen machen ihren internationalen Freiwilligendienst derzeit unter anderem auf Malta, in Finnland oder in Costa Rica.

Wir haben regelmäßigen Kontakt zu den Freiwilligen und wollen natürlich wissen, wie es ihnen in ihrem Gastland und der Einsatzstelle geht, welche Erfahrungen sie machen und ob sie Deutschland vermissen. Unter dieser Rubrik findet ihr verschiedene Erfahrungsberichte zu den Projekten und dem  Leben im jeweiligen Land.

  • Lisanne Severing: Warum ein Freiwilligendienst während des Studiums sinnvoll ist

    Ich heiße Lisanne, bin 25 Jahre alt und möchte ein bisschen von meinem Freiwilligendienst mit dem DRK Nordrhein FreiWerk erzählen. Ich bin nach meinem zweiten Mastersemester (Grundschullehramt) in die Dominikanische Republik gegangen und habe dort in einer Fundación mit Kindern und Jugendlichen in der Hauptstadt Santo Domingo gearbeitet. Am Anfang war ich echt überfordert vom Trubel der Hauptstadt und der anderen Kultur, der Lautstärke, dem Verkehr und den Gewohnheiten, auf die ich vor Ort getroffen bin. Ich habe mich aber auch ziemlich schnell in das Land, die Offenheit und Leichtigkeit der Menschen, die Musik und vor allem meine Arbeit verliebt! Meine Fundación Dominiño ist relativ klein und familiär und ich wurde von allen MitarbeiterInnen sehr herzlich willkommen geheißen und eingearbeitet. Obwohl ich kaum Spanisch konnte, wurde dies nicht als Hürde gesehen, sondern ich wurde trotzdem eingebunden und schnell zur Freundin erklärt.

    Neben meiner Arbeit habe ich gerne das dominikanische Leben kennengelernt. Meine ersten Busfahrten fand ich super aufregend und es hat mir Spaß gemacht, Santo Domingo zu entdecken. Gleichzeitig war das aber auch sehr herausfordernd, denn ich musste einige meiner Freiheiten, die ich aus DE gewohnt war, zurückstellen. Man fällt hier in Santo Domingo einfach sehr auf als Europäerin. Wenn man aber „mit den Regeln spielt“, kann man schon recht sicher sein, auch wenn mir das tatsächlich erst ein bisschen schwer gefallen ist. Ich war zu dem Zeitpunkt schon 24, habe in einer Studierenden-WG gelebt und meine Freiheiten und Sicherheit hier in Deutschland sehr genossen. Ich war aber auch bereit, mich auf die Gegebenheiten des Landes einzustellen und nach meinem Kulturschock am Anfang habe ich diese dominikanische Welt sehr in mein Herz schließen können.

    Warum also sollte man mitten in seinem Studium nochmal aufbrechen und einen Internationalen Freiwilligendienst machen?

    Ich muss sagen, mir fiel dieses „Aufbrechen“ echt nicht ganz so leicht, weil ich mich an meine Routine hier an der Uni mit meinen FreundInnen sehr gewöhnt hatte und meine Stadt und meinen Sportverein einfach ziemlich toll finde. Daher ist das Aufbrechen weg von einem Wunschort, für den man sich vor dem Studium entschieden hat, anders als das Aufbrechen aus dem Elternhaus, von wo man vielleicht sowieso gerne langsam mal in die weite Welt ziehen will.

    Aber ich hatte den Wunsch in mir, meinen Horizont zu erweitern, Menschen kennenzulernen und Spanisch zu sprechen. Falls ihr also auch gerade vor der Entscheidung steht, ob man mitten in seinem gemütlichen und routinierten Leben nochmal aufbrechen sollte, will ich euch ein bisschen erzählen, was es für Vorteile hat, während oder auch nach dem Studium einen Freiwilligendienst zu absolvieren.

    Die typischen Erwartungen, mit denen man ins Ausland geht, egal ob man jetzt gerade das Abi oder den Bachelor gemacht hat, bleiben ja gleich. Man erlebt ein Abenteuer, muss mutig sein, kann dafür am Ende der Zeit stolz auf das sein, was man erreicht hat, findet FreundInnen in einem anderen Land und wird sensibilisiert für eine andere Kultur. Was ich am Freiwilligendienst in der DomRep so schön finde, ist, dass man nicht nur als TouristIn zu Besuch ist in einem Land, was die meisten nur mit Palmen und Strand assoziieren. Man wohnt und arbeitet hier und sieht das Land richtig, nicht nur eine perfekte Touri-Welt im Hotel-Bunker.

    Ich konnte als Studentin sehr davon profitieren, dass ich schon einiges übers Englisch-Unterrichten an der Uni gelernt. Es war eine gute Erfahrung, dies in der Praxis und vor allem ohne Prüfungsdruck ausprobieren zu können, denn ich habe den Jugendlichen wöchentlich Englisch-Unterricht gegeben. Man kann gut an der eigenen Selbstbewusstheit arbeiten, denn es ist schon herausfordernd, Leuten etwas auf einer Sprache beizubringen, die man noch gar nicht sicher beherrscht. Oft wird man auch mal nicht verstanden. Dann heißt es: nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern nochmal erklären und Hände und Füße dazu nehmen. Aus der Perspektive der Fremdsprachenlehrerin kann ich auch sagen, dass es eine wertvolle Erfahrung ist, nochmal zu fühlen, wie es ist, wenn man gehandicapt ist durch Sprache, weil einem einfach so viele Wörter und Satzstrukturen fehlen. Genauso fühlen sich eben die zukünftigen SchülerInnen und es ist sehr gut, wenn man das mal nachfühlen kann.

    Außerdem ist da natürlich der Aspekt der Horizont-Erweiterung. Ich denke, dass wahrscheinlich jedeR FreiwilligeR mit dieser Erwartung ins Ausland geht. Bei mir wurde diese Erwartung erfüllt und gerade so kurz vor dem Referendariat und dem Einstieg ins Berufsleben fand ich es sehr wertvoll, in der Welt unterwegs gewesen zu sein. Man weiß ja tatsächlich nicht, wann man das nächste Mal so viel Zeit hat. Und eine Pause vom festen Job zu machen ist definitiv schwieriger, als einfach ein Pausensemester zu beantragen.

    Ein Freiwilligendienst während des Studiums gibt dir die Möglichkeit, eine weitere Sprache zu lernen. Vielleicht hast du nach der Schule schon ein Auslandsjahr gemacht und eine Sprache flüssig sprechen gelernt. Jetzt kannst du sogar noch eine weitere lernen! Und das coole ist, dass man an der Uni sogar einen kostenlosen Sprachkurs als Vorbereitung machen kannst. Meistens haben die Unis Zentren für Sprachlehre. Dort macht man einen Einstufungstest und kann aus einem großen Sprachangebot wählen.

    Ich habe mich an der Uni außerdem für ein Austausch-Buddy-Programm nach meiner Rückkehr angemeldet, bei dem man Austauschstudierende betreut, die für ein Semester nach Deutschland kommen. Weil ich mich schon an der Uni und in meiner Stadt auskannte, konnte ich meinem Buddy eine gute Ansprechpartnerin sein. Gleichzeitig freue ich mich natürlich sehr, dass ich jetzt jemanden hier habe, mit dem ich weiterhin Spanisch reden kann.

    Na ja und insgesamt muss man ja nicht nur mit 18 den Mut haben, in ein anderes Land zu gehen und ein Abenteuer zu erleben. Man wird bereichert, egal wie alt man ist und es ist eigentlich immer wichtig, flexibel zu bleiben und bereit zu sein, zu lernen und andere Kulturen kennenzulernen. Wie schön ist es, wenn man die Welt noch ein bisschen weiter für sich entdecken kann. Und aus der LehrerInnenperspektive ist mir außerdem sehr wichtig geworden, dass ich nun einen kleinen Einblick in einen Kontinent gewinnen konnte, der leider immer noch durch den Lauf der Geschichte benachteiligt ist und in der Weltpolitik irgendwie vergessen wird. Wir wissen viel zu wenig über Lateinamerika und haben viele stereotypische Vorstellungen, aber kein konkretes Wissen im Kopf. Ist es nicht wichtig, als Teil der Bildungsinstitution den zukünftigen SchülerInnen etwas von der Welt mitgeben zu können und einen Teil dazu beizutragen, über die Missstände der Welt zu unterrichten, anstatt sie hinzunehmen?

    In diesem Sinne hoffe ich, dass ich euch Mut machen konnte FÜR einen internationalen Freiwilligendienst als StudentIn!

Erfahrungsberichte Bolivien

  • Fundación Arco Iris - CEIKU und Apoyo Educativo Integral - Ben Bee

    Im Jahrgang 2023-24 unterstützt Ben Bee die Mitarbeiter des Projektes Apoyo Educativo Integral und berichtet von seinen ersten Monaten in La Paz. 

    Nun sind bereits ca. drei Monate vergangen seit meiner Ankunft in La Paz und es ist Zeit für meinen ersten Erfahrungsbericht.

    Als erstes werde ich mit meinem Eindruck zum Land starten. Bei meiner Ankunft mit den anderen Freiwilligen war es eisig kalt und der Tau lag auf den Autos und man merkte gleich dass die Luft dünner ist als in Deutschland. Wir wurden von einem Minibus abgeholt und erhielten gleich einen Einblick in eine von Laternen erhellte Stadt, die wie leergefegt war, völlig anders als erwartet, ich erwartete eine volle und laute Stadt, doch dem war in dieser Nacht nicht so. Doch in den darauffolgenden Wochen zeigte sich das die Stadt alles andere als leergefegt ist. Wir wurden von allen Seiten angeschaut und angesprochen, was etwas anstrengend war mir allerdings auch gefiel, da alle sehr höflich und nett zu uns waren und man so gleich dazu kam seine wenigen Spanischkenntnisse auszuprobieren. Ziemlich schnell wurde man dann auch vertraut mit den hier herkömmlichen Verkehrsmitteln (Teleferico, Minibuss und Taxi), nur mit den Minibussen gab es anfangs Schwierigkeiten, denn wo sie genau hinfahren und wo man wie viel bezahlt oder was man sagt wenn man aussteigen möchte hat einige Wochen gedauert. Ein weiteres kleines Problem für mich war definitiv die dünne Luft, welche ich vollkommen unterschätzt habe, dies wurde deutlich als wir gleich in der ersten Woche Fußball gegen eine bolivianische Futsallmannschaft spielten und völlig am Ende waren nach zehn Minuten. Selbst jetzt ist die dünne Luft noch eine Herausforderung. Doch insgesamt würde ich behaupten ich habe mich recht schnell an die hier herrschenden Gegebenheiten gewöhnt und fühle mich zwischen all den Bergen hier sehr wohl, gerade das Klima ist angenehm.

    Bezüglich meines Arbeitsplatzes lässt sich sagen, dass ich sehr willkommen aufgenommen wurde und mich auch jetzt nach drei Monaten noch sehr wohl fühle. Doch was mache ich eigentlich?

    Also mein Arbeitstag beginnt um neun Uhr im Projekt CEIKU (Kindergarten) hier arbeite ich größtenteils mit einer Kindergruppe von 15 Kindern im Alter von ein bis zwei zusammen. Dies läuft meistens so ab: Erst kommen die Kinder an und alle spielen zusammen in einer großen Halle zusammen. Wenn dann alle vollständig sind geht es erst mal ins Bad und es wird auf Klo gegangen und die Hände werden gewaschen. Danach wird meistens im Sportraum eine Choreo vorbereitet für bevorstehende Auftritte. Anschließend wird mit allen gemeinsam gefrühstückt. Nach einem erneuten Besuch im Bad wird gemalt und gebastelt, wobei meistens Zahlen oder Buchstaben ausgemalt werden oder beklebt werden. Danach geht es natürlich wieder ins Bad, was auch sonst. Hiernach gibt es Mittagessen, was aus einer Suppe, Hauptspeise und einem süßen Getränk besteht. Leider mögen die Kinder das Mittagessen größtenteils nicht und es ist immer eine Herausforderung es ihnen anzudrehen. Naja danach bringe ich die Kinder ins Bett und esse gemeinsam mit den anderen Mittagessen (14 Uhr ). Nach dem Mittagessen (15 Uhr) gehe ich in die Hausaufgabenhilfe, hier sind die Kinder zwischen sechs und ca. 16 Jahre alt. Dieses Projekt besteht daraus entweder die Kinder bei ihren Hausaufgaben zu unterstützen oder selber Englischunterricht zu geben. Pünktlich um 17 Uhr endet mein Arbeitstag und ich fahre ca. 45 Minuten zurück nach Hause. Mein Arbeitstag verläuft natürlich nicht immer so, doch ich würde behaupten das so der Durchschnittsarbeitstag bei mir aussieht.

    Meine Freizeit dreht sich viel um Fußball, sprich ich spiele drei Mal die Woche jeweils 2 Stunden im Verein und Besuche am Wochenende zusammen mit den anderen Freiwilligen die El Tigre Spiele. Und natürlich gucken wir auch alle Bundesligaspiele zusammen. Am Wochenende machen wir im Regelfall Tagesausflüge zu irgendwelchen Bergen/Aussichtspunkten. Man weiß sich also zu beschäftigen und kann nach der Arbeit dementsprechend gut abschalten. Ein Highlight für mich diesen Monat war, das El Tigre die Meisterschaft gewonnen hat und alle zusammen auf der Straße gefeiert haben.

    Eine Herausforderung für mich ist das regelmäßige Kontakt halten mit den Menschen in Deutschland und das Gefühl etwas zu verpassen, also nicht dabei zu sein in Deutschland, doch ich denke daran werde ich mich auch noch gewöhnen. 

    Alles in Einem lässt sich zusammenfassen, dass ich mich schnell eingelebt habe und mich wohl fühle. Außerdem gibt es noch viel zu entdecken und herauszufinden, sowohl landschaftlich als auch auf persönlicher Ebene.

  • Fundación Arco Iris- Casa de Paso- Ben Müller

    Im Jahrgang 2023-24 ist Ben Müller als Freiwilliger dem Casa de Paso zugeteilt und berichtet von seinen Eindrücken. 

    Am 4. September 2023 bin ich in Bolivien angekommen. Nur ein Wimpernschlag und schon neigen sich die ersten 3 Monate in Bolivien dem Ende zu. In dieser kurzen Zeit hatte ich die Möglichkeit viele liebe Menschen kennenzulernen und ebenfalls verschiedene Ecken des Landes zu entdecken.

    Das Land gefällt mir sehr gut. Auch wenn es natürlich viele neue Umstände gibt, an die man sich erstmal gewöhnen muss. Es geht schon los bei dem Verkehr, der auf den ersten Blick viel chaotischer erscheint, als er eigentlich ist. Die normale Transportvariante ist hier der „Minibus“. Diese Kleinbusse haben Platz für circa. 15 Personen und fahren überall in der Stadt entlang. Es gibt keine festen Linien, sondern nur Orte die sie anfahren. Eine Fahrt kostet im Schnitt 26 Cent und die Busse wirken so, als ob sie aus allen möglichen Bauteilen die man noch so gefunden hat zusammengeworfen sind. Blaue Abblendlichter, eine quietschende Kupplung und das Dauerhupen gehören hier zum Alltag. 

    Auch ist das Zeitempfinden hier anders. Wenn man sich um 15 Uhr verabredet kann man sich um 20 oder 30 Minuten verspäten und ist vermutlich immer noch der Erste beim Treffen. Bei einem Restaurantbesuch ist es nicht zu selten, dass man mal 30 oder 40 Minuten auf seinen Kaffee oder die Speise wartet. Ich habe das Gefühl, dass man hier alles mit einer lockeren Mentalität angeht. Es muss nicht genau so sein, wie es vorgeschrieben ist. So lange es funktioniert, ist doch alles gut. 

    Ebenfalls ist die Gastfreundschaft der Menschen erwähnenswert. Wenn es Probleme gab beim Einkaufen, im Verkehr oder bei anderen Situationen, war ein hilfsbereiter Bolivianer nicht weit entfernt. Es kommt ebenfalls vor, das man auf der Straße läuft und von Fremden angesprochen wird. Diese sind dann sehr interessiert aus welchem Land man kommt und was man in Bolivien macht.  Selbstverständlich werden auch immer die Nummern ausgetauscht, um weiter in Kontakt bleiben zu können. Generell kann ich also eher positives berichten, unhöfliche oder negative Kontakte sind selten. Die einzigen Probleme waren bis jetzt die Spanischkentnisse. Nach den ersten 3 Monaten sind diese aber schon um einiges besser geworden und die Kommunikation ist leichter. Bei der Wahrnehmung hat sich viel in der Stadt geändert. Zuerst ist La Paz sehr groß, verwirrend und überfordernd. Nach den ersten Wochen erkennt man mittlerweile viele Straßen und Gebäude wieder. Ein roter Faden hat sich durch das Chaos gelegt.

    Mein Arbeitsplatz ist der Hogar bei Casa de Paso. Das ist ein Jungenheim mitten in der Stadt. Aktuell sind 7 Jungs im Heim und diese sind 12-16 Jahre alt. Meine Tätigkeiten hier sind sehr vielfältig. Oft begleite ich die Jungs mit einem der Educadoren zur Schule und hole sie auch ab. Die „Educadoren“ leben mit den Jungs zusammen und sorgen dafür, dass im Heim alles funktioniert. Gelegentlich bringe ich Dokumente von „Casa de Paso“ zu „Casa Esperanza“, dies ist ein weiteres Jungenheim in La Paz. Jeder Tag ist ein anders, mal baut man einen Weihnachtsbaum auf, hilft Stühle in einen anderen Raum zu tragen oder beschäftigt sich mit den Jungs. Ich fühle mich mittlerweile gut in mein Projekt integriert und die Aufgaben sind auch klar bei mir definiert. Mit den Educadoren, der Sozialarbeiterin und meinem Koordinator verstehe ich mich gut. Am Nachmittag sind die Jungs entweder in der Schule oder im Apollo Educacion. Das bedeutet, dass ich weniger Aufgaben habe. Da ich aber einen neuen Koordinator bekommen habe, helfe ich in dieser Zeit oft für 1 oder 2 Stunden bei dem Projekt „Calle“ aus. Das gefällt mir auch sehr gut, da ich den ganzen Tag produktiv verbringen kann. „Calle“ ist das Straßenprojekt, dort fahren wir oft in verschiedene Gebiete, geben den Menschen Lebensmittel und reden mit ihnen über ihre aktuelle Situation. Die Abwechslung der Projekte hilft dabei, die Arbeit spannend zu halten.

    Der Alltag nach der Arbeit ist aktuell noch etwas monoton. Denn in der Regel arbeitet man 8 Stunden, dazu kommt dann nochmal 40-50 Minuten pro Hin- und Rückweg. Am Tag ist man also schon mal an die 9,5-10 Stunden unterwegs. Wenn man dann zu Hause ankommt ist in der Regel das Energielevel niedrig. Oft kocht man sich noch sein Abendessen, redet vielleicht noch mit den Co- Freiwilligen, guckt einen Film und dann geht man auch schon wieder ins Bett.

    Aktuell versuche ich Hobbys zu finden, die man in seiner Freizeit gut unterbringen kann, auch unter der Woche. Der Alltag an den Wochenenden hingegen ist sehr spannend. Da wir schon viele neue Leute kennengelernt haben gibt es immer was zu erleben. Ob es ein neue Sehenswürdigkeit, ein neues Café oder einfach eine Geburtstagsfeier ist. Wenn man will, kann man das Wochenende immer mit Aktivitäten füllen. Durch die hohe Gastfreundschaft hatte ich die Möglichkeit viele neue Bolivianer kennenzulernen mit denen man aktiv in Kontakt steht. Da ich mit den anderen Freiwilligen der Fundation Arco Iris in einem Haus lebe, habe ich auch mit diesen viel Kontakt. Unsere Gruppenkonstellation ist gut und wir unternehmen viele Aktivitäten gemeinsam.

    Ein schöner Moment in den letzten Monaten war der Besuch in einem Schwimmbad mit den Jugendlichen aus meinem Heim. Wir sind circa 2 Stunden aus La Paz rausgefahren und haben dann einen Nachmittag in dem Schwimmbad verbracht. Es war schön zu sehen wie viel Spaß es allen gemacht hat. Auch habe ich versucht ein paar Jungs das Schwimmen besser beizubringen. Da uns das Wasser aber nur zur Brust ging und die Jungs lieber miteinander gespielt hatten, hat sich das etwas kompliziert gestaltet. Danach wurde noch vor dem Schwimmbad mit unserem Gasherd gekocht und wir haben zusammen zu Mittag gegessen.

    Die größte Herausforderung in den letzten Wochen war die spanische Sprache. Besonders schwierig ist es nämlich mit den Jugendliche zu kommunizieren, da diese oft schnell und undeutlich sprechen. Mit den Erwachsenen ist es viel einfacher zu kommunizieren, da diese Wörter gut umschreiben können und deutlicher reden. Andere große Herausforderungen gab es bis jetzt für mich noch nicht. In den nächsten Monaten habe ich mir fest vorgenommen meine Spanischkenntnisse weiter zu verbessern. Auch will ich mich bei einem Sportverein anmelden um neue Bolivianer kennenzulernen. Generell bin ich sehr glücklich mit den ersten drei Monaten in Bolivien.

    Besonders zufrieden bin ich aber auch, weil ich mich mit den Jungs von meiner Arbeit schon sehr gut verstehe. Auch wenn man sich nicht immer perfekt versteht. Zum Fußball spielen und Spaß haben muss man nicht fließend Spanisch sprechen. Die nächsten Monate werden bestimmt sehr spannend und ich freue mich auf all die schönen Momente die noch kommen werden. 

     

  • Fundación Arco Iris - Ferienzeit im Hogar Ninas Obrajes - Finja Wendt

    Finja Wendt war als Freiwillige 2022-23 im Mädchenheim Hogar Ninas Obrajes tätig. In der Ferienzeit im Dezember und Januar ist der Alltag natürlich ein anderer und auch die Aufgaben der Freiwilligen verändern sich: 

    Von Dezember bis Ende Januar machen die meisten Projekte der Gundación Arco Iris Sommerpause. In de Heimen hingegen wird richtig durchgestartet. Alle Freiwilligen werden auf die Heime aufgeteilt und los geht es mit der Ferienplanung. So auch im Mädchenheim, denn dort warten nun über 50 Mädchen darauf, beschäftigt zu werden. Als Erstes steht der alljährliche Urlaub an...

    Dieses Jahr geht es in zwei großen Reisebussen nach Cochabamba. Um so näher die Reise rückt, umso größer wird die Aufregung. Am letzten Abend besteht das ganze Heim nur noch aus geschäftig hin und her laufenden Menschen. Lebensmittel müssen in den Bus verladen werden, denn gekocht wird selbst, Rucksäcke werden kontrolliert und schlussendlich ist es Zeit einzusteigen. Jemanden vergessen? Nein, Gott sei Dank, sind beim ersten Durchzählen alle anwesend.

    Auf die hektische Abreise folgt eine Woche voller verbindender Momente und aufregenden Aktionen. Jeden Tag fahren die mit Mädchen vollbeladenen Busse zu einem anderen Ort in Cochabamba und Umgebung. Der Christo wird besucht, es wird ins Schwimmbad gegangen, die Weihnachtsbeleuchtung im Zentrum bestaunt und verschiedene Parks besucht. Und dann, schwups, ist die Woche auch schon um und es geht zurück nach La Paz. 

    Aber Ruhe kehrt auch jetzt noch nicht im Hogar ein, denn die Weihnachtsplanung ist in vollem Schwung. Bei 30 Grad in der Sonne werden Schneeflocken und Sterne gebastelt und im ganzen Heim verteilt. Auch der Weihnachtsbaum wird mühevoll zusammengebastelt, denn die Plastikzweige wollen nicht so, wie sie sollen. Man stelle sich fünf Mädchen vor, die die Zweige an den Baumstumpf halten und dann einen Hausmeister, der die Zweige fest mit Band an den Baumstamm bindet. Nach über zwei Stunden ist es dann geschafft.

    Nach Weihnachten wird es etwas ruhiger im Heim und die Mädchen haben endlich Zeit durchzuatmen. Aber Zeit für Langeweile bleibt trotzdem nicht: täglich ist irgendetwas los. Es werden Volleyball- und Tischkickerturniere veranstaltet, gemalt, gebastelt, Kekse gebacken. Filme geschaut und vieles mehr. Aber auch die schönste Zeit muss einmal ein Ende haben und mit dem Ende des Sommers fängt der Alltag wieder an. Zwei der drei Freiwilligen kehren in ihre anderen Projekte zurück und die Schule fängt wieder an. Bleiben tun die schönen Erinnerungen und die Freundschaften, die in dieser Zeit entstanden sind. 

     

  • Fundación Arco Iris - Casa de Paso - Leonie Düntzsch

    Leonie Düntzsch war im Casa de Paso, einem Übergangsheim für Jungen, die auf der Straße gelebt haben, tätig und blickt nun nach ihrer Rückkehr auf ihren Freiwilligendienst zurück:

    Ich bin wieder in Deutschland und ich fühle mich fremd, so fehl am Platz und einfach als würde ich nicht mehr hier hin gehören. Wie kann das sein? Das ist das Land, in dem ich aufgewachsen bin, in dem ich 18 Jahre meines Lebens verbracht habe und all meine Familienmitglieder wie auch meine Freunde sind hier.

    Aber trotzdem gehört mein Herz nun einem anderen Land. Ein anderes Land, eine andere Stadt ist mein Zuhause geworden. Niemals hätte ich damit gerechnet, als ich vor einem Jahr nach La Paz gegangen bin, denn der Abschied hier von allem fiel mir so unglaublich schwer. (...)Als der Tag der Abreise kam und alle Verabschiedungen hinter mir lagen, hatte ich auch überhaupt keine Angst mehr in mir, sondern reine Neugier wie mein Leben und meine Arbeit sein würde. (...)

    Im Dezember begannen dann aber die Ferien und wir wurden alle auf die Heime aufgeteilt, da die anderen Projekte über diese Zeit schließen würden. Im Casa de Paso war ich also nun mit zwei anderen gelandet und ich freute mich sehr, aber zugleich hatte ich ein etwas mulmiges Gefühl, da es schließlich alles Jungs waren und ich wusste nicht genau, wie schnell und gut ich eine Bindung zu ihnen aufbauen kann. Die Jungs hatten Ferien und so verbrachten wir den ganzen Tag mit ihnen und spielten Spiele, Fußball, Basquet und machten Sport. Wir hörten viel Musik und mir hat es zu diesem Zeitpunkt schon viel Spaß gemacht dort zu arbeiten.

    Das Team hatte uns sehr lieb aufgenommen und integriert. Wir sind sogar mit dem Projekt verreist und ich konnte in der Zeit eine wirklich tolle Verbindung zu den Jungs aufbauen. In den letzten Wochen in dem Projekt wurde mir klar, dass ich hier bleiben möchte. Die Jungs waren mir in der kurzen Zeit so wichtig geworden und ich fühlte mich sehr wohl bei ihnen. (...)

    Mein Projekt hat mir so viel gegeben, nicht nur eine Arbeit, die mir unglaublich Spaß macht und das jeden einzelnen Tag, sondern gleich eine ganze Familie. Ich durfte über die Zeit mit 14 tollen Jungs arbeiten und ihre Vertrauensperson werden. Ich kann nicht glauben, dass ich in so einer kurzen Zeit eine so tolle Bindung zu ihnen aufbauen konnte, auch weil ich glaubte, dass es als Mädchen dort schwerer sei, akzeptiert und integriert zu werden. Ich lag jedoch komplett falsch. Vielleicht hatten meine Jungs und ich gerade deswegen eine ganz besondere Bindung. Sie wurden emotional in meiner Gegenwart, redeten über ihr Leben und versteckten nicht ihre Gefühle. Für eine Umarmung war ich immer zu haben und die Kleineren legten sich mit dem Kopf auf meinen Schoß und ich streichelte ihre Haare. Ich liebe sie ja so unfassbar doll.

    Bolivien ist das Land, in dem ich gelernt habe, tiefe Dankbarkeit zu empfinden und keinen gesunden, schönen Tag als selbstverständlich anzusehen. Es ist der Ort, an dem ich sehen musste, wie hart und problembehaftet das Leben sein kann, wenn man nichts besitzt. Ich habe Geschichten von Menschen gehört, die so erschreckend und traurig waren, dass ich sie nie wieder vergessen werde. Mein Leben, meine Ansichten und meine Vorstellung von Zufriedenheit haben sich über dieses Jahr total verändert. Ich merkte dies bereits als ich noch in Bolivien war und mit Menschen aus Deutschland telefonierte, aber seitdem ich wieder hier bin, nehme ich es noch viel stärker wahr.

    (...) Dieses Jahr in Bolivien hat mich verändert und es hatte einen starken Einfluss darauf wie ich mein Leben nun gestalten werde. Durch viele Begegnungen, meine Arbeit und alle Eindrücke, die ich mir von dem Land in der Zeit machen durfte, haben sich meine nächsten Schritte im Leben entschieden. Ich fange an Soziale Arbeit zu studieren, damit ich auch weiterhin mit Menschen arbeiten darf, die Unterstützung in ihrem Leben benötigen. Bolivien hat meine Vorstellung davon bestätigt, dass man in einer so fremden Kultur aufgehen und sein Glück finden kann. Ich fühle mich so wohl dort und möchte auch in Zukunft weitere Orte auf der Welt finden, zu denen ich so gerne zurückkehren würde wie in mein geliebtes Bolivien. Doch egal welchen Ort ich lieben lernen oder bereisen werde, Bolivien wird einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen haben. Für immer.

    Ich kann also aus voller Überzeugung sagen, dass es das intensivste Jahr meines Lebens war und dafür bin ich Bolivien und seinen Menschen unendlich dankbar.

  • Fundación Arco Iris - Centro Infantil Periferica - Lenja Beyer

    Lenja Beyer ist im Jahrgang 2022-23 in La Paz und absolviert ihren Freiwilligendienst in einem Kindergarten. Hier schildert sie uns ihre ersten Eindrücke:

    Nachdem wir am 4. September endlich in La Paz angekommen sind, hat uns unser Koordinator Alfredo vom Flughafen abgeholt und obwohl die anschließende Reise im Minibus sehr wackelig war, konnten wir den wunderschönen Ausblick auf die Stadt genießen. Die ersten Tage haben wir dann trotz Höhenkrankheit dazu genutzt, uns einzuleben und einkaufen zu gehen. Direkt zu Beginn hat mich beeindruckt, wie günstig doch die öffentlichen Verkehrsmittel sind, was sich im Laufe der Zeit jedoch als sehr sinnvoll herausstellte, da wir wirklich auf den öffentlichen Transport angewiesen sind. Außerdem sind wir in der ersten Woche mit der Seilbahn, hier Teleférico genannt, in die Innenstadt gefahren und haben uns in den Läden umgeschaut, die Stadt erkundet und neues Essen ausprobiert.

    Direkt am ersten Wochenende wurden wir dazu eingeladen, mit der gesamten Fundación Arco Iris an die bolivianische Copacabana zu fahren. Auch wenn wir uns bis dahin gesundheitlich noch nicht vollständig an die Höhe, das Essen und die hygienischen Bedingungen gewöhnt hatten, haben wir uns sehr auf die Reise gefreut. Um an die Copacabana zu gelangen, sind wir erst mit einem Bus zum Titicacasee gefahren und haben den See dann mit einem Boot überquert. Nach einer Begrüßungszeremonie am anderen Ufer sind wir dann den Rest des Weges zu einer großen Kirche gepilgert.

    Insgesamt gefällt mir das Land Bolivien richtig gut. Direkt zu Beginn fiel mir auf, dass die Stadt La Paz viel bunter ist als meine Heimatstadt, und das in vielerlei Hinsicht. Zum einen ist die Stadt wortwörtlich bunt: überall sieht man bunt gekleidete Menschen, zum Teil in traditionellen Röcken, viele Läden und Straßenstände, bunte Autos im Straßenverkehr und farbenfrohe Häuser. Immer wieder trifft man auf Menschen in traditioneller Kleidung, die auf offener Straße tanzen, man erlebt eine Vielfalt an bolivianischem Essen und hört lateinamerikanische Musik, wo man auch hingeht. Das Gefühl dieser Vielfalt ist schwer zu beschreiben, wenn man es nicht selbst erlebt hat.

    In meinem Gastland habe ich mich glücklicherweise schnell eingelebt. Schon von Anfang an habe ich mich in La Paz wohlgefühlt, auch wenn es kleine Schwierigkeiten gab. Ein Beispiel dafür ist der chaotische Verkehr in der Stadt. Es hat einige Wochen gedauert, bis ich mich an die allgemeine Verkehrssituation gewöhnt habe, da man erst einmal herausfinden muss, welche Strecken die verschiedenen Minibusse fahren oder welche Teleférico-Linien die sinnvollsten sind. Bis heute bin ich mir nicht immer sicher, wie ich von A nach B komme. Eine andere kleine Schwierigkeit ist natürlich die Sprache. Zu Beginn musste ich erst einmal einige neue Begriffe lernen, die teilweise auch nur in Bolivien verwendet werden. Mittlerweile kenne ich aber zumindest die Wörter, die ich täglich im Alltag brauche.

    Ich arbeite in dem Projekt Centro Infantil Periférica. Periférica ist ein Stadtteil im Norden der Stadt, in dem das Zentrum einschließlich des Kindergartens liegt. Um 9 Uhr morgens fange ich täglich an zu arbeiten. Meine Tätigkeit besteht darin, die ErzieherInnen in allen Aufgabenbereichen zu unterstützen. Dies beinhaltet die Beschäftigung mit den Kindern und deren Bespaßung durch kleine Spiele und kleine Aktivitäten, zwischenzeitliches Saubermachen des Raumes, Unterstützung beim Essen, die Kinder zum Schlafen zu bringen und Ähnliches. Am Anfang fiel mir die Integration ins Team etwas schwer. Ich habe nur wenig mit meinen KollegInnen geredet und wenn, dann nur über die Arbeit und was noch zu tun ist. Mittlerweile hat sich dies geändert und ich unterhalte mich öfter mit den anderen ErzieherInnen und KöchInnen. Die Kinder haben mich inzwischen voll akzeptiert und freuen sich immer, mich zu sehen. Ich bekomme viele Umarmungen und darf ihnen oft beim Puzzeln helfen oder mit ihnen zusammen basteln und malen.

    Im Allgemeinen bin ich sehr zufrieden mit meinem Leben hier in La Paz. Es gibt immer neue Dinge zu erleben und somit wird es nie langweilig. 8 Stunden am Tag zu arbeiten ist zwar sehr anstrengend und die Kinder können manchmal sehr laut sein und einem auf die Nerven gehen, aber insgesamt macht mein Job mir Spaß. Das Land und speziell die Stadt La Paz sind mir richtig ans Herz gewachsen, da die Menschen sehr offen und gastfreundlich sind und die Kultur nicht ausgeprägter sein könnte. Ich habe mich gut eingelebt und kann mir eigentlich nicht vorstellen, in 9 Monaten wieder abzureisen.

  • Fundación Arco Iris - Projekt Guarderia Betania - Sophia Ingelfinger

    Sophia Ingelfinger absolvierte ihren Freiwilligendienst im Jahrgang 2022/23 in La Paz und berichtet von ihren ersten Eindrücken und Erlebnissen.

    "Nun bin ich schon seit knapp drei Monaten in Bolivien. Einerseits vergeht die Zeit hier wie im Flug und ich kann kaum glauben, dass ein Viertel meines Freiwilligendienstes schon vorbei ist. Andererseits fühle ich mich auch, als wäre ich schon viel länger hier, da ich für diese kurze Zeit unfassbar viele Erfahrungen gesammelt habe und La Paz schon ein Zuhause für mich wurde. In der Nacht vom 4. September sind wir am Flughafen in El Alto, eine Stadt westlich von La Paz auf 4100 Metern Höhe, angekommen. Von dort wurden wir abgeholt und sind zu unserem Haus nach La Paz gefahren. Schon auf der Fahrt waren wir überwältigt von der Stadt La Paz, denn die Stadt ist von einer wunderschönen Berglandschaft umgeben. So sieht man im Hintergrund der Stadt unter anderem den schneebedeckten Berg Illimani, der mit 6400 Metern der zweithöchste Berg Boliviens ist.

    Die ersten zwei Tage verbrachten wir größtenteils zu Hause, da wir zum einen müde aufgrund des langen Flugs und der Zeitverschiebung waren. Zum anderen aber, weil uns die Höhe etwas zu schaffen machte. Da La Paz auf ca. 3500 Metern liegt, brauchten wir ein paar Tage, um uns an die Höhe zu gewöhnen. Ein Heilmittel gegen die Höhenkrankheit ist hier Koka, somit tranken wir vor allem zu Beginn sehr viel Kokatee. Nach ein paar Tagen ging es dann aber endlich los und wir konnten die Stadt La Paz erkunden. Hierfür sind wir mit der „Teleferico“, einer Seilbahn, die ein Streckennetz über die ganze Stadt hat, in die Stadt gefahren. Die Seilbahn ist hier sehr sinnvoll, da La Paz von extremen Höhenunterschieden geprägt ist und oft ein totales Verkehrschaos in der Stadt herrscht. So ist es hier total üblich mit der Seilbahn zur Arbeit zu fahren. Die Fahrt mit der Teleferico ist auch jetzt nach drei Monaten für mich immer noch beeindruckend. Nicht nur, dass man schnell überall hin kommt, sondern vor allem die Aussicht auf die Stadt, insbesondere bei Sonnenuntergang und bei Nacht, ist unglaublich schön. In der Stadt und auf den Märkten sind mir vor allem die vielen bunten Farben aufgefallen. Man kann auf den Märkten viel bunte Kleidung und Stoffe kaufen. Diese geben dem Markt eine ganz besondere und fröhliche Atmosphäre. Zudem befindet sich im Zentrum der Stadt der Hexenmarkt. Während man dort die steilen Gassen hochgeht, sieht man Dinge wie Kräuter, Amulette und sogar viele Lamaföten. Im Gegensatz zu anderen südamerikanischen Ländern gehören in La Paz über die Hälfte der Leute der indigenen Bevölkerung an. Somit ist auch die Kultur davon geprägt. Das ist mir vor allem bei der Musik und bei den Tänzen aufgefallen. In Viacha durften wir Freiwilligen an einer Parade „Tundiqui“ mittanzen. Außerdem habe ich in meinem Projekt mit den Kindern zusammen Saya getanzt. Die bolivianische Musik und die Tänze habe ich auf jeden Fall sehr lieben gelernt und sie sorgen immer wieder für Glücksmomente. In den kommenden Monaten möchte ich auf jeden Fall auch noch mehr Tänze lernen. Zwar ist Bolivien und die Kultur wunderschön, jedoch ist das Land auch von extremer Armut geprägt. Man sieht viele obdachlose Menschen und Kinder in der Stadt. Es gibt viele Kinder, die auf der Straße leben. Die Situation dieser Menschen lässt mich oft ein schlechtes Gewissen haben, da es mir so gut geht. Aber auch die Unterschiede innerhalb der Stadt finde ich erschreckend. Während man in der „Zona Sur“ kaum einen großen Unterschied erkennt zu Städten in Europa, begegnet einem z.B. in „El Alto“ viel Armut, kaputte Häuser und eine komplett unterschiedliche Atmosphäre. Es gibt innerhalb des Landes sehr viel Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten und somit extreme Unterschiede zwischen den sozialen Lagen.

    Mein Projekt, in dem ich arbeite, ist das „Centro infantil Betania“, ein Kindergarten, in dem Kinder aus sehr armen Familien sind. Hier besteht meine Aufgabe vor allem darin, die Erzieherinnen zu unterstützen. So spiele ich oft mit den Kindern und bei den kleineren Kindern helfe ich beim Füttern. Im Moment kann ich aber auch selber oft Ideen einbringen, wie etwas basteln oder tanzen. Nach dem Essen helfe ich den Kindern beim Zähneputzen und habe letzte Woche auch ein paar Kindern zum Zahnarzt begleitet. Von meinem Team und insbesondere den Kindern wurde ich von Anfang an herzlich aufgenommen. Die Arbeit mit den Kindern macht mir sehr viel Spaß und ich habe die Kinder schon in mein Herz geschlossen. Ich bin Montag und Freitag bei den kleinsten Kindern und die anderen drei Tage bei den jeweils anderen Gruppen. Das hilft mir sehr, weil ich zum einen Abwechslung und Klarheit habe und mich zum anderen auf die Arbeit in der jeweiligen Gruppe vorbereiten kann. Im Moment habe ich also sehr viel Spaß bei meiner Arbeit und die Zeit mit den Kindern macht mir viel Freude. Ich merke auch, wie die Kinder immer mehr Vertrauen zu mir fassen, sich mir öffnen und mir mehr über ihr Leben und ihre Familie erzählen. Es ist beeindruckend, was für eine Lebensfreude die Kinder haben, obwohl sie oft in sehr schwierigen Umständen leben und vor allem mit nur sehr wenigen Dingen leben. Ich merke, dass ich sehr viel in den letzten Monaten von den Kindern lernen konnte und die Arbeit mit ihnen mir sehr viel zurückgibt. Besonders schön finde ich, dass wir viele Feiern bei uns im Projekt haben. So hatten wir im Oktober das Jubiläum vom „Centro Betania“, an dem wir gemeinsam mit den Familien der Kinder gegessen haben und danach gemeinsam getanzt haben. Auch „Todos Santos“ haben wir mit den Kindern gefeiert. Hierfür wurde am Tag zuvor Brot gebacken und dann ein Tisch geschmückt. Dort waren außerdem die Namen von verstorbenen Familienmitgliedern der Kinder. Am Ende des Tages kamen dann die Familien der Kinder, beteten an dem Tisch und haben sich ein Brot mitgenommen. Ich finde es sehr schön, dass auch die Familien der Kinder oft in die Aktivitäten des Kindergartens mit einbezogen werden. Letzte Woche waren wir auch mit den Kindern und ihren Familien in einem Park in Cota Cota. Dort haben wir zusammen Spiele gespielt und miteinander gegessen. Anfang Oktober hatten wir zudem einen Teamausflug zu den Wasserfällen nach Hampaturi. Das war eine sehr gute Möglichkeit, mein Team nochmals besser kennenzulernen.

    Im Gegensatz zu den ersten Wochen, in denen mich die Arbeit sehr anstrengte und ich somit abends kaum etwas gemacht habe, unternehme ich im Moment auch viel nach der Arbeit. Ich habe gemerkt, wie wichtig es ist, oft rauszukommen und etwas zu unternehmen. Wir sind also in unserer Freizeit oft in der Stadt unterwegs, essen etwas oder spielen in der WG etwas zusammen. Ich kann nach den drei Monaten, die ich hier bin, auf jeden Fall sagen, dass ich angekommen bin. La Paz wurde für mich schon ein Zuhause und ich bin sehr dankbar für die vielen Erfahrungen, die ich hier machen kann. Hier nach Bolivien zu kommen war für mich die absolut richtige Entscheidung und ich schätze die Zeit hier sehr. Insbesondere die Arbeit im Projekt hat sich sehr zum Positiven entwickelt. Ich habe viel Spaß bei der Arbeit und die Kinder sind mir in dieser kurzen Zeit sehr ans Herz gewachsen."

  • Fundación Arco Iris - Projekt Casa Esperanza (Jungenheim) - Kolja Jacklofsky

    Im Jahrgang 2022/23 absolvierte Kolja Jacklofsky seinen Freiwilligendienst im Jungenheim der Fundación Arco Iris und berichtet von den ersten Monaten in La Paz.

    "Seit meiner Ankunft ist mir aufgefallen, dass in Bolivien einiges anders ist als in Deutschland, es aber auch einige Gemeinsamkeiten gibt. Ich genieße die Herzlichkeit und Offenheit, mit der wir aufgenommen wurden sehr und finde auch La Paz, das Altiplano, aber auch den Rest Boliviens, den ich bis jetzt kennenlernen durfte, sehr spannend und beeindruckend. Die Unterschiede im alltäglichen Leben fand ich am Anfang besonders augenfällig. So zum Beispiel, dass nur in kleinen Tiendas oder Mercados eingekauft wird. Aber auch den öffentlichen Nahverkehr, aus Minibussen bestehend. Und auch den großen informellen Sektor, der aus kleinen Verkaufsständen am Straßenrand oder aus Dienstleistungen wie dem Schuhputzen besteht, fand ich sehr spannend und ungewohnt. Am Anfang war es für mich etwas gewöhnungsbedürftig, dass mir hier nicht alles zur Verfügung steht, was ich in Deutschland kaufen konnte und auch den lauten und vollen Verkehr in La Paz fand ich etwas überwältigend. Ich musste mich auch erst an das Benutzen des Minibusses gewöhnen, vor allem weil mir am Anfang nicht gesagt wurde, wie ich von meiner Arbeitsstelle zurück nach Hause komme. Nachdem ich deshalb einige Odysseen zurück nach Hause hinter mir hatte, finde ich mich mittlerweile aber recht gut zurecht und habe mich an das Fahren im (leider oft viel zu engen) Minibus recht gut gewöhnt. Und ich muss sagen, dass ich dieses Verkehrsmittel auch sehr zu schätzen gelernt habe und finde, dass das durchaus auch eine zusätzliche Option für den öffentlichen Nahverkehr in Deutschland darstellen könnte. Ich finde es sehr praktisch, dass der Minibus ein relativ schnelles und sehr günstiges Fortbewegungsmittel ist, man auf keine Haltestellen angewiesen ist und durch die kleinen Busse keine großen Kosten entstehen, sondern sie perfekt auf die Fahrgast-Anzahl angepasst sind.

    Mir ist außerdem aufgefallen, dass (so ist zumindest mein Eindruck), in Bolivien pfleglicher und sorgfältiger mit den Besitztümern umgegangen wird, als dass das in Deutschland der Fall ist. So haben fast alle Minibusse Schutzpolster über den Sitzen und einen Schutz über der Kunststoffblende und es gibt unheimlich viele Autowerkstätten und Schuhmacher. Das kann ich mir durch die andere ökonomische Situation der Menschen vor Ort erklären, die dazu führt, dass beispielsweise auch alte Autos gut gepflegt werden müssen, um möglichst lange zu halten. Mir ist außerdem aufgefallen, wie herzlich und interessiert uns die meisten Menschen hier begegnet sind und wie herzlich ich auch in meinem Projekt aufgenommen wurde. Das fängt dabei an, dass uns beim Kopieren unseres Reisepasses direkt Süßigkeiten angeboten wurden, wir im Club oder auf der Straße sehr oft angesprochen werden oder dass wir von einer Mitarbeiterin der Fundación ganz am Anfang direkt zum folkloristischen Tundiqui-Tanz in Viacha eingeladen wurden. Außerdem komme ich manchmal mit Taxi- oder Minibusfahrern ins Gespräch, die sich mir gegenüber auch sehr interessiert zeigen und so gelingt es mir auch, noch etwas mehr über den bolivianischen Alltag, beziehungsweise die bolivianische Lebensrealität zu erfahren. Zum Beispiel, wenn sich ein Minibusfahrer über die Proteste von Minenarbeitern in La Paz aufregt, oder wenn mir ein Taxifahrer erzählt, dass er eigentlich Lehrer ist und nur in der Nacht Taxi fährt. Vermutlich, weil er sonst nicht den Lebensunterhalt seiner Familie finanzieren könnte.

    An Bolivien schätze ich sehr die Offenheit und Interessiertheit der Menschen, aber auch die wunderschönen Landschaften, das sehr Politische, Höfliche und Hilfsbereite, das hier sehr verwurzelt zu sein scheint. Ich mag aber gerade La Paz auch sehr gerne, vor allem das Volle und Bunte dieser Stadt. Darauf scheint hier auch viel Wert gelegt zu werden, es gibt sogar eigene Kampagnen der Stadt, die dafür werben, die Stadt zu bemalen; „Pintar la ciudad es un acto de amor y de perdón.“ Ich finde es auch sehr schön und interessant, wie sehr hier das Folkloristische, mit traditioneller Musik und traditionellen Tänzen in der Kultur verankert zu sein scheint. Ich hatte glücklicherweise bis jetzt auch kaum Probleme mit meiner Gesundheit und habe mich mittlerweile sehr gut eingefunden. An das sehr fleischlastige Essen musste ich mich erst einmal gewöhnen, habe mich bis jetzt aber ganz gut mit dem Essen im Projekt arrangiert und werde mittlerweile nicht mehr jeden Tag fünfmal gefragt, warum ich denn kein Fleisch äße. Was ich bis jetzt nicht allzu einfach finde, ist, mit Bolivianer:innen wirkliche Freundschaften aufzubauen. Mittlerweile habe ich aber das Gefühl, mit einigen meiner Arbeitskolleg:innen Freundschaften zu entwickeln und bin auch mit Ron, dem Freiwilligen aus Japan gut befreundet.

    Außerdem ist im Laufe der Zeit vieles, was für mich neu war, alltäglich geworden. So zum Beispiel die täglichen Fahrten mit dem Minibus, das Sprechen auf Spanisch oder das Gefühl, überall aufzufallen. Was ich außerdem sehr genieße, ist meine Arbeit. Ich habe viel Spaß und schätze meine Tätigkeit sehr, auch wenn ich mich manchmal langweile. Ich arbeite in der Casa Esperanza, dem Jungenheim der Fundación Arco Iris. Das Heim ist eine Anlaufstelle für Jungen, deren Eltern meist gestorben sind, im Gefängnis sitzen oder denen das Sorgerecht entzogen worden ist. Diese Jungen haben keine anderen Verwandten oder Bekannten, die sich um sie kümmern könnten und leben so schließlich bei uns. Oft sind auch Geschwister bei uns oder im Heim Niñas Obrajes untergebracht.

    Meine Tätigkeiten in meinem Projekt haben sich mit der Zeit eingespielt und ich habe eine gewisse Routine entwickelt, nachdem ich am Anfang noch nicht genau wusste, was ich zu tun habe. Mittlerweile sieht mein Arbeitstag ungefähr folgendermaßen aus; Gegen 07:15 Uhr fahre ich zur Arbeit, um dann um kurz vor acht mit einem Jungen aus meinem Heim zu seiner ca. eine Dreiviertelstunde entfernten Schule für Menschen mit Behinderungen zu fahren. Danach fahre ich wieder ins Projekt, frühstücke dort mit meinen Kollegen und helfe bei der Hausaufgabenbetreuung der Kinder oder Jugendlichen mit, zum Beispiel, wenn sie Mathe- oder Englischhausaufgaben haben. Um 11:20 Uhr hole ich schließlich den Jungen wieder mit dem Minibus von seiner Schule ab und wir fahren zurück ins Projekt, wo es dann schon relativ bald Mittagessen gibt. Nach dem Mittagessen helfe ich entweder bei der Hausaufgabenbetreuung oder betreue die Kinder, indem wir zum Beispiel Fußball oder andere Spiele spielen. Mittlerweile bringe ich nachmittags oft noch einen anderen Jungen, der taubstumm ist, zu seiner Schule im Zentrum und hole ihn später wieder ab. An manchen Tagen gebe ich noch nach meiner regulären Arbeitszeit Englischunterricht für die Kinder und Jugendlichen in meinem Heim oder organisiere mit Ron einen Filmabend. 

    Weil jetzt die Ferien begonnen haben, hat sich mein Arbeitsalltag sehr verändert. Jetzt haben Ron und ich, und später auch andere Freiwillige, deren Projekte in den Ferien geschlossen sind, die Möglichkeit, eigene Aktivitäten zu planen. Zu den Aktivitäten, die ich bis jetzt geplant habe, gehören unter anderem das Backen von Franzbrötchen, Vanillekipferln und Plätzchen, aber auch das Bemalen der Tischkicker in unserem Projekt mit einem anschließenden Tischkickerturnier. Ich genieße die Freiheit und die Möglichkeiten, die mir diese Zeit geben sehr und hoffe, diese auch gut auszunutzen.

    Ich bin sehr froh in meinem Projekt zu arbeiten, auch weil ich meine Kolleg:innen und die Arbeit mit selbigen sehr zu schätzen weiß. Ich fühle mich sehr herzlich aufgenommen und genieße die Arbeit mit allen sehr. Zum Beispiel finde ich das morgendliche Kaffeetrinken immer eine sehr schöne Tradition und ich fühle ein großes Gemeinschaftsgefühl in meinem Projekt. Zudem hatten wir am letzten Freitag ein Encuentro, also eine Gruppenaktivität mit allen Kolleg:innen, die mir auch sehr viel Spaß gemacht hat. Dort haben wir zusammen gekocht, gegessen, getanzt und gefeiert, was ich sehr nett fand und wodurch ich meine Kolleg:innen noch mehr zu schätzen gelernt habe. Was ich auch sehr schön finde, ist, dass ich mit einigen von ihnen auch in meiner Freizeit manchmal Dinge unternehme, sei es nun Fußball gucken oder spielen, Volleyball spielen oder, wie wir jetzt geplant haben, Bowlen zu gehen. Auch habe ich zu einigen schon freundschaftliche Beziehungen, zum Beispiel zu Ron oder zu den Psycholog:innen in meinem Projekt."

  • Fundación Arco Iris - Projekt Trabajadores - Tim Abend

    Tim Abend absolvierte seinen Freiwilligendienst in La Paz im Jahrgang 2021-22 und berichtet von seinen ersten Eindrücken.

    "Nach gut 4 Monaten in Bolivien ist es nun mal an der Zeit ein wenig Revue passieren zu lassen! Man kann gar nicht so richtig glauben, dass man schon so lange hier ist. Die Zeit vergeht rasend schnell! Dennoch kann ich mich an den ersten Tag in Südamerika noch recht gut erinnern! Nach 24h Reisezeit sind wir 8 Volontäre endlich angekommen und waren direkt geflasht von La Paz! Dadurch, dass der Flughafen sich im höher liegenden El Alto befindet, war die Fahrt nach La Paz direkt ein atemberaubendes Erlebnis!

    Bei meinem Projekt handelt es sich um das ¨Proyecto Trabajadores¨. In diesem Projekt geht es hauptsächlich darum, für die arbeitenden Leute Geld einzusammeln und zu sparen. Im Endeffekt kann man sich das als mobile Bank vorstellen. Die sogenannten ¨Trabajadores¨ )Arbeiter) sind entweder vendedoras (Verkäufer) oder lustracalzados (Schuhputzer) und in La Paz verteilt. Meine Aufgabe ist dabei, die ausgewählten Leute auf der Straße zu besuchen, um Geld einzusammeln (sog. Ahorro). Jeder gesammelte Boliviano wird von mir verwaltet und am Ende der Woche auf die Bank gebracht. Dabei kann jeder ¨Arbeiter¨ selbst entscheiden, wie viel Geld er sparen möchte. Am Ende des Jahres können die Arbeiter dann auf ihr Kapital zugreifen und es sich auszahlen lassen. Das Motiv dieses Projekts ist dabei, dass die Arbeiter auf der Straße sich nicht um ein Bankkonto bemühen müssen, sondern ihr gespartes Geld über ein Konto der Fundacion ¨lagern¨ können und somit Kosten und Zeit sparen!

    Jeder ¨Trabajador¨ wird 2-3-mal die Woche am jeweiligen ¨Arbeitsort¨ besucht. Durch die topografische Lage La Paz ´ ist es von Vorteil, gut zu Fuß zu sein! Das liegt aber nicht nur an der Topografie, sondern an der Höhe! Mit ca 3.500m über dem Meeresspiegel ist La Paz die höchstgelegenste Großstadt der Welt. Und das spürt man auch!

    Aber nicht nur an die Höhe muss man sich gewöhnen, sondern auch an andere Dinge wie zum Beispiel das Essen. Die bolivianische Küche hat vieles zu bieten, wie zum Beispiel leckere Snacks (Jawitas oder Saltenas), aber auch ziemlich kräftiges Essen (Piqü de lomo). Bis der Magen bei jedem Essen mitmacht, dauert es jedoch auch seine Zeit (...). Dies sollte aber überhaupt keine Abschreckung sein, um sich nicht mit Bolivien bzw. Südamerika beschäftigen zu wollen. Man sollte nur gewappnet sein, dass die hygienischen Bedingungen hier ein wenig anders gehandhabt werden.

    Des Weiteren kann ich nur Positives über die bolivianischen Mitmenschen äußern! Jeder ist sehr freundlich und das gilt sowohl für den Arbeitsalltag als auch für die Mitmenschen. Es ist nicht zu leugnen, dass man als großer Europäer auffällt und in gewissen Situationen durchaus auch einen Vorteil deshalb hat.

    (...)Das freie Wochenende wurde aber auch mit anderen Aktivitäten genutzt. Wie schon oben beschrieben, ist La Paz für seine topografische Lage bekannt und somit bietet es sich an, auf bestimmte Aussichtsplattformen zu ¨klettern¨, um die Stadt zu bewundern. Außerdem liegt der bekannte Lago de Titicaca ca. 1 Autostunde von La Paz entfernt und den haben wir uns als Gruppe angeschaut und sind sogar baden gegangen!

    Des Weiteren kann ich von mir aus sagen, dass seit dem letzten Monat einen gewissen Alltag herrscht. Abgesehen von unserem sozialen Engagement in unseren Projekten, gehe ich 2-3 Mal die Woche zum Kickboxen. Dies dient mir als Ausgleich zum ¨Job¨. Aus meiner Sicht ist dies auch nötig, um einfach mal auf andere Gedanken zu kommen. Es muss ja nicht unbedingt Boxen sein, aber jegliche sportliche Aktivität tut sowohl dem Körper als auch dem Kopf gut! Außerdem lernt man dadurch auch einheimische Leute kennen und kann so sehr gut Freundschaften knüpfen.

    Das Spanisch wird damit auch kontinuierlich besser! Apropos Spanisch: Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass wir natürlich alle einen großen Schritt in Sachen Spanisch gemacht haben! Jedoch muss ich sagen, dass ich es mir ein wenig leichter vorgestellt habe. Ich bin schon mit ein wenig Grundkenntnissen hier her gereist und habe mir auch ein gewisses sprachliches Ziel gesetzt. Um ehrlich zu sein, bin ich noch nicht ganz zufrieden mit meinen bisherigen sprachlichen Kenntnissen. Dies liegt wahrscheinlich auch daran, dass wir im Casa de Voluntarios nur Deutsch sprechen. Deshalb ist es für mich in den kommenden Monaten sehr wichtig, meine sprachlichen Kenntnisse noch weiter zu entwickeln!

    Insgesamt kann ich nach den vergangenen 4 Monaten sagen, dass ich mit der Entscheidung nach Bolivien zu kommen, mir selber einen großen Gefallen getan habe. Dazu kommt noch, dass mir mein Projekt sehr gut gefällt. Klar fällt es einem nicht immer leicht, gewisse ¨Marotten¨ direkt zu akzeptieren – egal ob im Projekt oder sei es nur das ständige Hupen der Autos auf der Straße. Jedoch machen solche Sachen den Auslandsaufenthalt besonders interessant. Ich bin mit der Erwartung hergekommen, neuen und vor allem unterschiedlichen Ereignissen zu begegnen und genau das hat sich bis jetzt sehr gut bestätigt. Und was noch besser ist, jeden Tag erlebt man neue Dinge. Und genau das finde ich so großartig an diesem Auslandsaufenthalt!"

  • Fundación Arco Iris - Projekt Trabajadores - Amelie Hamm

    Amelie Hamm war als Freiwillige 2015/16 bei der Fundación Arco Iris, La Paz, Bolivien, im Projekt Trabajadores.

    "Ein Jahr ist eine ziemlich lange Zeit und gleichzeitig doch auch ganz kurz. Zu Beginn kam es mir vor wie eine unüberblickbare Zeitspanne, die ich von Freunden und Familie getrennt sein werde, jetzt, rückblickend, ist die Zeit wie im Flug vergangen. Es ist so viel passiert: Zu Beginn musste ich mich einleben, eine neue Sprache lernen, mich in La Paz – einer Millionenstadt - orientieren lernen und meine Arbeit sowie viele neue Leute kennenlernen. Zum Schluss wollte ich gar nicht mehr weg aus La Paz.

    Ich habe im Projekt „Trabajadores“ der Fundación Arco Iris in La Paz, Bolivien meinen Freiwilligendienst verbracht. Mir hat von Anfang an meine Arbeit richtig gut gefallen, da es sich um ein Präventionsprojekt gehandelt hat, bei dem ich vor allem mit Menschen gearbeitet habe, die auf der Straße arbeiten und nicht so viel verdienen, zum Beispiel Schuhputzer*innen und ambulante Verkäufer*innen. Ich besuchte sie täglich an ihrem Arbeitsplatz, unter anderem auch um jedes Mal ein kleines bisschen Geld zu sparen, wozu sie sich bei der Anmeldung im Projekt selbst verpflichtet hatten, damit bei größeren und notwendigen Anschaffungen ein Budget dafür zur Verfügung stand. Ich konnte meist draußen auf der Straße sein, sehr selbstständig arbeiten, viel mit den Menschen reden, ihre Geschichte hören und einfach super viel über das tägliche Leben in den Straßen von La Paz erfahren.

    Zu meinem Projekt gehörte auch die Arbeit mit Jugendlichen, die gleichzeitig studieren und arbeiten. Mit diesen Jugendlichen und mit den Erwachsenen wurden auch Seminare abgehalten, beispielsweise zu den Rechten, die sie besitzen, zur Erziehung und zum Umgang mit Geld, zu psychologischen Themen wie Stress im Studium, etc. Das war besonders spannend, weil hierbei das ganze Arbeitsteam zusammengearbeitet hat, da in meinem Projekt Sozialarbeiter*innen, Psycholog*innen, Erzieher*innen beschäftigt waren und aus allen Bereichen etwas in diese Seminare einfließen konnte. Ich durfte dabei auch mithelfen und habe das als sehr bereichernd erlebt.

    Generell habe ich die Arbeitsatmosphäre als entspannt empfunden, mir als Freiwillige wurde viel zugetraut und ich fand, dies war zwar einerseits eine große Aufgabe bzw. Herausforderung, andererseits hat es mich aber sehr schnell in die Arbeit eintauchen lassen und ich bin an der Herausforderung gewachsen. Die Zusammenarbeit im Team habe ich als sehr wichtig empfunden und ich habe mich auch jederzeit bei Fragen an verschiedene Ansprechpartner wenden können. Ich habe (auch durch meine Arbeit) wirkliche Freunde in Bolivien gefunden und ich denke, ich habe unglaublich viel gelernt von den Menschen und während der Arbeit mit ihnen, weil sie mich an ihrem Leben haben teilhaben lassen und mir viel von ihren Erfahrungen erzählt haben.

    Außer meinen neuen Freunden, die mir natürlich bei vielen neuen Situationen geholfen haben, die für mich als Europäerin komisch, schwierig oder unverständlich waren, waren für mich eine sehr große Stütze die weiteren Freiwilligen, die bei der Fundación Arco Iris gearbeitet haben. Wir wohnten alle zusammen in einer großen WG und ich konnte mich bei Problemen oder schwierigen Phasen mit ihnen austauschen, und da wir alle in einer ähnlichen Situation waren, gab es sehr viel Verständnis untereinander und auch bei Heimweh konnten wir uns gegenseitig unterstützen. Das hat sich auch auf unser Leben als Gruppe ausgewirkt, wir hatten direkt eine gute Verbindung und haben auch oft etwas zusammen unternommen. Wir konnten auch an den typischen Festen teilnehmen und als Gruppe sogar bei einem der größten Straßenumzüge mittanzen.

    In La Paz ist das Leben natürlich ein anderes als auf dem Land in Bolivien, in der Stadt gibt es viel Tourismus, viel zu unternehmen und auch nach der Arbeit kam keine Langeweile auf. Trotzdem ist es natürlich ein großer Unterschied zum Leben in Deutschland, da die Kultur und die Gewohnheiten der Menschen in Bolivien ganz anders sind, natürlich einerseits im Essen, andererseits beim Einkaufen auf dem Markt, beim Arbeitsrhythmus, in der politischen Beteiligung – als ich in Bolivien war, gab es sehr häufig Demonstrationen zu verschiedensten Themen, was in Deutschland zu dem Zeitpunkt nur sehr selten in meiner unmittelbaren Nähe stattfand.

    Auf dem Land wiederum lässt sich eine ganz andere Welt erleben, in Dörfern mit unter hundert Einwohnern und ohne Anbindung an den öffentlichen Verkehr.

    Insgesamt war mein Freiwilligendienst eine tolle Erfahrung, ich bin schon mehrfach nach Bolivien zurückgekehrt und habe immer noch etwas Neues entdecken können, was ich davor noch nicht kannte. Sei es bezüglich des Essens oder ein Ort, an den ich noch nicht gereist war oder auch ein Ort, an dem ich schon war.

    Bolivien hat eine unglaublich vielfältige Landschaft und viele verschiedene Kulturen, bei denen es sich auf jeden Fall lohnt, sie unvoreingenommen kennenzulernen. Besonders in La Paz verändert sich auch ständig die Umgebung, in den letzten Jahren wurden ein großes Seilbahnnetz und viele neue Busrouten im Personennahverkehr ausgebaut und die Modernisierung trifft auf viele verschiedene Kulturen und Traditionen und ich glaube, gerade deswegen hat La Paz und die Arbeit hier einen so großen Eindruck auf mich gemacht."

Erfahrungsberichte Malta

  • Bright Sparks Childcare - Linda Raiser

    Linda Raiser absolvierte ihren Internationalen Freiwilligendienst 2020/21 im Bright Sparks Childcare Center auf Malta und gibt einen kurzen Einblick in ihre Arbeit.

  • kellimni.com - Adrian Opozda

    Adrian Opozda unterstützte das Projekt kellimni.com in der online role im Jahrgang 2019/20 und berichtet von seinen Aufgaben:

    "Ich habe für das Projekt kellimni.com auf Malta gearbeitet. Kellimni.com ist ein Dienst, der Unterstützung zu allen möglichen Problemen anbietet und einem durch die schwierige Zeit ein offenes Ohr bietet.

    Ich war für die Bewerbung des Dienstes im Internet zuständig, d.h. die Posts auf den Social-Media-Kanälen und die Artikel auf der Homepage. Anders als bei der offline role hatte ich immer denselben Ablauf. Montags kümmerte ich mich um die Statistiken, d.h. die Reichweite, die Likes, etc. unserer Posts oder unserer Homepage und trug sie in eine Tabelle ein. Nachdem ich damit fertig war, plante ich die Posts für die nächste Woche. Hierbei sammelte ich zunächst Ideen, habe diese dann in einem Kalender eingetragen und überlegte mir, welche Beiträge an welchem Tag gepostet werden sollten. Dabei habe ich darauf geachtet, dass die Posts in einer logischen Reihenfolge gepostet werden würden. In der Regel habe ich mir für jede Woche ein Thema ausgesucht und anhand von diesem die Beiträge aufgebaut. Nachdem der Plan stand, ging es an die Umsetzung. Die nächsten Tage habe ich mir überlegt, wie ich die Beiträge gestalte und welche Caption sie erhalten sollten. Zwischendurch habe ich immer wieder mal Kollegen bei der Gestaltung von Flyern oder Posts für deren Projekte geholfen. Nach ein paar Tagen war ich mit der Gestaltung der Posts fertig und habe sie vom Projektleiter überprüfen lassen. Wenn etwas nicht gepasst hat, habe ich mich nochmal drangesetzt und den Post angepasst, aber meistens war alles in Ordnung und ich konnte diese auf Facebook für die nächste Woche in einem Zeitplan hochladen.

    Ab und zu hatten wir dann noch abends oder am Wochenende Events, auf denen wir Flyer und anderen Merch verteilten.

    Wie man sieht, hat man in der online role einen recht geregelten Ablauf, da jede Woche dieselben Aufgaben erledigt werden müssen. Durch die Events und die Aufgaben der Kollegen kommt es zu ein bisschen Abwechslung. Nichtsdestotrotz hatte ich immer Lust zur Arbeit zu gehen und habe die Zeit dort genossen. Auch, weil die Kollegen sehr freundlich waren und somit immer eine angenehme Atmosphäre im Büro vorherrschte. Es hat mir auch sehr viel Spaß gemacht, mich kreativ ausleben zu dürfen und meine Fähigkeiten zu erweitern."

  • kellimni.com - Anne Klein

    Anne Klein unterstützte das Projekt kellimni.com im Jahrgang 2019/20 und erzählt von einem typischen Arbeitsalltag:

    "Kellimni.com ist eine Website, die Online-Seelsorge anbietet, wenn jemand ein Problem hat und sich niemanden anvertrauen kann. Man kann über die Website mit einem Mitarbeiter chatten und die Mitarbeiter hören einem dann zu und ermutigen einen. Kellimni.com ist ein Teil von SOS Malta, einer maltesischen Hilfsorganisation, die sich unter anderem für Flüchtlinge und Obdachlose einsetzt.

    Als offline role bei Kellimni kümmert man sich um das offline Marketing. Ich habe Veranstalter von Festen und Messen angeschrieben und gefragt, ob wir einen Stand auf dem Fest haben können, um Flyer zu verteilen und die Website Kellimni.com bekannter zu machen. Bei den Veranstaltungen war ich auch vor Ort und habe Flyer verteilt und Fragen beantwortet. Außerdem gehörte zu meiner Aufgabe, Flyer, T-Shirts, einen Roll-up Banner und Merchandise zu designen und drucken zu lassen.

    Eine weitere Aufgabe war, Schulen und Jugendgruppen anzuschreiben und zu fragen, ob diese Interesse an einem Workshop über ein bestimmtes Thema der Psychologie haben oder eine generelle Präsentation über Kellimni. Die Workshops habe ich dann auch selbständig vorbereitet und zusammen mit meinem Kollegen Kurt abgehalten. Die Themen waren unter anderem Depressionen, Mobbing, Einsamkeit, Angstzustände und noch vieles mehr. Die Workshops hält man auf Englisch. Meistens beginnt man mit einem Aufwärmspiel, dass in die Thematik einsteigt. Wir haben immer versucht, die Schüler viel mitdiskutieren zu lassen. Das Interesse der Schüler war immer sehr hoch, weil die Themen sie sehr angesprochen haben. Die Jugendlichen haben immer viel mitdiskutiert und waren auch froh, dass wir über Themen gesprochen haben, die leider oft noch ein Tabuthema sind. Ein Workshop geht entweder über eine Schulstunde (40 min) oder zwei Schulstunden (1h 20 min). Nach den Workshops an den Schulen hat sich auch oft die Anzahl der Chats bei Kellimni erhöht. Das war immer erfreulich zu sehen, dass man jemandem helfen konnte. Bei der Vorbereitung und der Gestaltung der Workshops kann man wirklich sehr kreativ sein und sehr selbständig arbeiten.

    Wie man sieht, gibt es bei der offline role keinen „typischen“ Tagesablauf. Es kann sein, dass man zwei Tage hintereinander an einer Schule ist, es kann aber auch mal sein, dass man tagelang im Büro ist, um Workshops zu planen oder E-Mails zu beantworten. Man sollte auf jeden Fall den Überblick über die Termine behalten. Ich habe mir immer monatlich eine Tabelle mit allen Terminen angelegt und die zusätzlich noch in meinen Handy- und Google-Kalender eingetragen. Mir hat meine Arbeit sehr viel Spaß gemacht. Die Kollegen, die bei SOS Malta und Kellimni arbeiten, sind sehr herzlich und man kann immer nach Hilfe fragen.

    Im Büro passieren auch jeden Tag irgendwelche verrückten Sachen, da wird es nie langweilig."

  • Bright Sparks Childcare - Coralie Kuhlmann

    Coralie Kuhlmann verbrachte das Jahr 2018/19 im Bright Sparks Childcare Center auf Malta und berichtet über ihr Leben auf Malta und ihre Rolle als Freiwillige:

    "1. Erwartungen

    Ich weiß noch, dass ich vor einem Jahr, kurz vor meiner Abreise, sehr aufgeregt war. Ich wusste nicht wirklich, was mich erwarten wird und hatte Respekt davor, so lange von meiner Familie und meinen Freunden getrennt zu sein. Ich bin zuvor noch nie über einen längeren Zeitraum im Ausland gewesen und wusste somit nicht, wie schnell oder gut ich mich in einem fremden Land einleben kann. Ich habe versucht, nicht so viel darüber nachzudenken, sondern es einfach auf mich zukommen zu lassen und das hat auch ganz gut funktioniert. Ich hatte keine riesigen Erwartungen an das Jahr. Ich wollte einfach nur etwas Neues erleben, mein altes und etwas monotones Leben für eine Zeit lang hinter mir lassen und aus mir herauskommen. Diese Erwartungen wurden alle erfüllt.

    2. Meine Arbeit

    In dem Jahr habe ich viele neue Sachen gelernt. Durch meine Arbeit habe ich viel über frühkindliche Entwicklung erfahren. Zum einen in der Theorie, durch die Vorträge, die ich mit meinen Arbeitskolleginnen besucht habe. Und zum anderen habe ich natürlich auch praktisch sehr viel Erfahrung mit den kleinen Kindern sammeln können. Ob es nun spielen, füttern, Windeln wechseln oder trösten war, meine Zeit in dem Kindergarten war auf jeden Fall sehr lehrreich. Aber ich habe auch viel über mich selber herausgefunden und dazu gelernt. Wegen des Auslandsjahres bin ich nun nicht mehr so ängstlich gegenüber neuen Situationen und lasse sie auf mich zukommen, ohne mir den Kopf darüber zu zerbrechen, was passieren könnte. Ich habe gemerkt, dass ich in meinem Leben noch viel mehr reisen und sehen möchte und habe mir vorgenommen aktiver zu sein und viel öfter etwas zu unternehmen oder Ausflüge zu machen. Denn das hat mir in Malta in meinem Alltag sehr gut gefallen. Meine Rolle als Freiwillige würde ich als helfende Hand bezeichnen. Ich durfte ja nicht alleine eine Gruppe von Kindern übernehmen und das wäre mir auch zu viel gewesen. So habe ich immer mit einer Erzieherin zusammengearbeitet und ihr geholfen auf die Kinder aufzupassen. Ich konnte dann eine Windel wechseln gehen oder ein Kind füttern, während meine Kollegin bei den anderen Kindern geblieben ist. Das war natürlich sehr praktisch und die Kinder konnten so noch individueller betreut werden. Die meiste Zeit habe ich einfach mit den Kindern gespielt und mich um sie gekümmert und versucht ihnen so oft wie möglich ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern.

    Für jeden, der seine Zeit gerne mit kleinen Kindern verbringt, ist die Position als Freiwillige/r in dem Kindergarten auf jeden Fall geeignet. Man muss aber viel Motivation, Nerven und Geduld mitbringen. Da es noch ziemlich kleine Kinder sind, haben sie nicht immer auf mich und die Erzieher gehört und haben auch öfter geweint als Kindergartenkinder. Die teilweise ziemlich anstrengende Arbeit und der Dauerlärm müssen einem vorher bewusst sein. Aber wenn man dort mit einer positiven Ausstrahlung auftaucht und Spaß an seiner Arbeit hat, dann lieben dich die Kinder sofort. Bei mir hat es auch nicht lange gedauert, bis sie mir um den Hals gefallen sind, als ich jeden Morgen den Kindergarten betreten habe. Und dafür lohnt es sich jeden Morgen aus dem Bett aufzustehen.

    3. Die Insel

    Mein Eindruck von Malta hat sich während des Jahres eigentlich nicht großartig verändert. Ich wusste vorher nicht viel über das Land und hatte nur die Adjektive im Kopf, die wir bei den Seminaren zuvor gesammelt haben. Kleine Insel, offene und stolze Bewohner, chaotisch aber auch relaxed. Und so habe ich das Land und die Einheimischen auch wahrgenommen. Ich habe natürlich mehrere Dinge dazugelernt. Zum Beispiel über die Festas, die im Sommer fast jede Woche in einer anderen Stadt veranstaltet werden. Oder auch über die Spezialitäten wie Pastizzi, Kinnie oder Cisk, die es nur in Malta gibt. Aber so im Allgemeinen hat sich meine Auffassung von Malta nicht viel geändert. Die Auffassung von Deutschland hat sich dagegen schon etwas gewandelt. Ich habe jetzt einen Einblick in ein anderes Land und eine andere Lebensweise bekommen, womit ich Deutschland nun manchmal vergleiche. Ich bin zum Beispiel jetzt dankbarer für die deutsche Pünktlichkeit und Organisation. Zum anderen fehlt mir hier die gechillte Art der Malteser beim Arbeiten oder generell die entspannte Mentalität. Davon könnte man sich hier noch eine Scheibe abschneiden."

    4. Auswirkungen auf mein weiteres Leben

    Ich finde es jetzt schwer zu sagen, welche Erfahrungen sich auf mein weiteres Leben auswirken werden. Ich finde, einfach die gesamte Erfahrung im Ausland gewesen zu sein hat mich geprägt. Ich fühl mich viel bereiter und ein wenig reifer für das Studium. Ich habe nicht mehr so große Panik vor neuen Situationen. Und mir fällt es jetzt etwas leichter auf neue Menschen zuzugehen. Es gibt bestimmt noch viel mehr Dinge, die mir jetzt nicht einfallen, aber das sind so die Veränderungen, für die ich am dankbarsten bin.

    5. Fazit

    Um es zusammenzufassen, hatte ich ein wirklich schönes Jahr mit ein paar Hürden, aber sehr viel mehr schönen Momenten. Ich bin sehr froh, dass ich mich aus meiner Komfortzone gezwungen und das Jahr in Angriff genommen habe. Ich bin dadurch als Person sehr gewachsen und konnte gleichzeitig etwas Gutes für den Bright Sparks Kindergarten tun. Zum Teil hatte ich auch Heimweh, aber darüber bin ich auch immer hinweggekommen. Und der Fakt, dass ich einmal komplett ein Jahr weg war, macht es jetzt leichter auszuziehen für mein Studium. Denn ich bin nicht viel unabhängiger und kann alleine wohnen. Ich weiß, wenn ich es schonmal geschafft habe, mich in einer fremden Stadt zurechtzufinden und einzuleben, dann schaffe ich das auch nochmal für mein Studium.

    Deshalb bin ich unendlich dankbar, dass ich die Chance bekommen habe, ins Ausland zu gehen und mich weiterzuentwickeln. Ich bereue es nicht und würde es jederzeit wieder machen.

Erfahrungsberichte Finnland

  • Konsti - Jonna Vogel

    Konsti - Jonna Vogel

    Jonna Vogel unterstützt in ihrem Freiwilligendienst den Konsti Kindergarten in Kerava. Für den Zwischenbericht hat sie uns einen Radiobeitrag verfasst und erzählt von ihrer Zeit in Finnland.

  • Konsti - ein Video von Jonna Vogel und Hannah Strnad

    Jonna Vogel und Hannah Strnad unterstützen während ihres Freiwilligendienstes die ErzieherInnen im Kindergarten Konsti und stellen uns ihr Leben in einem Video vor.

  • Spielhaus - Katharina Lisken

    Katharina Lisken verbringt im Jahrgang 2019/20 ihren Freiwilligendienst im Spielhaus in Kerava und erzählt von ihren ersten Monaten in ihrer Wahlheimat für ein Jahr.

    Das Land

    Finnland, ein Land voller Seen, Birken und Kiefern. Die Menschen, die dort leben, strahlen eine innere Ruhe und Zufriedenheit aus, die ich spüren kann, wenn ich durch die Straßen hier ziehe. So einen großen Unterschied zu Deutschland gibt es im ersten Moment gar nicht. Den habe ich auch nicht wirklich erwartet, wir sind hier in einem europäischen Land und an jeder Ecke findet man beispielsweise Läden, die es genauso auch bei uns in Deutschland gibt. Und doch ist es etwas anders hier. Angefangen bei der Kälte: +2 Grad in Deutschland waren echt kalt und man hat sich in extra viele Lagen eingepackt. +2 Grad hier sind schon fast warm. Genau das liebe ich hieran. Zwar war mir vor dem Jahr schon klar, dass ich ein Wintermensch bin, doch diese Selbsteinschätzung wurde mir hier mehr als bestätigt.

    Obwohl wir jetzt, Anfang Dezember, noch nicht die großen Schneemassen haben, stecken wir schon mitten im Winter. Die letzten eineinhalb Monate kam es des Öfteren vor, dass plötzlich kleine Schneeflocken vom Himmel fielen.

    Die Luft hier in Finnland ist ebenfalls unterschiedlich zu Deutschland. Dank der vielen Bäume hier ist die Luft, selbst in der Stadt, um einiges frischer und man hat das Gefühl freier atmen zu können. Die Natur hier bringt mich regelmäßig zum Staunen. Sie vermittelt mir eine endlose Weite, gerade, wenn man etwas außerhalb von der Stadt ist. Entgegen den typisch finnischen Stereotypen sind nicht alle Finnen verschlossen und unfreundlich.

    Gerade in der Kita, wo sowohl Finnen, Deutsche, wie auch Deutsche, die seit langem in Finnland leben, zusammen arbeiten, spürt man eine tiefe Herzlichkeit. Alle sind offen, freundlich, liebenswert und hilfsbereit, was deutlich zu einer guten Arbeitsatmosphäre beiträgt.

    Die Menschen, die wir außerhalb der Kita erleben, passen schon eher in die Kategorie, verschlossene, vielleicht auch etwas schüchterne Menschen. Unsere Nachbarn beispielsweise sehen wir kaum und es findet kein Wortwechsel statt und dabei wohnen wir in einem relativ großen Mehrfamilienhaus.

    Eingewöhnung

    Es hat natürlich etwas gebraucht um sich hier in der Wohnung einzurichten, doch nach dem Auspacken sah es schon viel mehr nach etwas Eigenem aus. Trotzdem hat es bis Anfang September gedauert, bis ich langsam realisiert habe, dass wir hier nicht nur im Urlaub sind, sondern länger bleiben. Die Vorstellung, ein Jahr hier zu sein, war mir noch viel zu unwirklich.

    Jetzt, Anfang Dezember spüre und realisiere ich deutlich mehr, was es womöglich heißt ein ganzes Jahr hier und weg von Zuhause zu sein. Wir haben bis jetzt viel erlebt, viel gesehen und so gut wie jedes Wochenende einen Ausflug gemacht. Es ist wahnsinnig interessant, wie viel es in einem neuen Land zu entdecken gibt.

    In der Kita war anfangs natürlich auch alles neu und die Tage waren voll von neuen Erfahrungen und Eindrücken. Doch sehr schnell hat sich daraus ein Alltag gebildet mit ähnlichen Strukturen, was mir persönlich sehr geholfen hat meinen Platz hier zu finden. Dadurch wurden die Wochentage etwas ruhiger und ich hatte am Wochenende noch mehr Energie um Ausflüge zu unternehmen, aber sich natürlich auch mal auszuruhen. Man hat mehr Zeit, Finnland zu realisieren und noch mehr zu spüren.

    Ich fühle mich natürlich noch nicht als Finne, das braucht, denke ich viele Jahre, aber das Gefühl, wenn man an der Kasse beim Einkaufen für eine Finnin gehalten wird, da man das einfachste versteht und auf Finnisch antworten kann, ist jedes Mal ein kleines Erfolgserlebnis. Auch das Ankommen am Bahnhof hier in Kerava ist mittlerweile ein vertrautes Gefühl. Ich kann sagen, dass wir uns inzwischen hier schon echt gut auskennen.

    Arbeitsstelle

    Ich arbeite hier in Kerava in einer deutsch-finnischen Kita, dem „Spielhaus“. Dort gibt es drei unterschiedliche Gruppen, die Zwerge (0-3 Jahre), die Riesen (3-5 Jahre) und die Vorschule (6-7 Jahre). Uns wurde die Möglichkeit gegeben, uns in Ruhe die einzelnen Gruppen anzusehen, um herauszufinden, wo genau wir mithelfen wollen. Ich habe mich für die Zwergengruppe entschieden und es war die absolut richtige Entscheidung. Jeden Sonntagabend freue ich mich auf die nächste Woche und auf meine kleinen Zwerge.

    Doch nur weil man sich für eine Gruppe entschieden hat, bedeutet das nicht, dass man zu den anderen Kindern keinen Kontakt hat. Das Prinzip im Kindergarten ist sehr offen und so verbringe ich zum Beispiel viel Zeit in der Mittagspause, während meine Kinder schlafen, bei den Riesen in der Gruppe. Generell sind mir alle Kinder und auch die Erzieherinnen sehr ans Herz gewachsen. Meine Aufgaben in meiner Gruppe sind beispielsweise die Unterstützung beim Anziehen, gemeinsames Essen/ auch füttern, schlafen legen und Tränen trösten. Ich verbringe viel Zeit mit Wickeln, was für mich allerdings überhaupt kein Problem ist. Außerdem lese, bastel und spiele ich viel mit den Kindern. Generell brauchen gerade die Kleinsten noch viel Aufmerksamkeit und Zuneigung und die Umarmungen und Kuscheleinheiten gebe ich ihnen gerne. Viele können vielleicht noch nicht richtig sprechen, doch ich bekomme jeden Tag so viel von den Kindern zurück und mittlerweile kann ich beobachten, wie die Kinder das Vertrauen zu mir aufgebaut haben und sich in meiner Gegenwart sicher und wohlfühlen.

    In meinem Team fühle ich mich ebenfalls sehr gut aufgehoben, wir machen viele Witze gemeinsam und ich kann egal mit welchem Anliegen auf sie zukommen. Ich übernehme immer mehr Verantwortung und denke mit, was mir schon als positives Feedback zurückgegeben wurde. Meine Aufgaben wurden mir von Tag zu Tag klarer und mittlerweile erledige ich viel aus Eigeninitiative. Ich habe auch immer mehr den individuellen Umgang mit den Kindern erfahren und verinnerlicht. Im Team wurde ich schnell integriert, ich fühle mich dort wohl, wertgeschätzt und wir alle spüren die Dankbarkeit, dass wir da sind und die Erzieherinnen unterstützen.

    Zu unseren täglichen Aufgaben gehören auch viele hauswirtschaftliche Tätigkeiten, die nicht unterschätzt werden dürfen. Mittlerweile haben wir jedoch eine gute Routine und das Putzen der Hygienebereiche und der Gruppenräume nimmt nicht mehr allzu viel Zeit in Anspruch. Auch in diesem Bereich ist es schön das Team zu unterstützen und ist jemand von uns mal krank, helfen unsere Kolleginnen ebenfalls beim Putzen.

    Glücksmomente

    Einer meiner größten Glücksmomente ist zu sehen, welches Vertrauen die Kinder in meiner Gruppe zu mir aufgebaut haben und wie sicher sie sich bei mir fühlen. Morgens werde ich mit offenen Armen und strahlenden Gesichtern empfangen. Einige der Kinder kommen auf mich zugelaufen und wollen auf den Arm genommen werden. Das gibt mir das Gefühl gebraucht zu werden und ich fühle mich dadurch sehr willkommen. Oder auch das Einschlafen auf meinem Arm, wenn unser Kleinster mal wieder zu müde ist und seinen Kopf auf meine Schulter legt. Aber auch das Vertrauen meiner Kolleginnen in mich, ist einer meiner Glücksmomente. Nicht zu vergessen, die Momente, wenn es plötzlich zu schneien beginnt oder ich morgens aus dem Fenster sehe und die schönen Bäume vor unserem Haus mit Schnee bedeckt sind. Die Wahnsinns-Natur hier und die Momente, wo mir intensiv bewusst wird, wie dankbar ich für das alles hier bin, zählen auch zu meinen persönlichen Glücksmomenten.

    Als abschließende Worte möchte ich nochmals erwähnen, dass ich für mich die wohl beste Entscheidung getroffen habe und ich sehr glücklich und dankbar bin hier zu sein. Ich bin jetzt schon gespannt, inwieweit ich mich hier verändern und finden werde und ich weiß schon jetzt, dass ich Schwierigkeiten haben werde, mich von all dem hier zu verabschieden. Obwohl ich auch gemerkt habe, dass ich meine Heimat vermisse und dass dort in der Nähe mein Platz für die Zukunft sein wird. Doch natürlich wird Finnland für mich immer ein sehr großer und schöner Teil sein.

    „Wenn Sie Ihr Kind heute sauber aus der Kita abholen, hat es nicht gespielt und nichts gelernt.“ Maria Montessori

    „Man kann in Kinder nichts hineinprügeln, aber vieles herausstreicheln.“ Astrid Lindgren

Erfahrungsberichte Norwegen

  • Lundheim - Madita Neuner

    Im Jahrgang 2023-24 ist Madita Neuner als freiwillige in der Lundheim folkehogskole tätig und berichtet von ihren Eindrücken.

    Norwegen, das Land der Fjorde und Polarlichter. Eine atemberaubende Natur und eine höchstfortschrittliche Gesellschaft, die Wert auf Nachhaltigkeit, Chancengleichheit und Gesundheit legt. Das waren meine ersten Assoziationen mit Norwegen. Die Schönheit der Natur kann natürlich nicht geleugnet werden. Seen, Felsen und wunderschöne Wälder begegnen mir bei jedem Spaziergang. Vor allem der Wechsel der Jahreszeiten ist faszinierend zu beobachten. Bezüglich des Alltags muss mein Standort berücksichtigt werden. Moi ist ein kleines Dorf mit ca. 2000 Einwohnern. Hier gibt es zwei Supermärkte, ein Schwimmbad und eine Bäckerei und einen Polizisten. Für mich komplettes Neuland, da ich aus Stuttgart komme und eher mit der städtischen Anonymität vertraut bin. Hier in Moi kennt man sich. Bei Angeboten, wie der julemesse (Weihnachtsmesse), Konzerten des Kirchenchors und dem Flohmarkt in der Sporthalle sah man immer vertraute Gesichter aus der Schule. Man ist hier unter sich im kleinen Moi. Auch Norwegen generell erweckt den Eindruck, dass es eher für sich da ist. In der Schule wird eher weniger über aktuellen politischen Entwicklungen und internationale Konflikte gesprochen. Eine Woche gab es, in der Spenden für Projekte in Uganda und Tansania gesammelt wurden. Aus unserer deutschen Perspektive wurde jedoch nicht wirklich über die generelle Problematik und Ursachen der globalen Disparitäten gesprochen und informiert. Auch Stromsparen oder sich vegetarisch zu ernähren ist hier nicht wirklich verbreitet. Natürlich bezieht sich dies auf Erfahrung an dieser Schule, jedoch verstärkt es meinen Eindruck von Norwegen, als ein Stück heile Welt.

    Das Projekt meines IJFDs in Norwegen ist die Lundheim folkehøgskole. Dies ist ein integratives Internat, in dem sich junge Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen nach dem Schulabschluss zu Themen ihrer Wahl weiterbilden können. Dabei wird großer Wert auf die Gemeinschaft in der Schule und das Wohlbefinden der Schüler gelegt. Meine Aufgaben als Stipendiat (Bezeichnung der norwegischen und deutschen Freiwilligen) kann man in drei Teilbereiche einteilen. Der erste Teilbereich ist die Internatsarbeit.

    Dazu gibt es einen Schichtplan, der aus Spät- und Frühschichten besteht. Man hilft den Schüler morgens beim Aufstehen, abends beim ins Bettgehen und tagsüber beim Essen, aufs Klo gehen und Duschen. Da es sich hierbei um Bereitschaftsdienst handelt und jeder Tag etwas anders abläuft, gibt es natürlich Schichten in denen man mal mehr und mal weniger zu tun hat. Des Weiteren ist ein Teil der Internatsarbeit als Person und Gesprächspartner anwesend zu sein. Das heißt, wenn Schüler Gesellschaft brauchen oder Fragen haben, ist man als Ansprechperson erreichbar.

    Ein anderer Teilbereich ist der Unterricht. An einer folkehøgskole gibt es keine normalen Fächer wie Deutsch, Englisch oder Mathe. Hier gibt es Fächer wie E-Sport, Cosplay oder Gla´mat (Kochen). Ich bin in den Linien Film og Foto und Allround eingeteilt. In Film og Foto helfe ich Schülern, die etwas mehr Begleitung brauchen, zum Beispiel bei Fotoaufgaben. Auch beim Umgang mit den iMacs oder Programmen wie Final Cut Pro unterstütze ich die Schüler. Allround ist für Schüler, die etwas mehr Hilfe benötigen. Ein wichtiger Teil dieses Faches ist das ADL-Training (activities of daily life). Das heißt wir trainieren Fertigkeiten, wie zum Beispiel Wäschewaschen, Bestellungen aufzugeben oder mit den rolltalks zu kommunizieren. Dies soll den Schülern ermöglichen unabhängiger und eigenständiger in ihrem Alltag nach diesem Jahr zu sein. Jedoch verbringen wir auch viel Zeit damit, nette Gespräche zu führen, Filme zu schauen oder an die frische Luft zu gehen.

    Der dritte Teilbereich besteht darin, Freizeitaktivitäten für die Schüler zu organisieren, an denen sie freiwillig teilnehmen können. Das können sportliche Aktivitäten, wie Frisbee-Golf oder Volleyball spielen sein. Aber auch gemütliche Aktivitäten, wie Armbänder knüpfen oder zusammen etwas backen, sind sehr beliebt.

    Wie zu sehen ist, sind unsere Aufgaben sehr vielfältig und weitreichend. Wir wurden jedoch anfangs Schritt für Schritt in alle Aufgabenbereiche eingeführt und werden immer noch sehr gut begleitet und unterstützt.

    Im Zuge meiner unterschiedlichen Aufgabenbereiche, gestaltet sich mein Alltag aufgaben- und zeittechnisch sehr abwechslungsreich. Es gibt Tage, die von morgens bis abends voll sind, Wochen, in denen auf eine Spätschicht direkt eine Frühschicht folgt und Wochenende, an denen man Dienst hat. Dann gibt es jedoch auch Tage, an denen man nur ein paar Stunden arbeiten muss oder sogar komplett frei hat. Sein eigenes Privatleben muss man dann in die freien Stunden/Tage versetzen. In manchen Wochen kommt dies etwas zu kurz und in anderen Wochen hat man wieder ganz viel Zeit für andere Aktivitäten. Daran muss man sich erst gewöhnen. Es hat aber auch seine Vorzüge, da kein Tag langweilig ist. Ich persönlich probiere unter der Woche meine freien Stunden zu nutzen, in dem ich spazieren gehen, schwimmen gehen oder einfach nur einen Film schaue und dabei stricke. Am Wochenende telefoniere ich gerne mit meiner Familie und Freunden. Kleine Ausflüge wie zum Beispiel nach Flekkefjord oder Stavanger mit dem Schulauto haben wir auch schon unternommen. So etwas tut immer besonders gut, da aufgrund dessen, dass man am Arbeitsplatz wohnt, der Alltag schon sehr von der Arbeit eingenommen ist.

    Eine richtige work-life balance zu haben ist hier dementsprechend sehr herausfordernd. Hierbei ist es wichtig klare Grenzen zu setzen und zu erkennen, wann man sich Zeit für sich nehmen sollte oder mal etwas abschalten muss.

  • Lundheim - Nele Lammers

    Nele Lammers verbringt Ihren Internationalen Freiwilligendienst im Pandemie-Jahr 2020-21 in Norwegen und erzählt in einem Podcast, wie es ihr hierbei so ergeht und welche Aufgaben sie vor Ort im Internat hat.

Erfahrungsberichte Griechenland

  • Deutsche Schule in Athen - Philipp Thewes

    Philipp Thewes ist im Jahrgang 2023-24 in Athen an der Deutschen Schule als Freiwilliger vor allem in der Grundschule tätig und berichtet über seine Erfahrungen in einer Großstadt und in der Deutschen Schule. 

    Die trockene Hitze und der beißende Geruch des fast kochenden Asphalts - das war wohl das aller Erste, was mir dieses Land um die Ohren gehauen hatte, als ich Ende August dieses Jahres meine ersten Schritte raus aus dem Athener Flughafen gemacht hatte und den Boden meiner neuen Heimat auf Zeit betrat. Seitdem sind jetzt über 3 Monate vergangen. 3 Monate, die mich jetzt schon nachhaltige und grundlegend in meinem Denken, meiner Wahrnehmung und meinem Handeln verändert haben. 3 Monate, die mich jetzt schon an persönliche und emotionale Grenzen gebracht haben, die ich so niemals an mir vermutet hatte. Und 3 Monate, die mir jetzt schon gezeigt haben, was diese Persönlichkeitsentwicklung, von der alle immer reden und dieser schöne Satz „geh mal 1 Jahr ins Ausland, um deinen Horizont zu erweitern“ eigentlich wirklich für einen selbst bedeutet. Und so viel kann ich am Anfang schonmal vorweg nehmen: die Aussage unseres Ansprechpartners hier Vorort, die er mir auf unserem Weg vom Flughafen in die Athener Innenstadt am Tag meiner Ankunft mitgab „in Athen spürt man alles irgendwie intensiver; sowohl die Hochs als auch die Tiefs“, hat sich in mir eingebrannt und bereits zu 100% zugeschlagen.

    Aber um die Dramaturgie der Einleitung etwas zu nehmen, ist es wohl sinnvoll sich zunächst einmal die positiven Facetten Griechenlands anzuschauen, welche dieses Land einzigartig machen und das Lebensgefühl hier am besten beschreiben. (...)

    Es herrscht eine schwer zu beschreibende „Ruhe im Chaos“, wenn man durch die Straßen Athens schlendert. Sei es, wenn ich morgens an der Universität vorbei zur Metro laufe oder mittags über den Syntagma-Platz zum Nationalgarten spaziere. Eigentlich sieht man nie eine Person die gestresst oder hektisch durch die Straßen läuft, es sei denn sie hat eine Uniform an oder einen Molotowcocktail in der Hand. Es scheint, als hätte sich die ganze Stadt und alle Menschen darauf geeinigt, ihren Alltag und ihr Leben mit so wenig Hektik wie möglich gestalten zu wollen. Das über all dem stehende Motto lautet: „σιγά, σιγά (siga siga)“, was wörtlich übersetzt „langsam, langsam“ bedeutet und grade zu sinnbildlich für die Mentalität und das Lebensgefühl hier steht. Dennoch kommt bei all dieser fundamental entspannten Haltung das Chaos hinzu. Eigentlich paradox, dass bei all der Entspannung Chaos entstehen kann, trotzdem spürt man auch das jeden Tag, zu jeder Zeit und an jedem Ort. Gerade der Straßenverkehr spiegelt diesen Zustand perfekt wider:

    So fahren Busse eigentlich so gut wie nie zu ihrer vorgegebenen Abfahrtszeit (d.h. sie sind nicht unbedingt immer zu spät, sondern auch gerne mal viel zu früh), Einbahnstraßen werden, solange sie breit genug sind in beide Fahrtrichtungen genutzt, Ampeln stehen eigentlich nur da damit irgendetwas cool grün oder rot leuchtet, Straßen werden einfach so ohne Vorwarnung aufgerissen und beim TÜV der Autos gilt das Motto „Hauptsache fährt noch“. Man muss oft schmunzeln in dieser Großstadt… und ich glaube das ist auch die beste Art damit umzugehen.

    Gleichzeitig beschreibt „diese Ruhe im Chaos“ auch die Mentalität der Griechen nahezu perfekt, wobei das Wort Chaos hier wohl eher mit dem Wort Lautstärke ersetzt werden muss.

    Man würde wohl erst merken, wie ruhig es zuhause eigentlich ist, wenn man mal eine längere Zeit hier war und dann zurück nach Deutschland fliegt.(...). Und das hat gleich mehrere Gründe:

    Zum einen wäre da die griechische Angewohnheit Rollermotoren gerne mal morgens um 5 in einem Wohngebiet zu testen oder jegliches Hämmern und Bohren am allerliebsten abends um 11 zu erledigen. Ist aber ja eigentlich völlig verständlich - ich mein - der Motor muss eben morgens bevor es auf die Arbeit geht einmal getestet werden und Abends überkommt mich selbst auch öfters mal die völlig deplatzierte Motivation Regale aufzubauen.

    Ein weiterer Grund wären da die vielen Telefonate, die hier in Griechenland geführt werden. Am allerliebsten machen die Athener auch das gerne an öffentlichen Plätzen oder aber in der mit Menschen vollgestopften Metro. Wo ist denn bitte auch ein besserer Ort, um über sein Liebesleben, den neuesten Familienstreit oder über das Abendessen zu reden, als in der eh schon ohrenbetäubend lauten Athener Metro? Das man da dann natürlich mit seiner Stimme gegen Ankämpfen muss und den ganzen Waggon wissen lässt, dass Oma Irini heute Abend Pastizio auf dem Speiseplan stehen hat und Giorgos sich von Eleni getrennt hat, ist auch hier wieder völlig einleuchtend.

    (...) Man muss oft schmunzeln in dieser Großstadt… und ich glaube das ist auch die beste Art damit umzugehen.

    (...) Dennoch muss ich sagen, dass es eine sehr lange Weile gedauert hat diese positiven Seiten der Reizüberflutung zu erkennen und irgendwie wertschätzen zu können. Darin bestand wohl auch meine erste große Hürde in meinem Leben hier. Der Wechsel vom 300 Einwohner Dorf in eine Millionenstadt, was sich doch anstrengender und fordernder als gedacht angefühlt hat und mich sehr viel Energie gekostet hat. Aber wie an alles im Leben gewöhnt man sich früherer oder später auch daran und auch wenn es sich noch oft anstrengend anfühlt, habe ich es mittlerweile geschafft diese Reizüberflutung kanalisieren zu können und die positiven Seiten daran wertschätzen zu können. Aber um einen bessern und greifbareren Einblick in mein Leben zu bekommen, ist es wohl am einfachsten meinen Alltag hier zu schildern. Und da wir gerade so schön von den positiven Seiten erzählt haben, sollten wir am besten bei einem durchschnittlichen Wochenende starten…

    Nachdem der Freitagabend in einer Bar oder einem Club verbracht wurde, indem mir mal wieder von einem Griechen oder irgendeiner einer Erasmusstudentin die ganz persönliche Liebesgeschichte erzählt wurde, werde ich Samstagmorgens mehr oder weniger liebevoll von einem lauten Klopfen und einem freundlichen „KOMM ES GIBT FRÜHSTÜCK“ von meinen Mitbewohnerinnen geweckt.  (...) Die Tagesplanung beschränkt sich danach meistens darauf, dass man sich auf eine Uhrzeit einigt, bei der man auf den Markt gehen will, aus der dann aber meistens ein eher dehnbarer Begriff wird (was wohl auch die erste Sache ist, die man sich hier schnell und einfach angewöhnt). Gegen halb 3 schafft man es jetzt meisten auf den Markt, auf welchem man sich für ungefähr 10 - 15 Euro zwei Wochen lang mit frischem Gemüse eindecken kann. Der Markt bildet somit eigentlich immer ein Highlight. Nicht nur weil er dem eigenen Geldbeutel unfassbar gut tut, sondern weil er auch immer wieder ein Erlebnis ist. Die vielen Farben, die vielen Gerüche und die vielen Menschen verwandeln diesen Ort in ein angenehmes und buntes Treiben. Gepaart mit den „ένα ευρώ (ena efro)“ Rufen der Händler und der Musik von griechischen Straßenmusikern, fühlt es sich so an, als würde man hier endgültig in diesem Land eintauchen. Gleichzeitig bemüht man sich nicht als Ausländer aufzufallen, um nicht den Touristenpreis zahlen zu müssen. So wurde der schöne Satz „ Δεν έχω ψιλά (den echo psila)“, was soviel heißt wie „ich hab kein Kleingeld“, zu unserem besten Freund, da man mit diesem wohl - laut unserem Schuldirektor - am ehesten nicht als Ausländer identifiziert wird. (...) Mit vollgepackten Tüten und mindestens 2 neuen Pflanzen im Gepäck gehts dann wieder zurück nachhause, wo es nach einer wohlverdienten kleinen Mittagspause mit mindestens vier Freddo Cappuccinos pro Person weiter in einen Second-Hand-Laden geht, in dem mit 10 Euro der Kleiderschrank erweitert wurde. Nach einer kleinen Kochsession und einer wohlverdienten 2ten Pause geht es spät Abends gegen 11 - oder wie die Griechen sagen; Nachmittags - auf Hauspartys oder in eine Bar in Exarchia, wo der Abend dann mal langsam und gemütlich oder voller Aufregung endet.

    Nach diesem kleinen Einblick in meine Wochenenden, kommen wir nun zu meinen Aktivitäten unter der Woche, welche natürlich eng mit meiner Arbeitsstelle verknüpft sind… 

    Ganz zu Anfang sei gesagt, dass mir meine Arbeit in der Deutschen Schule Athen wirklich sehr viel Spaß macht, und dass das vor allem am Kollegium der Grundschule, meinen Ansprechpartnern Vorort und den Kindern geschuldet ist. So habe ich einen für mich perfekten Mix aus Unterrichtsbegleitung, Projektarbeit, AGs und freier Gestaltung gefunden. Der anbei abgebildete Stundenplan ist dabei wohl sehr selbsterklärend:

    Trotzdem möchte ich auch hier noch einige Punkte hervor nehmen:

    1. Unser Team „FSJ an der DSA“: Unser Team „FSJ an der DSA“ bestehend aus uns Freiwilligen und unseren Ansprechpartnern vor Ort ist unglaublich gut zusammengestellt. Mir wurde bis jetzt bei allen Problemen immer geholfen. Es wurde alles immer vertraulich behandelt und so gelegt, dass ich ein möglichst positives Jahr an der DSA verbringen kann. Dadurch sind gerade die Ansprechpartner zu einer Art „Safe-Place“ geworden, mit denen man auch über persönliche Probleme sprechen kann und die einem von ganzem Herzen gerne und ehrlich weiterhelfen wollen. Somit ist für mein Empfinden sehr schnell ein positives, fast familiäres Arbeitsumfeld mit angenehmer Arbeitsatmosphäre entstanden. 
    2. Mein Arbeitsbereich: Entgegen meinen Erwartungen werde ich vermehrt an der Grundschule und nicht am Gymnasium eingesetzt, was sich für mich aber als absolut richtige Entscheidung herausgestellt hat. So macht mir die Arbeit mit den Grundschülern um Welten mehr Spaß, als z.B. die Unterrichtsbegleitung in den siebener Klassen (die mir aber auch sehr viel Freude bereitet). Gerade die Hausaufgabenbetreuung in der 3a ist jedes Mal ein Highlight des Tages, da ich mittlerweile zu den Kinder eine persönliche Bindung aufgebaut habe und somit nahbarer bin, Vertrauen hergestellt wurde, wodurch das gemeinsame Lernen mit den Kindern beginnt aktiv Früchte zu tragen und Spaß zu machen. Weiter sind die Schwimm AG und die Fußball AG zwei Termine in der Woche, die mir sehr viel Freude bereiten und einen guten Mix an Abwechslung in den Arbeitsalltag bringen.
    3. Die Projektarbeit: Beteiligt bin ich nicht nur in den Theaterprojekten der Grundschule und Unterstufe des Gymnasiums, sondern auch im Schulsozialarbeitsprojekt „die Pausenengel“. Hierbei handelt es sich um ein Angebot, welches allen Viertklässlern offensteht und neu an der Grundschule eingeführt wird. Als „Pausenengel“ bekommen die Kinder in einigen Unterrichtseinheiten beigebracht, wie ein angenehmes soziales Miteinander funktioniert und wie jeder und jede aktiv dieses zum positiven mit gestalten kann. Gemeinsam mit der Sozialarbeiterin habe ich dieses Projekt herausgearbeitet und bei den Schülern und der Schulgemeinde vorgestellt, wodurch ich aktiv in nachhaltige Projektarbeit eingebunden bin und diese mit gestalte. Anbei ist der von mir gestaltete Flyer mit Bewerbungsformular abgebildet:
    4. Das Kollegium der Grundschule: Auch im Kollegium der Grundschule herrscht eine angenehme, familiäre und positive Arbeitsatmosphäre. So macht es eigentlich fast jeden Tag großen Spaß zur Arbeit zu kommen, gerade weil das Kollegium wie ein großes Team und eine Einheit wirkt. Die Sache, die mich hier am aller meisten positiv überrascht hat und über die ich sehr glücklich bin, ist, dass ich im Kollegium zu 100% ernst genommen werde, als vollwertiges Mitglied akzeptiert bin und nach meiner Meinung gefragt wird, obwohl ich „nur“ ein FSJler bin. Großen Anteil daran trägt meines Erachtens nach vor allem der Schulleiter der Grundschule bei, der auf wirklich beeindruckende Weise eine Atmosphäre des Wohlfühlens an der Grundschule schafft und mit dem ich voll auf einer Wellenlänge bin, was Humor und Einstellung angeht.
    5. Die negativen Erfahrungen: Glücklicherweise sind diese relativ schnell genannt - was zumindest das Arbeitsumfeld angeht - ,trotzdem bleiben auch diese nicht aus.  Was ich immer wieder merke, ist ,dass mich der Arbeitsweg doch mehr stresst und herausfordert als ich erwartet hatte. Eine Stunde pro Weg ist schon immer eine sehr lange Zeit und man fühlt währenddessen oft ein bisschen nutzlos. Dennoch hat man auch hier seine Wege gefunden sich damit zu arrangieren, Spaß macht es aber trotzdem nicht und ist somit leider eher negativ zu bewerten. Da die Lage unserer Wohnung, aber unersetzbar ist und unglaublich wertvoll, kommt man mit dem Arbeitsweg auch zurecht, was ihn aber an manchen Tagen nicht unbedingt besser macht.(...)

    Damit sollte der kleine Einblick in mein Arbeitsleben abgeschlossen sein. Was als Fazit aber bleibt, ist vor allem, dass ich unfassbar gerne an der Deutschen Schule Athen arbeite auch wenn die Arbeit mit Kindern anspruchsvoller und vor allem anstrengender ist als erwartet. Gerade das Klima und Umfeld schafft eine super Arbeitsatmosphäre, in der ich mich in der meisten Zeit wirklich super wohl fühle.

  • Evangelische Gemeinde - Michel Homann

    Michel Homann verbringt seinen Internationalen Freiwilligendienst während der Corona-Pandemie in Thessaloniki und erzählt von seiner Arbeit vor Ort:

    Wir sind jetzt schon drei Monate hier und mir ist aufgefallen, dass die Griechen einen sehr gastfreundlichen Eindruck machen und wir immer freundlich empfangen werden. Außerdem haben wir hier schon Freunde gefunden, die uns viele Dinge zur Kultur und Bräuchen erklären können. Mir ist aufgefallen, dass unsere Freunde, aber auch viele andere Griechen sehr Stolz auf ihr Land sind, was ich persönlich kaum verstehen kann, weil ich so ein Gefühl nie hatte.

    Als wir hier angekommen sind, hab ich, da es noch warm war, ein richtig südländisches Gefühl bekommen, dass sich auch in den nächsten Wochen bestätigt hat. Es war nicht nur das Klima, sondern auch die Mentalität der Menschen, das Leben zu genießen. Vielleicht ist es auch eine sehr verschwommene Ansicht, da ich sehr aufgeregt und neugierig war. Wir hatten auch bevor wir angefangen haben zur arbeiten, noch zwei Wochen freigehabt, in denen wir die Stadt zum ersten Mal kennengelernt haben und uns auch schon verschiedene Kirchen oder alte Bauten ansehen konnten, sodass ich recht schnell einen groben Überblick über diese große Stadt hatte.

    Als wir dann nach zwei Wochen angefangen haben zur arbeiten, durfte ich das erste Mal das Projekt richtig kennenlernen. Wir arbeiten in einer deutschsprachigen evangelischen Kirche, die mehreren sozialen Projekten unterstützt und auch welche selber leitet. Außerdem betreibt die Einrichtung sehr viel Gemeindearbeit und viele kirchliche Aktivitäten. Jeden Donnerstag ist in der Gemeinde Gottesdienst, den unsere Pfarrerin leitet und begleitet. Am Freitag durften wir nach einiger Zeit unsere beiden geflüchteten Familien besuchen, was mir sehr viel Spaß gemacht hat. Mit der Zeit durften wir auch eine eigene Gruppe leiten, die sich die kleinen Strolche nennt. Das sind Kinder zwischen 1 und 5 Jahren, die sich jeden Dienstag in unserer Gemeinde treffen und dort gemeinsam spielen. Wir durften dort eigene Ideen einbringen und haben mit den Kindern gesungen, gespielt, Musik gemacht und auch ein Puppenspiel veranstaltet. Wir haben auch jeden Dienstag eine Teambesprechung, wo wir die ganzen Sachen die anfallen besprechen. Bei dieser Besprechung ist unsere Aufgabe Ideen mit einzubringen und die Dinge, die besprochen werden aufzuschreiben, sodass wir nachher ein Protokoll haben. Eines unserer alleinigen Aufgaben ist es auch, die eigene Website zu bearbeiten und zu gestalten. Wir sind auch für die Facebook Seite der Gemeinde verantwortlich, sodass wir, immer wenn es neue Ankündigungen, Rückblicke oder Andachten gibt, wir die Texte bearbeiten oder sie gestalten und dann hochladen. Was ein bisschen lästig ist, sind die Aufgaben, wie draußen fegen oder die Blumen gießen, was aber gemacht werden muss und eigentlich nicht zu viel Zeit in Anspruch nimmt.

    Wir wurden auch direkt super integriert und uns wurde direkt angeboten, dass wenn wir irgendwelche Probleme haben, sei es mit dem Mitbewohner oder private Angelegenheiten, dass wir mit jemandem darüber reden können, was mir persönlich ein gutes Gefühl gegeben hat. Wir haben drei Mitarbeiterinnen, einmal die Sozialarbeiterin, die Sekretärin und die Pfarrerin. Uns werden aber von allen dreien Aufgaben gegeben. Die Beziehung zu den Dreien wird auch dadurch gestärkt, dass wir viele Ausflüge zu anderen Gemeinden gemacht haben, wo wir einen Gottesdienst begleitet haben, sodass wir uns auch dann privat besser kennengelernt haben.

    Ich empfehle daher jedem, der dieses Projekt macht, so viel wie möglich mitzureisen und somit nicht nur neue Städte zu sehen, sondern sich auch besser mit den Dreien zu unterhalten. Wir haben in der Gemeinde Aufgaben, die jede Woche anfallen, wie z.B zu fegen oder die verschiedenen Gruppen zu betreuen, aber es sind auch viele Aufgaben, die jeden Tag neu sind, also ist kein Tag wie der andere, sondern es fällt immer was Neues an.

    Als es noch keinen Lockdown gab, hatten wir auch deutlich mehr zu tun, das hat sich ein bisschen geändert, was natürlich auch unser Privatleben beeinflusst hat. Aber als wir angekommen sind, haben wir versucht jeden zweiten Tag laufen zu gehen, um einen sportlichen Ausgleich zu haben. Wir haben uns auch viel mit unseren Freunden getroffen, was aber bei uns eine Ausnahme ist, weil wir schon nach zwei Wochen direkt griechische Freunde hatten. Wir waren viel in der Stadt unterwegs und haben uns Sehenswürdigkeiten angeguckt. Jeden Montag haben wir auch griechisch Unterricht.

    Seit dem Lockdown dürfen wir nicht mehr wirklich raus, was natürlich dazu führt, dass wir jetzt eher zuhause sind und hier die Zeit versuchen irgendwie totzuschlagen. Wir haben aber zum Glück sehr schnell Freunde gefunden, die Griechen sind und uns viele Eigenheiten des Landes erklären konnten. Aber diese Freunde haben wir auch nur kennengelernt, weil wir auf sie zugegangen sind und uns mit denen unterhalten haben, also ist mein Tipp euch nicht zu verstecken, auch wenn es, in einem Land wo man die Sprache nicht kennt, sehr beängstigend sein kann.

    Zu meinen persönlichen Glücksmomenten zählen auf jeden Fall, dass wir so schnell Freundschaften gefunden haben und diese auch aufrecht halten konnten. Große Glücksmomente waren auch die vielen Ausflüge, sei es in andere Städte, um dort bei einem Gottesdienst zu sein, oder um eine neu kennengelernte Organisation zu besuchen. Außerdem sind für mich die Gottesdienste besonders schön gestaltet, da man dort oftmals ins Gespräch kommt und somit auch viele neue Sichtweisen kennenlernt und diese dann auch hinterfragen kann, ohne sich irgendwie zu schämen.

    In den letzten Monaten gab es aber natürlich auch Herausforderungen, denen man sich stellen musste. Eine war für mich sich an die Arbeit zu gewöhnen, da wir keine Einführung von den anderen Freiwilligen bekommen haben, sodass wir viele Dinge, die eigentlich selbst verständlich sind, noch nicht gemacht oder gesehen haben. Es war auch manchmal schwierig sich mit Menschen zu verständigen, die kein Englisch oder Deutsch können, was vor allem in der Post der Fall gewesen ist.

    Eine große Herausforderung ist natürlich auch der Lockdown, der unser Leben hier sehr beeinflusst, was natürlich auch schwierig ist, wenn man nur zu Hause oder auf der Arbeit sein darf. Ich hab mir aber für die nächsten Monate vorgenommen mehr Griechisch zu lernen, mehr zu lesen und insgesamt mich mehr mit dem Glauben zu befassen. Wenn der Lockdown vorbei ist, stehen viele Reisen an, um das Land besser kennenzulernen und um viele neue Erfahrungen zu sammeln.

Erfahrungsberichte Dominikanische Republik

  • Kinderhilfswerk Dominino - Lisanne Severing

    Lisanne Severing hat ihren Freiwilligendienst nach ihrem zweiten Mastersemester gemacht und beim Kinderhilfswerk Dominino in der Hauptstadt Santo Domingo geholfen.

    Am Anfang war ich echt überfordert vom Trubel der Hauptstadt und der anderen Kultur, der Lautstärke, dem Verkehr und den Gewohnheiten, auf die ich vor Ort getroffen bin. Ich habe mich aber auch ziemlich schnell in das Land, die Offenheit und Leichtigkeit der Menschen, die Musik und vor allem meine Arbeit verliebt! Meine Fundación Dominiño ist relativ klein und familiär und ich wurde von allen MitarbeiterInnen sehr herzlich willkommen geheißen und eingearbeitet. Obwohl ich kaum Spanisch konnte, wurde dies nicht als Hürde gesehen, sondern ich wurde trotzdem eingebunden und schnell zur Freundin erklärt.

    Vormittags habe ich dreimal die Woche im Kindergarten gearbeitet und einfach überall angepackt, wo Hilfe benötigt wurde. An die Lautstärke und Wuseligkeit am Morgen musste ich mich erst in bisschen gewöhnen, aber ich habe die Kinder so in mein Herz geschlossen! Die Kids haben mich unglaublich viel Spanisch gelehrt, weil ein Kindergarten einfach der beste Ort ist, um den Basis-Wortschatz zu erlernen. Tanzen war hier die Lieblingsbeschäftigung von fast allen und wir haben den Kindern einfach einen Safe Place mit viel Spaß, Musik und Bewegung am Vormittag geben können.

    Die anderen beiden Tage arbeitete ich nachmittags in der Mädelsgruppe, wo Jugendliche zwischen 8 und 18 Jahren hinkommen. Wir hatten ein ganz buntes Programm; von Basteln bis Sport-Einheiten war alles mit dabei. Am liebsten habe ich Englischunterricht mit den Chicas gemacht. Dafür hat mein Lehrerinnenherz einfach sehr doll geschlagen und ich habe mich gefreut, einige Unterrichtsmethoden mit den Mädchen auszuprobieren und zu sehen, wie sie von Woche zu Woche mehr Vokabeln draufhatten.

    Dominiño hat sogar einen Skatepark nebenan, und das ist richtig krass, denn die Skate-Community steckt in der DomRep noch in den Kinderschuhen. Obwohl das Viertel, in dem Dominiño liegt, eins der ärmsten von Santo Domingo ist, haben wir dank Spenden einen der coolsten Parks des Landes! Und wow, für die Kids, die hierherkommen, ist Skaten ihr Leben. Wie toll ist es, wenn man Kindern, die oft keine finanziellen Mittel für eine Freizeitbeschäftigung haben und noch dazu oft in der Straße arbeiten, ein Hobby gibt, für das sie anfangen zu brennen. Ich habe es geliebt, die Begeisterung der Kids zu sehen und bin ein Fan davon, wie Sport das Leben der Kinder verbessern kann. Aufgrund dieser guten Vibes war ich oft in meiner Freizeit dort, habe Skaten ausprobiert, ein bisschen mitgeholfen und die gute Musik genossen.

    Neben meiner Arbeit habe ich gerne das dominikanische Leben kennengelernt. Meine ersten Busfahrten fand ich super aufregend und es hat mir Spaß gemacht, Santo Domingo zu entdecken. Gleichzeitig war das aber auch sehr herausfordernd, denn ich musste einige meiner Freiheiten, die ich aus DE gewohnt war, zurückstellen. Man fällt hier in Santo Domingo einfach sehr auf als Europäerin. Wenn man aber „mit den Regeln spielt“, nicht alleine im Dunkeln durch das Viertel zieht, das Handy in der Tasche lässt und mit Locals rumläuft, kann man schon recht sicher sein. Wie erwähnt ist mir das tatsächlich erst ein bisschen schwer gefallen. Ich war zu dem Zeitpunkt schon 24, habe in einer Studierenden-WG gelebt und meine Freiheiten und Sicherheit hier in Deutschland sehr genossen. Ich war aber auch bereit, mich auf die Gegebenheiten des Landes einzustellen und nach meinem Kulturschock am Anfang habe ich diese dominikanische Welt sehr in mein Herz schließen können.