Unsere Freiwilligen berichten über ihr Freiwilliges Internationales Jahr

Sie haben ihre Koffer gepackt und engagieren sich in der Welt - unsere Freiwilligen machen ihr Freiwilliges Internationales Jahr derzeit unter anderem auf Malta, in Finnland oder in Costa Rica.

Wir haben regelmäßigen Kontakt zu allen Freiwilligen und wollen natürlich wissen, wie es ihnen in ihrem Gastland und der Einsatzstelle geht, welche Erfahrungen sie machen und ob sie Deutschland vermissen. Unter dieser Rubrik findet ihr verschiedene Erfahrungsberichte zu den Projekten und dem allgemeinen Leben im jeweiligen Land!

Erfahrungsberichte Bolivien

Fundación Arco Iris - Projekt Guarderia Betania - Sophia Ingelfinger

Sophia Ingelfinger macht ihren Freiwilligendienst im Jahrgang 2022-23 in la Paz und berichtet von ihren ersten Eindrücken und Erlebnissen.

Nun bin ich schon seit knapp drei Monaten in Bolivien. Einerseits vergeht die Zeit hier wie im Flug und ich kann kaum glauben das ein Viertel meines Freiwilligendienst schon vorbei ist. Andrerseits fühle ich mich auch als wäre ich schon viel länger hier, da ich für diese kurze Zeit unfassbar viele Erfahrungen gesammelt habe und La Paz schon ein Zuhause für mich wurde. In der Nacht vom 4. September sind wir am Flughafen in El Alto, eine Stadt westlich von La Paz auf 4100 Metern Höhe, angekommen. Von dort wurden wir abgeholt und sind zu unserem Haus nach La Paz gefahren. Schon auf der Fahrt waren wir überwältigt von der Stadt La Paz, denn die Stadt ist von einer wunderschönen Berglandschaft umgeben. So sieht man im Hintergrund der Stadt unteranderem den schnellbedeckten Berg Illimani, der mit 6400 Metern der zweithöchste Berg Boliviens ist.

Die ersten zwei Tage verbrachten wir größtenteils zuhause, da wir zum einen müde aufgrund des langen Flugs und der Zeitverschiebung waren. Zum anderen aber, weil uns die Höhe etwas zu schaffen machte. Da La Paz auf ca. 3500 Metern liegt, brauchten wir ein paar Tage um uns an die Höhe zu gewöhnen. Ein Heilmittel gegen die Höhenkrankheit ist hier Koka, somit tranken wir vor allem zu Beginn sehr viel Kokatee. Nach ein paar Tagen ging es dann aber endlich los und wir konnten die Stadt La Paz erkunden. Hierfür sind wir mit der „Teleferico“, eine Seilbahn die ein Streckennetz über die ganze Stadt hat, in die Stadt gefahren. Die Seilbahn ist hier sehr sinnvoll, da La Paz von extremen Höhenunterschieden geprägt ist und oft ein totales Verkehrschaos in der Stadt herrscht. So ist es hier total üblich mit der Seilbahn zur Arbeit zu fahren. Die Fahrt mit der Teleferico ist auch jetzt nach drei Monaten für mich immer noch beeindruckend. Nicht nur, dass man schnell überall hin kommt sondern vor allem die Aussicht auf die Stadt, insbesondere bei Sonnenuntergang und bei Nacht, ist unglaublich schön. In der Stadt und auf den Märkten sind mir vor allem die vielen bunten Farben aufgefallen. Man kann auf den Märkten viele bunte Kleidung und Stoffe kaufen. Diese geben dem Markt eine ganz besonderen und fröhliche Atmosphäre. Zudem befindet sich im Zentrum der Stadt, der Hexenmarkt. Während man dort die steilen Gassen hochgeht, sieht man Dinge wie Kräuter, Amuletten und sogar viele Lamaföten. Im Gegensatz zu anderen südamerikanischen Ländern gehören in La Paz über die Hälfte der Leute der indigenen Bevölkerung an. Somit ist auch die Kultur davon geprägt. Das ist mir vor allem bei der Musik und bei den Tänzen aufgefallen. In Viacha durften wir Freiwilligen an einer Parade „Tundiqui“ mittanzen. Außerdem habe ich in meinem Projekt mit den Kindern zusammen Saya getanzt. Die bolivianische Musik und die Tänze habe ich auf jeden Fall sehr lieben gelernt und sorgen immer wieder für Glücksmomente. In den kommenden Monaten möchte ich auf jeden Fall auch noch mehr Tänze lernen. Zwar ist Bolivien und die Kultur wunderschön, jedoch ist das Land auch von extremer Armut geprägt. Man sieht viele Obdachlose Menschen und Kinder in der Stadt. Es gibt viele Kinder die auf der Straße leben. Die Situation dieser Menschen lässt mich oft ein schlechtes Gewissen haben, da es mir so gut geht. Aber auch die Unterschiede innerhalb der Stadt finde ich erschreckend. Während man in der „Zona Sur“, kaum einen großen Unterschied erkennt zu Städten in Europa, begegnet einem z.B in „El Alto“ viel Armut, kaputte Häuser und eine komplett unterschiedliche Atmosphäre. Es gibt innerhalb des Landes sehr viel Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten und somit extreme Unterschiede zwischen den Sozialen Lagen.

Mein Projekt in dem ich arbeite, ist das „Centro infantil Betania“, ein Kindergarten, in dem Kinder aus sehr armen Familien sind. Hier besteht meine Aufgabe vor allem darin, die Erzieherinnen zu unterstützen. So spiele ich oft mit den Kindern und bei den kleineren Kindern helfe ich beim Füttern. Im Moment kann ich aber auch selber oft Ideen einbringen, wie etwas basteln oder tanzen. Nach dem Essen helfe ich den Kindern beim Zähne putzen und habe letzte Woche auch ein paar Kindern zum Zahnarzt begleitet. Von meinem Team und insbesondere den Kindern wurde ich von Anfang an herzlich aufgenommen. Die Arbeit mit den Kindern macht mir sehr viel Spaß und ich habe die Kinder schon in mein Herz geschlossen. Ich bin Montag und Freitag bei den kleinsten Kindern und die anderen drei Tage bei den jeweils anderen Gruppen. Das hilft mir sehr weil ich zum einen Abwechslung und Klarheit habe und mich zum anderen auf die Arbeit in der jeweiligen Gruppe vorbereiten kann. Im Moment habe ich also sehr viel Spaß bei meiner Arbeit und die Zeit mit den Kindern macht mir viel Freude. Ich merke auch wie die Kinder immer mehr Vertrauen zu mir fassen, sich mir öffnen und mir mehr über ihr Leben und ihre Familie erzählen. Es ist beeindruckend was für eine Lebensfreude die Kinder haben obwohl sie oft in sehr schwierigen Umständen leben und vor allem mit nur sehr wenigen Dingen leben. Ich merke, dass ich sehr viel in den letzten Monaten von den Kindern lernen konnte und die Arbeit mit ihnen mir sehr viel zurückgibt. Besonders schön finde ich, dass wir viele Feiern bei uns im Projekt haben. So hatten wir im Oktober das Jubiläum vom „Centro Betania“, an dem wir gemeinsam mit den Familien der Kinder gegessen haben und danach gemeinsam getanzt haben. Auch „Todos Santos“ haben wir mit den Kindern gefeiert. Hierfür wurde am Tag zuvor Brot gebacken und dann ein Tisch geschmückt. Dort waren außerdem die Namen von verstorbenen Familienmitgliedern der Kinder. Am Ende des Tages kamen dann die Familien der Kinder, betteten an dem Tisch und haben sich ein Brot mitgenommen. Ich finde es sehr schön, dass auch die Familien der Kinder oft in die Aktivitäten des Kindergartens mit einbezogen werden. Letzte Woche waren wir auch mit den Kindern und ihren Familien in einem Park in Cota Cota. Dort haben wir zusammen Spiele gespielt und miteinander gegessen. Anfang Oktober hatten wir zudem einen Teamausflug zu den Wasserfällen nach Hampaturi. Das war eine sehr gute Möglichkeit mein Team nochmals besser kennenzulernen.

Im Gegensatz zu den ersten Wochen, in denen mich die Arbeit sehr anstrengte und ich somit abends kaum etwas gemacht habe, unternehme ich im Moment auch viel nach der Arbeit. Ich habe gemerkt wie wichtig es ist, oft raus zu kommen und etwas zu unternehmen. Wir sind also in unserer Freizeit oft in der Stadt unterwegs, essen etwas oder spielen in der WG etwas zusammen. Ich kann nach den drei Monaten die ich hier bin auf jeden Fall sagen, dass ich angekommen bin. La Paz wurde für mich schon ein Zuhause und ich bin sehr dankbar für die vielen Erfahrungen die ich hier machen kann. Hier nach Bolivien zu kommen war für mich die absolut richtige Entscheidung und ich schätze die Zeit hier sehr. Insbesondere die Arbeit im Projekt hat sich sehr zum Positiven entwickelt . Ich habe viel Spaß bei der Arbeit und die Kinder sind mir in dieser kurzen Zeit sehr ans Herz gewachsen.

Fundación Arco Iris - Projekt Casa Esperanza (Jungenheim) - Kolja Jacklofsky

Fundación Arco Iris - Projekt Casa Esperanza (Jungenheim) - Kolja Jacklofsky

Im Jahrgang 2022-23 absolviert Kolja Jacklofsky seinen Freiwilligendienst im Jungenheim der Fundación Arco Iris und berichtet von den ersten Monaten in La Paz.

Seit meiner Ankunft ist mir aufgefallen, dass in Bolivien einiges anders ist als in Deutschland, es aber auch einige Gemeinsamkeiten gibt. Ich genieße die Herzlichkeit und Offenheit, mit der wir aufgenommen wurden sehr, und finde auch La Paz, das Altiplano, aber auch den Rest Boliviens, den ich bis jetzt kennenlernen durfte, sehr spannend und beeindruckend. Die Unterschiede im alltäglichen Leben fand ich am Anfang besonders augenfällig. So zum Beispiel, dass nur in kleinen Tiendas oder Mercados eingekauft wird. Aber auch den öffentlichen Nahverkehr, aus Minibussen bestehend. Und auch den großen informellen Sektor, der aus kleinen Verkaufsständen am Straßenrand oder aus Dienstleistungen wie dem Schuhputzen besteht, fand ich sehr spannend und ungewohnt. Am Anfang war es für mich etwas gewöhnungsbedürftig, dass mir hier nicht alles zur Verfügung steht, was ich in Deutschland kaufen konnte und auch den lauten und vollen Verkehr in La Paz fand ich etwas überwältigend. Ich musste mich auch erst an das Benutzen des Minibusses gewöhnen, vor allem weil mir am Anfang nicht gesagt wurde, wie ich von meiner Arbeitsstelle zurück nach Hause komme. Nachdem ich deshalb einige Odysseen zurück nach Hause hinter mir hatte, finde ich mich mittlerweile aber recht gut zurecht und habe mich an das Fahren im (leider oft viel zu engen) Minibus recht gut gewöhnt. Und ich muss sagen, dass ich dieses Verkehrsmittel auch sehr zu schätzen gelernt habe und finde, dass das durchaus auch eine zusätzliche Option für den öffentlichen Nahverkehr in Deutschland darstellen könnte. Ich finde es sehr praktisch, dass der Minibus ein relativ schnelles und sehr günstiges Fortbewegungsmittel ist, man auf keine Haltestellen angewiesen ist und durch die kleinen Busse keine großen Kosten entstehen, sondern sie perfekt auf die Fahrgast-Anzahl angepasst sind.

Mir ist außerdem aufgefallen, dass (so ist zumindest mein Eindruck), in Bolivien pfleglicher und sorgfältiger mit den Besitztümern umgegangen wird, als das in Deutschland der Fall ist. So haben fast alle Minibusse Schutzpolster über den Sitzen und einen Schutz über der Kunststoffblende und es gibt unheimlich viele Autowerkstätten und Schuhmacher. Das kann ich mir durch die andere ökonomische Situation der Menschen vor Ort erklären, die dazu führt, dass beispielsweise auch alte Autos gut gepflegt werden müssen, um möglichst lange zu halten. Mir ist außerdem aufgefallen, wie herzlich und interessiert uns die meisten Menschen hier begegnet sind und wie herzlich ich auch in meinem Projekt aufgenommen wurde. Das fängt dabei an, dass uns beim Kopieren unseres Reisepasses direkt Süßigkeiten angeboten wurden, wir im Club oder auf der Straße sehr oft angesprochen werden oder dass wir von einer Mitarbeiterin der Fundación ganz am Anfang direkt zum folkloristischen Tundiqui-Tanz in Viacha eingeladen wurden. Außerdem komme ich manchmal mit Taxi- oder Minibusfahrern ins Gespräch, die sich mir gegenüber auch sehr interessiert zeigen und so gelingt es mir auch, noch etwas mehr über den bolivianischen Alltag, beziehungsweise die bolivianische Lebensrealität zu erfahren. Zum Beispiel, wenn sich ein Minibusfahrer über die Proteste von Minenarbeitern in La Paz aufregt, oder wenn mir ein Taxifahrer erzählt, dass er eigentlich Lehrer ist und nur in der Nacht Taxi fährt. Vermutlich, weil er sonst nicht den Lebensunterhalt seiner Familie finanzieren könnte. An Bolivien schätze ich sehr die Offenheit und Interessiertheit der Menschen, aber auch die wunderschönen Landschaften, das sehr Politische, Höfliche und Hilfsbereite, das hier sehr verwurzelt zu sein scheint. Ich mag aber gerade La Paz aber auch sehr gerne, vor allem das Volle und Bunte dieser Stadt. Darauf scheint hier auch viel Wert gelegt zu werden, es gibt sogar eigene Kampagnen der Stadt, die dafür werben, die Stadt zu bemalen; „Pintar la ciudad es un acto de amor y de perdón.“ Ich finde es auch sehr schön und interessant, wie sehr hier das Folkloritische, mit traditioneller Musik und traditionellen Tänzen in der Kultur verankert zu sein scheint. Ich hatte glücklicherweise bis jetzt auch kaum Probleme mit meiner Gesundheit und habe mich mittlerweile sehr gut eingefunden. An das sehr fleischlastige Essen musste ich mich erst einmal gewöhnen, habe mich bis jetzt aber ganz gut mit dem Essen im Projekt arrangiert und werde mittlerweile nicht mehr jeden Tag fünfmal gefragt, warum ich den kein Fleisch äße. Was ich bis jetzt nicht allzu einfach finde, ist, mit Bolivianer:innen wirkliche Freundschaften aufzubauen. Mittlerweile habe ich aber das Gefühl, mit einigen meiner Arbeitskolleg:innen Freundschaften zu entwickeln und bin auch mit Ron, dem Freiwilligen aus Japan gut befreundet. Außerdem ist im Laufe der zeit vieles, was für mich neu war, alltäglich geworden. So zum Beispiel die täglichen Fahrten mit dem Minibus, das Sprechen auf Spanisch oder das Gefühl, überall aufzufallen. Was ich außerdem sehr genieße, ist meine Arbeit. Ich habe viel Spaß und schätze meine Tätigkeit sehr, auch wenn ich mich manchmal langweile. Ich arbeite in der Casa Esperanza, dem Jungenheim der Fundación Arco Iris. Das Heim ist eine Anlaufstelle für Jungen, deren Eltern meist gestorben sind, im Gefängnis sitzen oder denen das Sorgerecht entzogen worden ist. Diese Jungen haben keine anderen Verwandten oder Bekannten, die sich um sie kümmern könnten und leben so schließlich bei uns. Oft sind auch Geschwister bei uns oder im Heim Niñas Obrajes untergebracht. Meine Tätigkeiten in meinem Projekt haben sich mit der Zeit eingespielt und ich habe eine gewisse Routine entwickelt, nachdem ich am Anfang noch nicht genau wusste, was ich zu tun habe. Mittlerweile sieht mein Arbeitstag ungefähr folgendermaßen aus; Gegen 07:15 Uhr fahre ich zur Arbeit, um dann um kurz vor acht mit einem Jungen aus meinem Heim zu seiner ca. eine Dreiviertelstunde entfernten Schule für Menschen mit Behinderungen zu fahren. Danach fahre ich wieder ins Projekt, frühstücke dort mit meinen Kollegen und helfe bei der Hausaufgabenbetreeung der Kinder oder Jugendlichen mit, zum Beispiel, wenn sie Mathe- oder Englischhausaufgaben haben. Um 11:20 Uhr hole ich schließlich den Jungen wieder mit dem Minibus von seiner Schule ab und wir fahren zurück ins Projekt, wo es dann schon relativ bald Mittagessen gibt. Nach dem Mittagessen helfe ich entweder bei der Hausaufgabenbetreuung oder betreue die Kinder, indem wir zum Beispiel Fußball oder andere Spiele spielen. Mittlerweile bringe ich nachmittags oft noch einen anderen Jungen, der taubstumm ist, zu seiner Schule im Zentrum und hole ihn später wieder ab. An manchen Tagen gebe ich noch nach meiner regulären Arbeitszeit Englischunterricht für die Kinder und Jugendlichen in meinem Heim oder organisiere mit Ron einen Filmabend. Weil einem oft nicht konkret gesagt wird, welche Aufgaben man zu erledigen hat, habe ich mir nach den ersten Tagen in Eigeninitiative Aufgaben wie die Hausaufgabenhilfe oder den Englischunterricht ausgesucht, um so besser unterstützen zu können. Das hat mir auch sehr geholfen, weil ich so die Zeit produktiver nutzen konnte und mich bei der Arbeit weniger gelangweilt habe. Weil jetzt die Ferien begonnen haben, hat sich mein Arbeitsalltag sehr verändert. Jetzt haben Ron und ich, und später auch andere Freiwillige, deren Projekte in den Ferien geschlossen sind, die Möglichkeit, eigene Aktivitäten zu planen. Zu den Aktivitäten, die ich bis jetzt geplant habe, gehören unter anderem das Backen von Franzbrötchen, Vanillekipferln und Plätzchen, aber auch das Bemalen der Tischkicker in unserem Projekt mit einem anschließenden Tischkickerturnier. Ich genieße die Freiheit und die Möglichkeiten, die mir diese Zeit geben sehr und hoffe, diese auch gut auszunutzen. Leider ist das Beantragen der Utensilien oft sehr bürokratisch und langwierig, weshalb ich teilweise schon mit den Sachen die wir im Projekt vorgefunden haben zum Beispiel in Eigeninitiative mit den Beneficiarios (den Begünstigten) die Tischkicker repariert habe. Ich bin sehr froh in meinem Projekt zu arbeiten, auch weil ich meine Kolleg:innen und die Arbeit mit selbigen sehr zu schätzen weiß. Ich fühle mich sehr herzlich aufgenommen und genieße die Arbeit mit allen sehr. Zum Beispiel finde ich das morgendliche Kaffeetrinken immer eine sehr schöne Tradition und ich fühle ein großes Gemeinschaftsgefühl in meinem Projekt, auch wenn es teilweise Meinungsverschiedenheiten, zum Beispiel über die Strenge mit den Begünstigten gibt. Aber diese werden auch meist offen besprochen, wie ich den Eindruck habe, was hier oft keine Selbstverständlichkeit ist. Zudem hatten wir am letzten Freitag ein Encuentro, also eine Gruppenaktivität mit allen Kolleg:innen, die mir auch sehr viel Spaß gemacht hat. Dort haben wir zusammen gekocht, gegessen, getanzt und gefeiert, was ich sehr nett fand und wodurch ich meine Kolleg:innen noch mehr zu schätzen gelernt habe. Was ich auch sehr schön finde, ist, dass ich mit einigen von ihnen auch in meiner Freizeit manchmal Dinge unternehme, sei es nun Fußball gucken oder spielen, Volleyball spielen oder, wie wir jetzt geplant haben, Bowlen zu gehen. Auch habe ich zu einigen schon freundschaftliche Beziehungen, zum Beispiel zu Ron oder zu den Psycholog:innen in meinem Projekt.

Fundación Arco Iris - Projekt Trabajadores - Tim Abend

Fundación Arco Iris - Projekt Trabajadores - Tim Abend

Tim Abend absolviert seinen Freiwilligendienst in La Paz im Jahrgang 2021-22 und berichtet von seinen ersten Eindrücken.

Nach gut 4 Monaten in Bolivien ist es nun mal an der Zeit ein wenig revue passieren zu lassen! Man kann gar nicht so richtig glauben, dass man schon so lange hier ist. Die Zeit vergeht rasend schnell! Dennoch kann ich mich an den ersten Tag in Süd Amerika noch recht gut erinnern! Nach 24h Reisezeit sind wir 8 Volontäre endlich angekommen und waren direkt geflasht von La Paz! Dadurch, dass der Flughafen sich im höher liegenden El Alto befindet war die Fahrt nach La Paz direkt ein atemberaubendes Erlebnis!

Bei meinem Projekt handelt es sich um das ¨Proyecto Trabajadores¨. In diesem Projekt geht es hauptsächlich darum, für die arbeitenden Leute Geld einzusammeln und zu sparen. Im Endeffekt kann man sich das als mobile Bank vorstellen. Die sogenannten ¨Trabajadores¨ )Arbeiter) sind entweder vendedoras (Verkäufer) oder lustracalzados (Schuhputzer) und in La Paz verteilt. Meine Aufgabe ist dabei, die ausgewählten Leute auf der Straße zu besuchen um Geld einzusammeln (sog. Ahorro). Jeder gesammelte Boliviano wird von mir verwaltet und am Ende der Woche auf die Bank gebracht. Dabei kann jeder ¨Arbeiter¨ selbst entscheiden, wieviel Geld er sparen möchte. Am Ende des Jahres können die Arbeiter dann auf ihr Kapital zugreifen und es sich auszahlen lassen. Das Motiv dieses Projekts ist dabei, dass die Arbeiter auf der Straße sich nicht um ein Bankkonto bemühen müssen, sondern ihr gespartes Geld über ein Konto der Fundacion ¨lagern¨ können und somit Kosten und Zeit sparen!

Jeder ¨Trabajador¨ wird 2-3-mal die Woche am jeweiligen ¨Arbeitsort¨ besucht. Durch die topografische Lage La Paz ´ ist es von Vorteil gut zu Fuß zu sein! Das liegt aber nicht nur an der Topografie, sondern an der Höhe! Mit ca 3.500m über dem Meeresspiegel ist La Paz die höchstgelegenste Großstadt der Welt. Und das spürt man auch!

Aber nicht nur an die Höhe muss man sich gewöhnen, sondern auch an andere Dinge wie zum Beispiel das Essen. Die bolivianische Küche hat vieles zu bieten wie zum Beispiel leckere Snacks (Jawitas oder Saltenas) aber auch ziemlich kräftiges Essen (Piqü de lomo). Bis der Magen bei jedem Essen mitmacht dauert es jedoch auch seine Zeit(...). Dies sollte aber überhaupt keine Abschreckung sein, um sich nicht mit Bolivien bz Südamerika beschäftigen zu wollen. Man sollte nur gewappnet sein, dass die Hygienischen Bedingungen her ein wenig anders gehandhabt werden.

Des Weiteren kann ich nur positives über die bolivianischen Mitmenschen äußern! Jeder ist sehr freundlich und das gilt sowohl für den Arbeitsalltag als auch für die Mitmenschen. Es ist nicht zu leugnen, dass man als großer Europäer auffällt und in gewissen Situationen durchaus auch einen Vorteil deshalb hat.

(...)Das freie Wochenende wurde aber auch mit anderen Aktivitäten genutzt. Wie schon oben beschrieben, ist La Paz für seine topografische Lage bekannt und somit bietet es sich an auf bestimmte Aussichtsplattformen zu ¨klettern¨ um die Stadt zu bewundern. Außerdem liegt der bekannte Lago de Titicaca ca 1 Autostunde von La Paz entfernt und den haben wir uns als Gruppe angeschaut und sind sogar Baden gegangen!

Des Weiteren kann ich von mir aus sagen, dass seit dem letzten Monat einen gewisser Alltag herrscht. Abgesehen von unserem sozialen Engagement in unseren Projekten, gehe ich 2-3 die Woche zum Kickboxen. Dies dient mir als Ausgleich zum ¨Job¨. Aus meiner Sicht ist dies auch nötig, um einfach mal auf andere Gedanken zu kommen. Es muss ja nicht unbedingt boxen sein, aber jegliche sportliche Aktivität tut sowohl dem Körper als auch dem Kopf gut! Außerdem lernt man dadurch auch einheimische Leute kennen und kann so sehr gut Freundschaften knüpfen.

Das Spanisch wird damit auch kontinuierlich besser! Apropos Spanisch: Es ist nicht von der Hand zu weißen, dass wir natürlich alle einen großen Schritt in Sachen Spanisch gemacht haben! Jedoch muss ich sagen, dass ich es mir ein wenig leichter vorgestellt habe. Ich bin schon mit ein wenig Grundkenntnissen hier hergereist und habe mir auch ein gewisses sprachliches Ziel gesetzt. Um ehrlich zu sein, bin ich noch nicht ganz zufrieden mit meinen bisherigen sprachlichen Kenntnissen. Dies liegt wahrscheinlich auch daran, dass wir im Casa de Voluntarios nur Deutsch sprechen.Deshalb ist es für mich in den kommenden Monaten sehr wichtig, meine sprachlichen Kenntnisse noch weiter zu entwickeln!

Insgesamt kann ich nach den vergangenen 4 Monaten sagen, dass ich mich mit der Entscheidung nach Bolivien zu kommen, mir selber einen großen Gefallen getan habe. Dazu kommt noch, dass mir mein Projekt sehr gut gefällt. Klar fällt es einem nicht immer leicht gewisse ¨Marotten¨ direkt zu akzeptieren – egal ob im Projekt oder sei es nur das ständige Hupen der Autos auf der Straße. Jedoch machen solche Sachen den Auslandsaufenthalt besonders interessant. Ich bin mit der Erwartung hergekommen, neuen und vor allem unterschiedlichen Ereignissen zu begegnen und genau das hat sich bis jetzt sehr gut bestätigt. Und was noch besser ist, jeden Tag erlebt man neue Dinge. Und genau das finde ich so großartig an diesem Auslandsaufenthalt!

Fundación Arco Iris - Projekt Trabajadores - Amelie Hamm

Fundación Arco Iris - Projekt Trabajadores - Amelie Hamm

Amelie Hamm war als Freiwillige 2015/16 bei der Fundación Arco Iris, La Paz, Bolivien, im Projekt Trabajadores.

Ein Jahr ist eine ziemlich lange Zeit und gleichzeitig doch auch ganz kurz. Zu Beginn kam es mir vor wie eine unüberblickbare Zeitspanne, die ich von Freunden und Familie getrennt sein werde, jetzt, rückblickend, ist die Zeit wie im Flug vergangen. Es ist so viel passiert: Zu Beginn musste ich mich einleben, eine neue Sprache lernen, mich in La Paz – einer Millionenstadt - orientieren lernen und meine Arbeit sowie viele neue Leute kennenlernen. Zum Schluss wollte ich gar nicht mehr weg aus La Paz.

Ich habe im Projekt „Trabajadores“ der Fundación Arco Iris in La Paz, Bolivien meinen Freiwilligendienst verbracht. Mir hat von Anfang an meine Arbeit richtig gut gefallen, da es sich um ein Präventionsprojekt gehandelt hat, bei dem ich vor allem mit Menschen gearbeitet habe, die auf der Straße arbeiten und nicht so viel verdienen, zum Beispiel Schuhputzer*innen und ambulante Verkäufer*innen. Ich besuchte sie täglich an ihrem Arbeitsplatz, unter anderem auch um jedes Mal ein kleines bisschen Geld zu sparen, wozu sie sich bei der Anmeldung im Projekt selbst verpflichtet hatten, damit bei größeren und notwendigen Anschaffungen ein Budget dafür zur Verfügung stand. Ich konnte meist draußen auf der Straße sein, sehr selbstständig arbeiten, viel mit den Menschen reden, ihre Geschichte hören und einfach super viel über das tägliche Leben in den Straßen von La Paz erfahren.

Zu meinem Projekt gehörte auch die Arbeit mit Jugendlichen, die gleichzeitig studieren und arbeiten. Mit diesen Jugendlichen und mit den Erwachsenen wurden auch Seminare abgehalten, beispielsweise zu den Rechten, die sie besitzen, zu Erziehung und Umgang mit Geld, zu psychologischen Themen wie Stress im Studium, etc. Das war besonders spannend, weil hierbei das ganze Arbeitsteam zusammengearbeitet hat, da in meinem Projekt Sozialarbeiter*innen, Psycholog*innen, Erzieher*innen beschäftigt waren und aus allen Bereichen etwas in diese Seminare einfließen konnte. Ich durfte dabei auch mithelfen und habe das als sehr bereichernd erlebt.

Generell habe ich die Arbeitsatmosphäre als entspannt empfunden, mir als Freiwillige wurde viel zugetraut und ich fand, dies war zwar einerseits eine große Aufgabe bzw. Herausforderung, andererseits hat es mich aber sehr schnell in die Arbeit eintauchen lassen und ich bin an der Herausforderung gewachsen. Die Zusammenarbeit im Team habe ich als sehr wichtig empfunden und ich habe mich auch jederzeit bei Fragen an verschiedene Ansprechpartner wenden können. Ich habe (auch durch meine Arbeit) wirkliche Freunde in Bolivien gefunden und ich denke, ich habe unglaublich viel gelernt von den Menschen und während der Arbeit mit ihnen, weil sie mich an ihrem Leben haben teilhaben lassen und mir viel von ihren Erfahrungen erzählt haben.

Außer meinen neuen Freunden, die mir natürlich bei vielen neuen Situationen geholfen haben, die für mich als Europäerin komisch, schwierig oder unverständlich waren, war für mich eine sehr große Stütze die weiteren Freiwilligen, die bei der Fundación Arco Iris gearbeitet haben. Wir wohnten alle zusammen in einer großen WG und ich konnte mich bei Problemen oder schwierigen Phasen mit ihnen austauschen, und da wir alle in einer ähnlichen Situation waren, gab es sehr viel Verständnis untereinander und auch bei Heimweh konnten wir uns gegenseitig unterstützen. Das hat sich auch auf unser Leben als Gruppe ausgewirkt, wir hatten direkt eine gute Verbindung und haben auch oft etwas zusammen unternommen. Wir konnten auch an den typischen Festen teilnehmen und als Gruppe sogar bei einem der größten Straßenumzüge mittanzen.

In La Paz ist das Leben natürlich ein anderes als auf dem Land in Bolivien, in der Stadt gibt es viel Tourismus, viel zu unternehmen und auch nach der Arbeit kam keine Langeweile auf. Trotzdem ist es natürlich ein großer Unterschied zum Leben in Deutschland, da die Kultur und die Gewohnheiten der Menschen in Bolivien ganz anders sind, natürlich einerseits im Essen, andererseits beim Einkaufen auf dem Markt, beim Arbeitsrhythmus, in der politischen Beteiligung – als ich in Bolivien war, gab es sehr häufig Demonstrationen zu verschiedensten Themen, was in Deutschland zu dem Zeitpunkt nur sehr selten in meiner unmittelbaren Nähe stattfand.

Auf dem Land wiederum lässt sich eine ganz andere Welt erleben, in Dörfern mit unter hundert Einwohnern und ohne Anbindung an den öffentlichen Verkehr.

Insgesamt war mein Freiwilligendienst eine tolle Erfahrung, ich bin schon mehrfach nach Bolivien zurückgekehrt und habe immer noch etwas Neues entdecken können, was ich davor noch nicht kannte. Sei es bezüglich des Essens, oder ein Ort, an den ich noch nicht gereist war, oder auch ein Ort, an dem ich schon war.

Bolivien hat eine unglaublich vielfältige Landschaft und viele verschiedene Kulturen, bei denen es sich auf jeden Fall lohnt, sie unvoreingenommen kennenzulernen. Besonders in La Paz verändert sich auch ständig die Umgebung, in den letzten Jahren wurde ein großes Seilbahnnetz und viele neue Busrouten im Personennahverkehr ausgebaut, und die Modernisierung trifft auf viele verschiedene Kulturen und Traditionen, und ich glaube, gerade deswegen hat La Paz und die Arbeit hier einen so großen Eindruck auf mich gemacht.

Erfahrungsberichte Costa Rica

SEPROJOVEN Liga FEM - Laura Hopf

Laura Hopf absolviert Ihren Freiwilligendienst bei der Liga FEM in Heredia und berichtet über ihre ersten Monate in ihrem neuen Gastland:

Die Zeit vergeht wie im Flug. Jetzt bin ich schon drei Monats im Land der Ticas und Ticos und ich muss sagen, dass es mir hier sehr gut geht. Ich habe die Menschen hier als sehr offen, freundlich, verständnisvoll, spontan und entspannt kennengelernt. So bin ich schnell mit ihnen ins Gespräch gekommen und es war nicht schwer Bekanntschaften zu schließen. Dies hat mir vor allem in der Anfangszeit sehr geholfen.

Ich lebe in San Rafael, einem Stadtteil von Heredia der circa 40 Minuten vom Zentrum von San José entfernt liegt. Dort lebe ich in einer Gastfamilie, in der ich mich super wohl fühle. Ich werde in das Familienleben integriert, sie stellen mich ihren Verwandten und Freunden vor, reden viel mit mir, führen mich in die landestypische Küche ein und unternehmen Ausflüge mit mir. So war ich schon mit ihnen auf dem Vulkan Irazú, am Strand und im Stadion. Ich bin sehr froh in dieser Gastfamilie zu leben und so noch besser das Leben der Ticas und Ticos kennenzulernen.

So nun ein bisschen zu meiner Arbeit. Ich arbeite für „SEPROJOVEN“. Das ist eine Organisation, welche sich für Menschenrechte, Gleichberechtigung von Mann und Frau, Toleranz und ein Leben in Frieden einsetzt. Durch Freizeitaktivitäten, wie Sportveranstaltungen, kreative Angebote und Gesprächskreise, wird versucht für Kinder, Jugendliche und Erwachsene einen sicheren Ort zu schaffen. Einen Ort in dem Geld, Herkunft und Status keine Rolle spielen und jeder so akzeptiert wird wie er ist. Das Hauptprojekt von SEPROJOVEN ist die „LIGA FEM“, es ist eine Fußballmannschaft nur für Mädchen, welche vom deutschen Staat gefördert wird. Die Liga FEM wird an drei verschieden Standorten angeboten. Neben der Liga FEM gibt es auch noch die Liga MAS in Guararí. Hier bekommen ebenfalls Jungs im Alter von 7-17 Jahren die Möglichkeit, sich einmal in der Woche zum Training zu treffen. Das Training ist in drei Phasen aufgeteilt. Zunächst wird spielerisch am Zusammenhalt im Team, an den technischen Fertigkeiten oder an der Kondition der Mädchen gearbeitet. Im zweiten Teil spielen die Mädchen dann „Futbol 3“. Einer Abwandlung des normalen Fußballs, welche drei Phasen beinhaltet. In der ersten Phase trifft man sich im Kreis und beschließt Regel und Werte, welche im Spiel eingehalten werden müssen. Das Spiel wird immer ohne Schiedsrichter ausgetragen und die Spieler*innen müssen immer selbst darauf achten, dass die aufgestellten Regeln zu Gunsten aller eingehalten werden. In der zweiten Phase wird dann gespielt und in der dritten Phase, trifft man sich erneut im Kreis, um das vergangene Spiel zu reflektieren. So sollen die Kinder und Jugendliche lernen Regeln gemeinsam auszuhandeln, sich daran zu halten und wenn es Probleme gibt, diese gewaltfrei zu lösen. Mit diesem Konzept soll den Teilnehmer*innen außerdem aufgezeigt werden, dass jeder ein fundamentaler Teil der Gruppe ist, jede*r den gleichen Wert und jede*r Mitspracherecht hat. Das Konzept funktioniert meist sehr gut. Während des Trainings unterstütze ich meine Kolleginnen beim Aufbauen der Übungen, leite selbst Übungen an oder spiele mit. Am Anfang war es noch sehr schwer für mich, aufgrund meines Spanisch, Übungen anzuleiten, doch mit der Zeit wurde es immer besser. Zudem muss man sagen, dass die Mädchen und Jungs super hilfsbereit sind und nicht jedes Wort oder Grammatikfehler auf die Goldwaage legen.

Ich finde das Projekt und die Arbeit von Seprojoven sehr toll und es gefällt mir sehr. Es macht sich bei jeder Trainingseinheit bemerkbar, wie dankbar die Jugendlichen sind, an diesem Projekt teilnehmen zu können. Ich habe wenige Orte besucht, an welchen Dankbarkeit, Nächstenliebe und Toleranz so intensiv praktiziert wird wie hier. Trotz teils sehr schwierigen Familienverhältnissen, hoher Kriminalität und großer Armut, herrscht hier ein toller Zusammenhalt. Was mir an meiner Arbeit manchmal nicht gefällt ist, dass es teilweise wenig „Arbeit“ gibt. So kann es manchmal sein, dass man beispielsweise nur für das Aufwärmen zuständig ist, und die restliche Zeit nur mit beobachten verbringt. Ich darf Kritik offen äußern es wird dann auch geschaut, dass man sich mehr in die Arbeit einbringen kann. Außerdem ist es auch immer willkommen, wenn man neue Aktivitäten oder Spiele vorschlägt oder ausarbeitet. Da wir überwiegend am Nachmittag oder am Abend arbeiten, habe ich am Morgen eigentlich immer frei. Diese Zeit nutze ich oft um Spanisch zu lernen, Blogeinträge zu schreiben oder mit Familie und Freunden in Deutschland zu kommunizieren. Manchmal kommt am Morgen und Nachmittags doch aber auch Langeweile auf, das liegt vermutlich einfach daran, dass ich es aus Deutschland nicht gewöhnt bin, am Morgen Freizeit zu haben und am Abend Arbeiten zu gehen. Und dass am Morgen keiner meiner Freunde Zeit hat, etwas mit mir zu unternehmen, da alle in der Arbeit oder in der Universität sind. Was mich in der letzten Zeit sehr glücklich gemacht hat ist, dass ich jetzt endlich, nach langer Suche, eine Fußballmannschaft für mich selbst gefunden habe. Ich trainiere nun mit der Futsal Mannschaft der Universität National in Heredia. Die Trainingshalle ist nur 10 Minuten von meinem Haus entfernt, das Niveau ist sehr gut und meine Mannschaftskolleginnen sehr nett. Dort habe ich jetzt die Möglichkeit, drei Mal in der Woche am Training teilzunehmen. Ich fühle mich sehr wohl und wurde schon sehr gut integriert. Zudem unternehme ich in meiner Freizeit viel mit meinem Gastbruder. Er nimmt mich überall mit hin und stellt mich seinen Freunden vor. Ich verbringe auch viel Zeit mit meinen Kolleginnen und Mitfreiwilligen. Wir schauen gemeinsam Fußball, kochen, oder gehen in die Stadt. Was ebenfalls sehr schön ist, dass viele deutsche Freiwillige in San José leben, mit welchen man sich problemlos treffen kann, wenn man doch mal das Bedürfnis hat sich in seiner Muttersprache auszutauschen oder etwas Deutsches zu kochen. So haben eine Mitfreiwillige und ich, es uns zur Aufgabe gemacht, ganz viele Weihnachtsplätzchen zu backen, was hier nicht typisch ist, und sie dann an unsere Gastfamilie und Kolleginnen zu verschenken, was sehr gut ankam.

In den letzten 4 Monaten, gab immer wieder Glücksmomente für mich. Es ist jedes Mal schön, wenn ich in das Projekt kommen und die Jungs und Mädchen sich freuen, dass ich da bin und mit mir das Gespräch suchen. Aber es macht mich auch immer sehr glücklich, wenn die Jungs/ Mädchen mich bitten, doch heute in ihrem Team mitzuspielen. Ich fühle mich im Projekt angekommen, respektiert und akzeptiert, was mich sehr glücklich macht. Aber es ist auch jedes Mal ein Glücksmoment, wenn ich in den Straßen ins Gespräch mit den Einheimischen komme. Sie sind immer sehr interessiert daran, was ich hier mache und wie das Leben in Deutschland ist. Oft werde ich jetzt schon wiedererkannt auf der Straße und es wird sich nach meinem Wohlbefinden erkundigt. So lerne ich viele Seiten von Costa Rica, vom Straßenhändler, welcher mir beibringt, Armbänder herzustellen, bis zu den Studentinnen der Uni. In den letzten drei Monate war vermutlich die größte Herausforderung für mich die Sprache und die dadurch erschwerte Kommunikation. Ich hätte vor Costa Rica niemals gedachte, wie wenig das in der Schule gelernte Spanisch einen weiterbringt. Manchmal ist es einfach frustrierend, wenn man mal wieder nur daneben sitzt, weil man nicht genug versteht, um an der Konversation teilzunehmen. Wenn man sich gerne mitteilen würde, aber einem das wichtigste Wort des Satzes gerade nicht einfällt. Oder wenn man schon das dritte Mal darum gebeten hat, den Satz zu wiederholen und ihn trotzdem immer noch nicht verstanden hat. Aber naja, ich bin ich auf jedenfalls sehr zuversichtlich. Mein Spanisch wird immer besser und vor allem das Verstehen fällt mir immer leichter. In den letzten Wochen habe ich oft diese Rückmeldung bekommen, was mich ebenfalls sehr freut.

Ebenfalls war für mich am Anfang schwer einzuschätzen, wie gefährlich es in Costa Rica, aber vor allem in dem Städten, wirklich ist. Welche Stadteile ich meiden sollte und wie ich mich zu verhalten habe. In der Anfangszeit hatte ich wirklich Angst alleine herumzulaufen. Aber an diesem Punkt, kann ich euch beruhigen. Einem wird direkt am Anfang gesagt, welche Stellen gefährlich sind und wie man sich verhalten sollte. Außerdem sind die Busverbindungen und das Uber- Netz hier sehr gut ausgebaut, wodurch man eigentlich nie alleine durch die Stadt laufen muss. Aber man muss auch sagen, dass viele Ecken nicht gefährlich sind. Ich habe mich eingelebt, kenne Heredia und San José gut und fühle mich nicht mehr unsicher. Eine weitere Herausforderung war es anfangs für mich, mit der Spontanität der Ticas und Ticos umzugehen. Oft gibt es nicht wirklich einen Plan oder er wird erst spontan aufgestellt, wodurch es für mich manchmal super schwer ist meine Freizeit zu planen.

Aber auch die Bedeutung der “Tica Stunde”, musste ich lernen. Anfangs konnte ich nicht wirklich einschätzen, wie pünktlich ich sein muss, weshalb ich dann auch das ein oder andere Mal warten musste. Jetzt kann ich es besser einschätzen und habe mich auch, ich weiß auch nicht, ob das jetzt gut oder schlecht ist, ein bisschen angepasst. Ich habe aber auch einfach gelernt, alles ein bisschen gelassener zu nehmen. So ist es voll okay für mich geworden, mal eine Stunde auf den Bus zu warten, durch den Regen zu laufen, nicht jedes Wort/ bzw. jede Konversation zu verstehen oder auch einfach mal alleine zu sein. Ich bin in den letzten vier Monaten im Ausland, auf jeden Fall schon viel selbständiger und selbstbewusster geworden.

Ich bin sehr dankbar, dass ich die Möglichkeit erhalten habe, diese Erfahrungen hier sammeln zu können. Costa Rica, ein Land, welches in Deutschland nur als das privilegierte lateinamerikanische Land bekannt ist, von einer ganz anderen Sichtweise kennenzulernen und so meinen Blickwinkel zu erweitern. Ich bin fest davon überzeugt, dass ich von den Erfahrungen welche ich hier sammle, sowohl positive, wie auch negativen mich auf meinem weiteren Lebensweg noch viel profitieren werde. Für die kommende Monate nehme ich mir auf jeden Fall vor, weiter mein Spanisch zu verbessern, mich weiterhin den Menschen hier zu öffnen, tatkräftig mein Projekt zu unterstützen und noch besser das Land und die Menschen kennenzulernen. Denn ich bin begeistern von dem Land, den Menschen und ihrer Mentalität und ich freue mich sehr auf die kommenden acht Monate, mit vielen Erfahrungen und prägenden Momenten.

SEPROJOVEN Chirripo - Yorick Lammers

SEPROJOVEN Chirripo - Yorick Lammers

Yorick Lammers verbrachte mehrere Monate in Chirripo und unterstütze das Personal in einer Schule bei den vielfältigen Aufgaben.

Ein Tag im Colegio de Quetzal, Chirripó, Costa Rica

Gleichzeitig mit dem Krähen der Hähne klingelt mein Wecker. Die Sonne ist noch nicht aufgegangen. Noch liegen Nebelschwaden in den Tälern des Chirripó Nationalparks. Gerne würde ich noch in meinem warmen Schlafsack unter meinem Mosquitonetz etwas dösen. Es ist 5.30 Uhr. Etwas verschlafen gehe ich in die Küche, wo der Koch Luis bereits angefangen hat, das Frühstück für die rund 120 SchülerInnen zuzubereiten. Es gibt wie jeden Morgen „Gallo Pinto“. Von Reis und Bohnen kann man in Costa Rica einfach nicht genug haben. Während Luis und ich das Essen zubereiten, bringt er mir einige neue Vokabeln auf Spanisch und auf Cabecar bei. Cabecar nennt sich die indigene Bevölkerungsgruppe im Chirripó Nationalpark. Einer der wenigen indigenen Stämme, bei dem die indigene Sprache noch erhalten ist und als Muttersprache auch von der jungen Bevölkerung gesprochen wird.

Langsam kommen die ersten SchülerInnen zwischen 14 und 22 Jahren an, die meisten mit Gummistiefeln. Denn noch ist Regenzeit und die Wege sind meist schlammig. Der Unterricht beginnt um sieben Uhr. Pünktlich um acht schenken Luis und ich für alle LehrerInnen und SchülerInnen das Essen aus und frühstücken mit ihnen.

Nach dem Frühstück schlüpfe ich in die Rolle eines Austauschschülers und begleite eine Klasse bei ihrem Schultag. Hierbei werde ich mit formellem Spanisch konfrontiert, das mich im Vergleich zu der bisher erlernten costa-ricanischen Umgangssprache auf neue Art und Weise herausfordert. Im Englischunterricht darf ich den Schülern dabei helfen, Präsentationen vorzubereiten und ihre Aussprache zu verbessern.

Gegen Mittag unterstütze ich wieder Luis in der Küche. Die Stunde nach dem Mittagessen ist Projektunterricht. Hier darf ich mir verschiedene Projekte ausdenken und mit den SchülerInnen zusammen durchführen. Heute biete ich einen Musikworkshop an. In letzter Zeit hat sich eine Musik begeisterte Gruppe gefunden. Wir singen verschieden Stücke, die wir selbst am Klavier, an Gitarren und am Schlagzeug begleiten. In drei Wochen ist letzter Schultag vor den Ferien, wofür wir eine kleine Aufführung vorbereiten.

Um 13.30 Uhr ist Schulschluss. Dreimal die Woche biete ich am Nachmittag ein Fußballtraining an, bei dem jedes Mal an die 20 Leute kommen und leidenschaftlich dabei sind. Statt mit professionellem Fußballschuhen, wird in Crocs oder mit Gummistiefeln gespielt – trotzdem bin ich es, der sich in seinem sportlichem Outfit eher amateurhaft vorkommt. Fußball wird hier, sobald man laufen kann, leidenschaftlich rund um die Uhr gespielt...

Abends schauen wir mit den LehrerInnen und SchülerInnen, die ebenfalls von Montag bis Freitag in der Schule übernachten, einen Film oder spielen Gesellschaftsspiele.

Früh, gegen 20 Uhr, geht es wieder ins Bett. Morgen wartet wieder ein langer, erlebnisreicher Tag auf mich!

SEPROJOVEN Liga FEM - Fabienne Brockhurst

SEPROJOVEN Liga FEM - Fabienne Brockhurst

Fabienne Brockhurst ist im Jahrgang 2019-20 nach Costa Rica entsendet und berichtet von einem typischen Arbeitstag in ihrem Projekt:

Ein typischer Arbeitstag in dem Projekt LigaFem in Heredia beginnt mit einem Kaffee mit den „Leitern“ von SEPROJOVEN. Hierbei bleibt die Arbeit noch komplett aus, es geht eher um einen Austausch und eine Koordination des Zusammenlebens. Nun findet das erste Training mit den kleinen Jungs des „Einsatzortes“ Guarari statt. Diese sollen sich vor der Schule zwei Stunden auspowern, um sich danach besser konzentrieren zu können. Das Fußballtraining leitet der/die Freiwillige vor allem am Anfang mit der Trainerin zusammen und kann dann Stück für Stück mehr Übungen und Aufgaben übernehmen.

Nach dem Frühstück folgt eine „Oficina-Zeit“, das heißt es gibt Besprechungen, Papierkram und andere „Büro-Tätigkeiten“, die zu erledigen sind. Auch diese Aufgaben wechseln täglich, von einer Inventur bis zum Verträge schreiben kann alles auf einen zu kommen. Ganz oft werden aber auch Ausflüge mit den Mädels vom Projekt geplant, auch hier reicht die Ausführung von einem Training mit Wasserbomben oder einem Schwimmbadbesuch bis zu einem Workshop über Diskriminierung oder Frauenrechte.

SEPROJOVEN arbeitet überall im Land und über die Ländergrenzen hinaus. Daher kann es in den Meetings auch um die Planung von Workshops im ganzen Land gehen. Als Freiwillige/r darf man mit in die indigene Kultur eintauchen und vor Ort mit den Kindern und Jugendlichen arbeiten.

Am Abend beginnt dann das „Hauptprojekt“ der Arbeit eines/r Freiwilligen in Heredia, das Fußballprojekt der LigaFem. Das Fußballtraining mit den Mädchen und jungen Frauen zwischen 8 und 18 Jahren, ist sehr abwechslungsreich und immer eine riesen Freude. Pro Altersgruppe (ungefähr 8 – 14 & 14 – 18) dauert das Training 1,5 Stunden und ist in zwei Hauptteile aufgeteilt. Zunächst wird an der Technik, der Ballkontrolle oder der Fitness gearbeitet, auch hier darf man einfache Übungen gestallten oder sich ein kreatives Spiel raussuchen oder erfinden. Danach spielen alle „Fútbol 3“, bei diesem Spiel müssen sich die Spielerinnen zunächst ihre Spielregeln selber festlegen, hierbei soll sich auf folgende Grundwerte bezogen werden: Respekt, Toleranz, Teamfähigkeit und Solidarität. Später wird gespielt und zum Schluss das Spiel evaluiert und reflektiert.

Mit der Zeit darf man sich immer mehr Übungen und Aufgaben selbst erarbeiten und dann auch erklären. Oder das Training als Mitspieler/in der Mädels aus Guarari aus einer anderen Perspektive sehen. Solange man für jeden Spaß zu haben ist, kann man mit der Trainerin und den Mädels eine Menge Freude haben und sich selbst sehr schnell neu kennenlernen.

Die Arbeit in Heredia ist sehr abwechslungsreich und öffnet jedem/r Freiwilligen eine Tür, um über die Kultur und die Menschen in Costa Rica zu lernen. Als Freiwillige/r wird man vor allem bei SEPROJOVEN viel von Costa Rica entdecken dürfen und neue Erfahrungen und Herausforderungen erleben. 

SEPROJOVEN Indigene Dörfer - Clemens Wichelhaus

SEPROJOVEN Indigene Dörfer - Clemens Wichelhaus

Clemens Wichelhaus hat es im Jahrgang 2019/20 nach Costa Rica gezogen, wo er in verschiedenen indigenen Dörfern lebt und arbeitet. Hier gibt er einen Einblick in seine ersten drei Monate Freiwilligendienst:

Es ist jetzt exakt drei Monate her, dass ich in Frankfurt ins Flugzeug stieg, ohne zu wissen, was da eigentlich auf mich zukommen wird. Alles was ich wusste war, dass ich in 13 Stunden in Costa Rica landen werde und dort von Jannes, einem Mitfreiwilligen und Roy, in Empfang genommen werde.

Seitdem ist schon ein wenig Zeit vergangen und ich hatte Zeit mich an die Veränderungen, die Sprache und die Menschen zu gewöhnen. Den ersten Monat habe ich noch mit den anderen Freiwilligen in Heredia centro, im Seprojovenhaus, verbracht. Da es für die meisten von uns das erste mal war, alleine in einem fremden Land zu leben, ging erstmal alles drunter und drüber. Wir gaben viel zu viel Geld für den Einkauf aus, das Haus wurde kaum geputzt, die Milch wurde ständig schlecht und das Geschirr häufte sich in der Spüle. Doch es gab einfach andere Dinge, die meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Endlich konnte ich tun und lassen, was ich wollte. Es gab niemanden mehr, der mir vorgab wann ich zuhause sein sollte, oder wie ich mich zu verhalten habe.

Relativ schnell fiel mir jedoch auf, dass man auch hier in Costa Rica nicht endlos draußen bleiben sollte. Es fiel mir zu Anfang schwer zu verstehen, dass ich nicht mehr in Deutschland lebe. Es sind nicht mehr alle Ecken sicher und nicht jeder Person sollte man vertrauen. Auch der Straßenverkehr ist hier um einiges ungeordneter und nicht alle halten sich an die regeln. Man sollte also lieber nicht ohne vorher zu gucken über die Straße gehen. Auch generell änderte sich mein Lebensrhythmus. Da es aufgrund der Regenzeit meist den ganzen Nachmittag und Abend regnet, lernte ich ziemlich schnell, dass es besser ist seine Sachen schon vormittags zu erledigen.

Ziemlich bald fing auch schon unsere Arbeit bzw. die von Fabi an, bei der ich den ersten Monat aushelfen durfte. Vier Mal die Woche gab es also Fußballtraining für Mädchen und Frauen, bei dem wir zu Anfang nur zuschauten und mitmachten. Dabei fiel mir auf, dass die Mädchen sehr aggressiv spielten und ich als Mann Schwierigkeiten hatte, akzeptiert zu werden. Mir blieb nichts anderes übrig, als das so hinzunehmen, schließlich heißt das Projekt Liga FEM und ist ein safe space für Frauen. Dementsprechend hoch war die Freude, als die ersten Mädchen mich begrüßten und so langsam aufnahmen.

Im Nachhinein hat mir das Training sehr geholfen, da ich mir einige Spiele und Übungen aus diesen Trainingseinheiten abschauen konnte, die ich jetzt in meinem Training oder Sportunterricht hier in Talamanca einsetzten und durchführen kann.

Seit etwa zwei Monaten lebe ich jetzt im Indigenen Dorf Monte Sion Talamanca, meiner eigentlichen Einsatzstelle, wo ich herzlich von meiner Gastfamilie empfangen und aufgenommen wurde. Doch diesmal war die Umstellung etwas größer und die Eingewöhnungszeit etwas länger. Die ersten drei Wochen dienten der Eingewöhnung. Ich sollte erst die Umgebung die Menschen und das Essen kennenlernen, bevor ich mich meiner Arbeit widme.

Diese drei Wochen habe ich auch gebraucht, denn der Unterschied von Heredia zu Monte Sion war größer als ich dachte. Auf einmal gab es kein WLAN mehr und nicht überall hat man Empfang, es gibt niemanden mehr, der mir alles vom spanischen ins Deutsche übersetzt und der öffentliche Verkehr ist plötzlich unregelmäßig und unzuverlässig. Auf ein Neues änderte sich also mein Lebensrhythmus. Statt meine Langeweile mit Instagram, Youtube oder Netflix zu vertreiben helfe ich meiner Familie auf der Bananenplantage, im Garten, beim Putzen oder beim Kochen. Dabei lerne ich viel Neues dazu, bekomme die Natur Costa Ricas zu spüren und tauche immer tiefer ein, in die Kultur der Indigenen Bevölkerung Talamancas. Da die Sonne im Laufe des Tages immer stärker wird beginnt mein Tag schon sehr früh. Kurz nachdem die Sonne aufgegangen ist (5:30), stehe ich auf. Spätestens um 6:30 Uhr habe ich mein Bett verlassen und helfe meiner Familie bei den verschiedensten Aufgaben. Ans frühe Aufstehen musste ich mich zu Anfang noch gewöhnen, doch inzwischen ist es wie die kalte Dusche und gehört zu meinem Alltag dazu.

Die drei Wochen vergingen zügig und ich fing an in verschiedenen Kommunen zu arbeiten. Nun leite ich den Sportunterricht an zwei Schulen, assistiere zwei Mal die Woche beim Fußballtraining für Mädchen und Frauen und biete zusammen mit einem Lehrer einmal die Woche eine Schach AG an, um die Kinder nicht nur körperlich, sondern auch geistig zu fördern.

Inzwischen fangen die Kinder an mich zu respektieren und freuen sich jedes Mal aufs Neue, wenn ich neue Spiele oder Übungen erkläre. Auch beim Fußballtraining wird mir immer mehr Verantwortung übertragen und ich darf einzelne Übungen mit den Mädchen durchführen und eigene Trainingsmethoden präsentieren und anwenden.

Ich bin sehr dankbar für meine Projekte, zwar ist viel Eigeninitiative, Kreativität und Spontanität gefragt, aber die Mühe die man sich beim planen des Unterrichts oder des Trainings macht, zahlt sich zu 100% aus, wenn man sieht, wie viel Spaß es den Kindern bereitet kleine Spielchen zu spielen, die sie vorher nicht kannten.

Meine freie Zeit verbringe ich viel mit meiner Familie. Sei es beim gemeinsamen TV gucken, beim Kaffee trinken in der Hängematte oder beim Helfen auf der Bananenplantage bzw. im Haushalt. Oft gehe ich auch mit meinen Gastbrüdern zum Sportplatz, um dort mit den Jugendlichen aus Shiroles Fußball, Volleyball oder sonstige Sportarten auszuüben.

Dadurch, dass ich die letzten zwei Monate kaum Kontakt zu meinen Mitfreiwilligen hatte und ohne Handy gelebt habe, hat mein Spanisch einen deutlichen Sprung nach vorne gemacht. Ich verstehe inzwischen alles, und kann mich so ausdrücken, dass man auch mich versteht. Der Tag an dem mir auffiel, dass mein Spanisch sich in so kurzer Zeit so verbessert hat gehört definitiv zu einem der Glücksmomente die ich in den letzten drei Monaten erlebt habe.

Doch es gab noch andere Glücksmomente, wie zum Beispiel endlich ein gültiges Visum in den Händen zu halten, von der gesamten Klasse strahlend zum Unterrichtsbeginn begrüßt zu werden oder mich in meiner Gastfamilie wie zuhause zu fühlen.

Leider sind nicht immer alle Momente schön. Sowie ich Glücksmomente hatte, gab es auch Momente in denen in mich schlecht bzw. unwohl gefühlt habe. Es fällt mir noch immer schwer Freunde zu finden, da mich die meisten nur als den „Gringo“ sehen. Mir wird also oft nicht die Chance gegeben den anderen zu zeigen wer ich bin. Die einzige Verbindung die ich bis jetzt zu den Jugendlichen aus meinem Dorf aufbauen konnte ist das gemeinsame Fußball spielen. Ich habe hier also nur wenige Leute, von denen ich behaupten würde, dass sie meine Freunde sind. Besonders schwer war es für mich als mein Handy kaputt ging. Denn so hatte ich das Gefühl alleine zu sein und mit niemandem mehr reden zu können. Andererseits half mir das auch meine Gastfamilie und die Freunde die ich hier habe umso mehr Wert zu schätzen und kennenzulernen. Inzwischen vermisse ich mein Handy überhaupt nicht mehr. Es ist zwar manchmal lästig keine Musik hören zu können oder die Nachrichten vom Trainingsentfall nicht zu erhalten und umsonst nach China Kicha zu fahren, aber ich habe mich inzwischen dran gewöhnt und bin auch ohne Handy glücklich.

Für die nächsten Monate habe ich mir vorgenommen mehr von Costa Rica kennenzulernen und mein Spanisch zu verbessern. Außerdem möchte ich den Kindern verschiedene Sportarten nahe bringen und sie für andere Dinge begeistern, als nur Fußball. Es lässt sich also sagen, dass die ersten drei Monate zwar Höhen und Tiefen mit sich brachten, aber insgesamt sehr gut verliefen. Ich habe mich gut eingelebt und freue mich über das große Glück hier in Talamanca in meiner Gastfamilie leben zu dürfen. Ich fühle mich hier sehr wohl und freue mich auf die Monate, die noch auf mich zukommen.

Erfahrungsberichte Malta

Bright Sparks Childcare - Linda Raiser

Bright Sparks Childcare - Linda Raiser

Linda Raiser absolviert ihren Internationalen Freiwilligendienst 2020-21 im Bright Sparks Childcare Center auf Malta und gibt einen kurzen Einblick in ihre Arbeit.

kellimni.com - Adrian Opozda

kellimni.com - Adrian Opozda

Adrian Opozda unterstütze das Projekt kellimni.com in der online role im Jahrgang 2019-20 und berichtet von seinen Aufgaben:

Ich habe für das Projekt kellimni.com auf Malta gearbeitet. Kellimni.com ist ein Dienst, der Unterstützung zu allmöglichen Problemen anbietet und einem durch die schwierige Zeit ein offenes Ohr bietet.

Ich war für die Bewerbung des Dienstes im Internet zuständig, d.h. die Posts auf den Social-Media-Kanälen und die Artikel auf der Homepage. Anders als bei der offline role hatte ich immer denselben Ablauf. Montags kümmerte ich mich um die Statistiken, d.h. die Reichweite, die Likes, etc. unserer Posts oder unserer Homepage und trug sie in eine Tabelle ein. Nachdem ich damit fertig war, plante ich die Posts für die nächste Woche. Hierbei sammelte ich zunächst Ideen, habe diese dann in einem Kalender eingetragen und überlegte mir welche Beiträge an welchem Tag gepostet werden sollten. Dabei habe ich drauf geachtet, dass die Posts in einer logischen Reihenfolge gepostet werden würden. In der Regel habe ich mir für jede Woche ein Thema ausgesucht und anhand von diesem die Beiträge aufgebaut. Nachdem der Plan stand, ging es an die Umsetzung. Die nächsten Tage habe ich mir überlegt, wie ich die Beiträge gestalte und welche Caption sie erhalten sollten. Zwischendurch habe ich immer wieder mal Kollegen bei der Gestaltung von Flyern oder Posts für deren Projekte geholfen. Nach ein paar Tagen war ich mit der Gestaltung der Posts fertig und habe sie vom Projektleiter überprüfen lassen. Wenn etwas nicht gepasst hat, habe ich mich nochmal drangesetzt und den Post angepasst aber meistens war alles in Ordnung und ich konnte diese auf Facebook für die nächste Woche in einem Zeitplan hochladen.

Ab und zu hatten wir dann noch abends oder am Wochenende Events auf denen wir Flyer und anderen Merch verteilten.

Wie man sieht, hat man in der online role einen recht geregelten Ablauf, da jede Woche dieselben Aufgaben erledigt werden müssen. Durch die Events und die Aufgaben der Kollegen kommt es zu bisschen Abwechslung. Nichtsdestotrotz hatte ich immer Lust zur Arbeit zu gehen und habe die Zeit dort genossen. Auch weil die Kollegen sehr freundlich waren und somit immer eine angenehme Atmosphäre im Büro vorherrschte. Es hat mir auch sehr viel Spaß gemacht mich kreativ ausleben zu dürfen und meine Fähigkeiten zu erweitern.

kellimni.com - Anne Klein

kellimni.com - Anne Klein

Anne Klein unterstützt das Projekt kellimni.com im Jahrgang 2019-20 und erzählt von einem typischen Arbeitsalltag:

Kellimni.com ist eine Website, die Online-Seelsorge anbietet, wenn jemand ein Problem hat und sich niemanden anvertrauen kann. Man kann über die Website mit einem Mitarbeiter chatten und die Mitarbeiter hören einem dann zu und ermutigen einen. Kellimni.com ist ein Teil von SOS Malta, einer maltesischen Hilfsorganisation, die sich unter anderem für Flüchtlinge und Obdachlose einsetzt.

Als offline role bei Kellimni kümmert man sich um das offline Marketing. Ich habe Veranstalter von Festen und Messen angeschrieben und gefragt, ob wir einen Stand auf dem Fest haben können, um Flyer zu verteilen und die Website Kellimni.com bekannter zu machen. Bei den Veranstaltungen war ich auch vor Ort und habe Flyer verteilt und Fragen beantwortet. Außerdem gehörte zu meiner Aufgabe, Flyer, T-shirts, einen Roll-up banner und Merchandise zu designen und drucken zu lassen.

Eine weitere Aufgabe war, Schulen und Jugendgruppen anzuschreiben und zu fragen, ob diese Interesse an einem Workshop über ein bestimmtes Thema der Psychologie haben oder eine generelle Präsentation über Kellimni. Die Workshops habe ich dann auch selbständig vorbereitet und zusammen mit meinem Kollegen Kurt abgehalten. Die Themen waren unter anderem Depressionen, Mobbing, Einsamkeit, Angstzustände und noch vieles mehr. Die Workshops hält man auf Englisch. Meistens beginnt man mit einem Aufwärmspiel, dass in die Thematik einsteigt. Wir haben immer versucht, die Schüler viel mitdiskutieren zu lassen. Das Interesse der Schüler war immer sehr hoch, weil die Themen sie sehr angesprochen haben. Die Jugendlichen haben immer viel mitdiskutiert und waren auch froh, dass wir über Themen gesprochen haben, die leider oft noch ein Tabuthema sind. Ein Workshop geht entweder über eine Schulstunde (40 min) oder zwei Schulstunden (1h 20 min). Nach den Workshops an den Schulen, hat sich auch oft die Anzahl der Chats bei Kellimni erhöht. Das war immer erfreulich zu sehen, dass man jemandem helfen konnte. Bei der Vorbereitung und der Gestaltung der Workshops kann man wirklich sehr kreativ sein und sehr selbständig arbeiten.

Wie man sieht, gibt es bei der offline role keinen „typischen“ Tagesablauf. Es kann sein, dass man zwei Tage hintereinander an einer Schule ist, es kann aber auch mal sein, dass man tagelang im Büro ist, um Workshops zu planen oder E-mails zu beantworten. Man sollte auf jeden Fall den Überblick über die Termine behalten. Ich habe mir immer monatlich eine Tabelle mit allen Terminen angelegt und die zusätzlich noch in meinen Handy- und Google-Kalender eingetragen. Mir hat meine Arbeit sehr viel Spaß gemacht. Die Kollegen, die bei SOS Malta und Kellimni arbeiten, sind sehr herzlich und man kann immer nach Hilfe fragen.

Im Büro passieren auch jeden Tag irgendwelche verrückten Sachen, da wird es nie langweilig.

Bright Sparks Childcare - Coralie Kuhlmann

Bright Sparks Childcare - Coralie Kuhlmann

Coralie Kuhlmann verbrachte das Jahr 2018-19 im Bright Sparks Childcare Center auf Malta und berichtet über ihr Leben auf Malta und ihre Rolle als Freiwillige:

 1. Erwartungen

Ich weiß noch, dass ich vor einem Jahr, kurz vor meiner Abreise, sehr aufgeregt war. Ich wusste nicht wirklich was mich erwarten wird und hatte Respekt davor, so lange von meiner Familie und meinen Freunden getrennt zu sein. Ich bin zuvor noch nie über einen längeren Zeitraum im Ausland gewesen und wusste somit nicht, wie schnell oder gut ich mich in einem fremden Land einleben kann. Ich habe versucht, nicht so viel darüber nachzudenken, sondern es einfach auf mich zukommen zu lassen und das hat auch ganz gut funktioniert. Ich hatte keine riesigen Erwartungen an das Jahr. Ich wollte einfach nur etwas Neues erleben, mein altes und etwas monotones Leben für eine Zeit lang hinter mir lassen und aus mir herauskommen. Diese Erwartungen wurden alle erfüllt.

2. Meine Arbeit

In dem Jahr habe ich viele neue Sachen gelernt. Durch meine Arbeit habe ich viel über frühkindliche Entwicklung erfahren. Zum einen in der Theorie, durch die Vorträge, die ich mit meinen Arbeitskolleginnen besucht habe. Und zum anderen habe ich natürlich auch praktisch sehr viel Erfahrung mit den kleinen Kindern sammeln können. Ob es nun spielen, füttern, Windeln wechseln oder trösten war, meine Zeit in dem Kindergarten war auf jeden Fall sehr lehrreich. Aber ich habe auch viel über mich selber herausgefunden und dazu gelernt. Wegen dem Auslandsjahr bin ich nun nicht mehr so ängstlich gegenüber neuen Situationen und lasse sie auf mich zu kommen, ohne mir den Kopf darüber zu zerbrechen was passieren könnte. Ich habe gemerkt, dass ich in meinem Leben noch viel mehr reisen und sehen möchte und habe mir vorgenommen aktiver zu sein und viel öfter etwas zu unternehmen oder Ausflüge zu machen. Denn das hat mir in Malta in meinem Alltag sehr gut gefallen. 2. Rolle als Freiwillige Meine Rolle als Freiwillige würde ich als Helfende Hand bezeichnen. Ich durfte ja nicht alleine eine Gruppe von Kindern übernehmen und das wäre mir auch zu viel gewesen. So habe ich immer mit einer Erzieherin zusammengearbeitet und ihr geholfen auf die Kinder aufzupassen. Ich konnte dann eine Windel wechseln gehen oder ein Kind füttern, während meine Kollegin bei den anderen Kindern geblieben ist. Das war natürlich sehr praktisch und die Kinder konnten so noch individueller betreut werden. Die meiste Zeit habe ich einfach mit den Kindern gespielt und mich um sie gekümmert und versucht ihnen so oft wie möglich ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern.

Für jeden, der seine Zeit gerne mit kleinen Kindern verbringt, ist die Position als Freiwillige/r in dem Kindergarten auf jeden Fall geeignet. Man muss aber viel Motivation, Nerven und Geduld mitbringen. Da es noch ziemlich kleine Kinder sind, haben sie nicht immer auf mich und die Erzieher gehört und haben auch öfter geweint als Kindergartenkinder. Die teilweise ziemlich anstrengende Arbeit und der Dauerlärm müssen einem vorher bewusst sein. Aber wenn man dort mit einer positiven Ausstrahlung auftaucht und Spaß an seiner Arbeit hat, dann lieben dich die Kinder sofort. Bei mir hat es auch nicht lange gedauert bis sie mir um den Hals gefallen sind, als ich jeden Morgen den Kindergarten betreten habe. Und dafür lohnt es sich jeden Morgen aus dem Bett aufzustehen.

3. Die Insel

Mein Eindruck von Malta hat sich während des Jahres eigentlich nicht großartig verändert. Ich wusste vorher nicht viel über das Land und hatte nur die Adjektive im Kopf, die wir bei den Seminaren zuvor gesammelt haben. Kleine Insel, offene und stolze Bewohner, chaotisch aber auch relaxed. Und so habe ich das Land und die Einheimischen auch wahrgenommen. Ich habe natürlich mehrere Dinge dazugelernt. Zum Beispiel über die Festas, die im Sommer fast jede Woche in einer anderen Stadt veranstaltet werden. Oder auch über die Spezialitäten wie Pastizzi, Kinnie oder Cisk, die es nur in Malta gibt. Aber so im Allgemeinen hat sich meine Auffassung von Malta nicht viel geändert. Die Auffassung von Deutschland hat sich dagegen schon etwas gewandelt. Ich habe jetzt einen Einblick in ein anderes Land und eine andere Lebensweise bekommen, womit ich Deutschland nun manchmal vergleiche. Ich bin zum Beispiel jetzt dankbarer für die deutsche Pünktlichkeit und Organisation. Zum anderen fehlt mir hier die gechillte Art der Malteser beim Arbeiten oder generell die entspannte Mentalität. Davon könnte man sich hier noch eine Scheibe abschneiden

4. Auswirkungen auf mein weiteres Leben

Ich finde es jetzt schwer zu sagen, welche Erfahrungen sich auf mein weiteres Leben auswirken werden. Ich finde, einfach die gesamte Erfahrung im Ausland gewesen zu sein hat mich geprägt. Ich fühl mich viel bereiter und ein wenig reifer für das Studium. Ich habe nicht mehr so große Panik vor neuen Situationen. Und mir fällt es jetzt etwas leichter auf neue Menschen zuzugehen. Es gibt bestimmt noch viel mehr Dinge, die mir jetzt nicht einfallen, aber das sind so die Veränderungen, für die ich am dankbarsten bin.

5. Fazit

Um es zusammen zu fassen, hatte ich ein wirklich schönes Jahr mit ein paar Hürden, aber sehr viel mehr schönen Momenten. Ich bin sehr froh, dass ich mich aus meiner Komfortzone gezwungen und das Jahr in Angriff genommen habe. Ich bin dadurch als Person sehr gewachsen und konnte gleichzeitig etwas Gutes für den Bright Sparks Kindergarten tun. Zum Teil hatte ich auch Heimweh, aber darüber bin ich auch immer hinweggekommen. Und der Fakt, dass ich einmal komplett ein Jahr weg war, macht es jetzt leichter auszuziehen für mein Studium. Denn ich bin nicht viel unabhängiger und kann alleine wohnen. Ich weiß, wenn ich es schonmal geschafft habe mich in einer fremden Stadt zurecht zu finden und einzuleben, dann schaffe ich das auch nochmal für mein Studium.

Deshalb bin ich unendlich dankbar, dass ich die Chance bekommen habe, ins Ausland zu gehen und mich weiterzuentwickeln. Ich bereue es nicht und würde es jederzeit wieder machen.

Inspire - Nadja Albert

Inspire - Nadja Albert

Seit August verbringt Nadja Albert ihren IJFD auf Malta und erzählt uns etwas über das Land und ihre Einsatzstelle.

Aller Anfang ist schwer, daher beginnen wir mit dem, für mich, am einfachsten Thema: das Land. Bevor ich mich für Malta beworben habe, wusste ich noch nicht einmal, dass es existiert. Kein Wunder, auf der Weltkarte ist es nur ein Punkt unter Italien, obwohl es so viel mehr zu bieten hat. Malta ist eine Inselgruppe, die aus drei “großen“ Inseln besteht. Fangen wir mit Malta an, der größten Insel, auf der sich mein normaler Alltag abspielt. Wenn ich Malta mit wenigen Worten beschreiben müsste, würde ich die Worte „aktiv“, „lebhaft“ und „stürmisch“ wählen, welche ich an wenigen Beispielen erläutern möchte.

Nehmen wir als erstes Beispiel den Verkehr: Dieser wird nicht wirklich durch die Verkehrsschilder geregelt, sondern besteht eher aus einer wilden Kommunikation mit Hilfe der beliebten Hupe. Wenn es sich am Anfang schwierig gestalten sollte, sich an den Linksverkehr zu gewöhnen, so kommt die neue Sprache der Autos hinzu, die kein Fußgänger wirklich versteht. Also mein Tipp: lieber zweimal zu viel nach links und rechts schauen als einmal zu wenig.

Hinzu kommt das Wetter: Wenn man im August auf Malta ankommt, hat man das Gefühl, im niemals endenden Hochsommer gelandet zu sein. Sonne, wolkenfreier Himmel und kurze Hosen. Spätestens im November merkt man, dass es auch auf Malta kälter werden kann, wenn auch wesentlich langsamer als in Deutschland. Im Gegensatz zur Temperatur verändert sich das Wetter schlagartig. Von Sonne zu Nieselregen wieder zum Sonnenschein bis zum Gewitter und das alles an einem Tag. Doch genau das bringt uns zum dritten Beispiel: die Landschaft. Die ersten Monate auf dieser Insel habe ich geglaubt, keine einzige grüne Pflanze in meinem Auslandsjahr zu sehen außer den Palmen am Hafen. Doch schnell lernte ich, dass Malta einfach nur die typischen Merkmale der Jahreszeiten verdreht. Im Sommer sind die Pflanzen förmlich unter der Sonne verbrannt und jetzt, wo der Winter beginnen sollte, erwacht diese Insel zum Leben. Durch den vielen Regen und die milden Temperaturen erblühen Blumen und die Wiesen zeigen sich in ihrem vollsten Grün. Das einzige, was die schöne Aussicht etwas trübt, ist der Plastikmüll, der gerne auf den Straßen verteilt wird, obwohl die Malteser ein ausgezeichnetes Müllabfuhr-System haben, wenn auch wenig öffentliche Mülleimer.

Vorab möchte ich etwas über die Menschen auf Malta sagen. Generell unterscheiden sich die Menschengruppen nicht wirklich von denen in Deutschland. Es gibt nette, hilfsbereite, mürrische Menschen und Menschen, die es eilig haben; allerdings sind Malteser im Allgemeinen freundliche und hilfsbereite Leute, soweit ich das beurteilen kann. Das einzige, was alle Malteser auf jeden Fall gemeinsam haben, ist der große Stolz auf die maltesische Unabhängigkeit, der überall anzutreffen ist. Auf der Arbeit lernt man durch die bunt gemischte Gruppe von Mitarbeiten aus aller Welt viele verschiedene Kulturen und Menschen kennen. Zwischendurch hapert es vielleicht etwas an der Kommunikation, doch an Harmonie mangelt es nie. Am Anfang kann es passieren, dass man nicht sofort Anschluss findet, doch man darf sich nicht entmutigen lassen! Es sind alles nette und unterhaltsame Leute, die auch eine tolle Zeit auf Malta verbringen wollen.

Bleiben wir direkt bei Inspire. „Inspire - the foundation for inclusion“ ist eine NGO (Non- Government Organisation), die mit Menschen mit Beeinträchtigungen arbeitet. Anfangs war es vielleicht etwas schwer, mit dem Arbeitsalltag zurechtzukommen, doch man gewöhnt sich schnellen daran, als man denkt. Da ich bis jetzt nur in drei Bereichen ausreichend gearbeitet habe, werde ich auch nur über diese berichten. Fangen wir mit dem Park an. Den Bereich, den man als Park bezeichnet, habe ich früher noch nicht mal als Teil des Inspire Geländes wahrgenommen, so abgeschieden und ungenutzt war er. Der Bereich wurde vor sechs Jahren stillgelegt und wurde jetzt wieder in Betrieb genommen, um den “Santa`s Magical Forest“ zu kreieren.

Fangen wir mit dem Park an. Den Bereich den man als Park bezeichnet, habe ich früher noch nicht mal als Teil des Inspire Geländes wahrgenommen, so abgeschieden und ungenutzt war er. Der Bereich wurde vor sechs Jahren still gelegt und wurde jetzt wieder in Betrieb genommen, um den “Santa`s Magical Forest“ zu kreieren.

Als nächstes der Sattle Club(SC) oder auch THR genannt.Seit das Schools Outreach Programm (SOP), auch bekannt als das Winterprogramm, angefangen hat, arbeite ich die meiste Zeit im Bereich der Pferdetherapie. Die Pferdetherapie ist im Wesentlichen in zwei Abschnitte unterteilt. Zum einen gibt es das Reiten, wo die Kinder lernen sollen, ihren Körper zu koordinieren, und versuchen sollen, verschiedene Muskeln zu beanspruchen. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Rückenmuskulatur. Zum anderen gibt es den Bereich, wo das Verständnis zu Lebewesen gefördert werden soll. Auch wenn man kein/e Pferdeliebhaber/in ist, keine Sorge. Vorher war ich auch keine und heute liebe ich die Arbeit mit den Tieren. Zur Tiercrew wird zudem auch noch ein weiteres Kaninchen gezählt. Nun kommen wir zum letzten Bereich: dem Schwimmunterricht (außerhalb SOP). Hier nehmen die Kinder mit ca. 4 Jahren am Schwimmunterricht teil. Dies lernen sie in verschiedenen kleinen Gruppen, die in Alter und Niveau unterteilt sind. Als Volunteer übernimmt man die Rolle einer helfenden Hand oder auch die eines zweiten Schwimmtrainers.

Nun kommen wir zum letzten Bereich: dem Schwimmunterricht (außerhalb SOP). Hier starten die Kinder mit ca. 4 Jahren am Schwimmunterricht teil zu nehmen. Dies lernen sie in verschiedenen kleinen Gruppen, die in Alter und Niveau unterteilt sind. Als Volunteer übernimmt man die Rolle als helfende Hand oder auch die eines zweiten Schwimmtrainers.

Zum vorhin angesprochenen Alltag gehört zur Arbeit auch die Freizeit. An freien Tagen kann man die Zeit gut nutzen, um die Insel zu erkunden oder einfach am Meer spazierenzugehen. Zu meinen Entdeckungstouren gehören unter anderem auch die beiden anderen Inseln von Malta: Gozo und Comino. Gozo besteht gefühlt zu 50% aus Grünflächen und ist eine richtige Augenweide für Naturliebhaber. Selbst wenn man nur mit dem Bus durch die kleinen Gassen und Orte fährt, strahlt die Insel eine gewisse Ruhe aus, die einen selbst wieder die kleinen Dinge wertschätzen lässt. Comino ist die kleinste Insel mit genau drei Einwohnern, die ihre Schönheit durch den Ozean präsentiert. Das Wasser rund um Comino ist hellblau und glasklar. Wenn man aber etwas in der Nähe zum Besichtigen sucht, kann ich nur den “Fischmarkt“ von Marsaxlokk am Sonntag empfehlen. Der Markt erstreckt sich über den ganzen Hafen und bietet grundsätzlich alles an. Ein Funfact nebenbei: der bekannte Fischmarkt hat insgesamt ca. 40 Stände, von denen jedoch nur 4-5 Stände Fisch anbieten.

Resümee: Wenn ich so darüber nachdenke, ist in dieser kurzen Zeit schon richtig viel passiert, was ich nicht missen möchte. Ich genieße die Zeit, die mir gegeben wurde, und bereue sie kein einziges Mal, egal wie groß das Heimweh auch mal geworden sein mag. Doch auch für mich wird das Jahr vorbei gehen und ich freue mich unglaublich, dass Inspire mir geholfen hat zu erkennen, was ich später einmal studieren möchte. Eine Hürde, die ich mit auf Malta genommen habe und die ich jetzt schon überwinden konnte. So viel wie sich bei Inspire verändert, bin ich gespannt, ob ich das Inspire am Anfang meines IJFD überhaupt noch in dem Inspire wiedererkenne, welches ich nach einem Jahr hinter mir zurücklasse. Eines ist jetzt schon klar: Ich werde ein Jahr voller schöner Erinnerungen und Erfahrungen mit nach Hause nehmen.

Inspire - Annika Bulke

Inspire - Annika Bulke

Annika Bulke blickt mit ihrem Bericht auf ein Jahr Freiwilligenarbeit  in 2016/17 beim Projekt Inspire auf Malta zurück.

1. Rückblick auf ein Jahr Freiwilligendienst

Generell ging ich meinen Freiwilligendienst soweit ohne große Erwartungen oder Vorstellungen an. Ich wollte mir nicht vorher schon zu viele Gedanken über meine Einsatzstelle, das Land und das Leben dort machen, da ich sonst womöglich enttäuscht oder voreingenommen gewesen wäre. Die Seminare haben mir zwar kein sehr deutliches Bild von Inspire geliefert -Inspire ist aber eben auch so verschieden, speziell und einzigartig, dass man es kaum erklären kann- aber trotzdem waren die Seminare super hilfreich, weil für mich dadurch alles reeller und greifbarer wurde. Obwohl ich meine Erwartungen klein gehalten habe, hatte ich natürlich trotzdem ein paar Vorstellungen von Malta, Inspire und meinem Leben dort. Wenn ich an Malta dachte, dachte ich an Sonne, südländische Gelassenheit und Meer. Und das wurde absolut erfüllt! Ich hatte das Glück ein Jahr am Meer leben zu dürfen und schon jetzt vermisse ich den täglichen Strandgang. Auch die Gelassenheit fehlt mir ein wenig, obwohl ich doch auch ganz schön froh über die Verlässlichkeit hier in Deutschland bin. Ich bin froh, dass ich mich von Allem überraschen lassen und mir vorher nicht zu viele Gedanken gemacht habe, denn dadurch konnte ich Alles viel neutraler und ohne Enttäuschungen erleben.

2. Rückblick auf ein Jahr Projektarbeit

Inspire war für mich die perfekte Wahl und ich bereue überhaupt nicht dort gearbeitet zu haben. Das Arbeitsklima war unglaublich gut, die Freiwilligen werden wirklich gut aufgenommen und alle Festangestellten sind sich der großen Hilfe der Freiwilligen bewusst. Ich hatte nie das Gefühl „nur“ eine Freiwillige, sondern einfach ein Teil von Inspire zu sein. Ich konnte bei Problemen oder Wünschen ohne Zögern zu meiner Chefin gehen und ich hatte immer das Gefühl dort geschätzt und wahrgenommen zu werden. Da Inspire so unglaublich abwechslungsreich ist, hatte ich nie das Gefühl über- oder unterfordert gewesen zu sein, da man sich in allen Bereichen viel einbringen konnte, sich aber auch zurücknehmen durfte, falls man in einer Situation vielleicht nicht ganz so gut klar kam. Das mit Abstand beste an Inspire ist aber die große Gruppe an anderen Freiwilligen aus ganz Europa. Hat man sich einmal eingelebt und in die Gruppe integriert -was dank der unglaublich herzlichen Mitfreiwilligen wirklich schnell geht- hat man eine große Inspire-Familie um sich, die man so schnell nicht mehr vergisst! Ich habe in meinem Jahr die tollsten Menschen aus verschiedensten Kulturen kennenlernen dürfen und bin so dankbar dafür. Generell würde ich Inspire Jedem empfehlen, denn Inspire ist offen für alles und Jeden. Ich denke aber, dass es für sehr strukturierte und organisierte Menschen vielleicht ein wenig schwieriger werden könnte, da Malta eben die typisch südländische Mentalität lebt. Gelassenheit, Flexibilität, dadurch aber eben auch Unzuverlässigkeit und Ineffizienz. Das spiegelt sich alles auch in Inspire wieder. Ist man aber spontan und offen für alles, oder will gerade das lernen, dann ist man bei Inspire genau richtig, da man oft ins kalte Wasser geschmissen wird und flexibel und kreativ sein muss.

3. Freizeit | persönliche Situation

Marsaskala ist einfach wirklich schön. Es ist zwar eine eher kleine Stadt, dafür ist sie aber kaum von Touristen „befallen“ und ist dadurch viel entspannter und maltesischer. Dazu kommt dass man alle wichtigen Plätze in Marsaskala zu Fuß erreichen kann -Arbeit, Strand, kleiner Supermarkt- und da alle Anderen der Inspire-Familie auch in Marsaskala wohnen ist abends immer etwas los. Einzige Abstriche macht man bei der generellen Lage Marsaskalas. Da Marsaskala im Süden und alle anderen spannenden Städte, Strände und Sehenswürdigkeiten eher im Norden sind, muss man oftmals lange und relativ umständliche Busfahrten auf sich nehmen. Aber für mich war Marsaskala perfekt und mit den ganzen Freiwilligen waren auch die längsten Busfahrten gut. :) Für mich waren vor allem die letzten 3 Monate unglaublich positiv und die Besten Monate auf Malta. Der Sommer hat die Inspire-Familie nochmal mehr zusammengeschweißt und wir saßen bis zum Ende wirklich jeden Abend zusammen und haben den einen oder anderen Sonnenaufgang auf dem Hotel erleben dürfen. Auch die unglaublich vielen Festivals im Sommer waren für den Gruppenzusammenhalt wichtig und am Ende waren wir wirklich alle sehr eng befreundet was mir den Abschied umso schwerer gemacht hat.

4. Leben in einem anderen Land

Da ich wie schon erwähnt, ohne große Vorstellungen nach Malta kam, hat sich mein Eindruck in dem Jahr nicht viel verändert. Malteser sind sehr offen und herzlich, wodurch sich eigentlich gleich von Anfang an die Mentalität des Landes zeigt und man ziemlich schnell weiß worauf man sich eingelassen hat. Malta hat mir aber auch klargemacht, wie gut wir es in Deutschland, in einem fortschrittlichen und infrastrukturell ausgebauten Land haben. Auf Malta funktioniert vieles nicht so wie es soll, dann manchmal gar nicht und bei Regen geht sowieso alles den Bach runter. Mir wurde einfach klar wie wichtig Struktur ist aber ich habe auch gemerkt, dass ein bisschen Chaos und Spontanität auch mal dazu gehört.

5. Und jetzt?

Für mich hilft mir meine FWD-Erfahrung in meiner Lebensplanung insofern, dass ich viel über mich selbst lernen konnte und mir jetzt einfach in vielen Dingen klarer bin. Ich weiß jetzt sicher was ich machen möchte und kann viele Situationen viel selbstbewusster und lockerer angehen. Ich fände es auch schön meine Erfahrung kommenden FWD-lern weitergeben zu können.

6. Kurzes Resumee deines Jahres

Für mich war Malta und Inspire die beste Entscheidung die ich treffen konnte. Ich kann jetzt sagen, dass ich keinen Tag bereue und ich finde, dass das ein unglaublich gutes Gefühl ist. Ich habe in keinster Weise das Gefühl Zeit verschwendet zu haben, da ich so viel mitnehmen durfte. Ich habe viel lernen können, über mich selbst, die Arbeit mit Behinderten und über andere Kulturen und das ein Jahr lang direkt am Meer! An dieser Stelle Danke an das DRK für die unglaubliche Möglichkeit diese Lebenserfahrung sammeln zu dürfen!

Erfahrungsberichte Finnland

Konsti - Jonna Vogel

Konsti - Jonna Vogel

Jonna Vogel unterstützt in ihrem Freiwilligendienst den Konsti Kindergarten in Kerava. Für den Zwischenbericht hat sie uns einen Radiobeitrag verfasst und erzählt von ihrer Zeit in Finnland.

Konsti - ein Video von Jonna Vogel und Hannah Strnad

Konsti - ein Video von Jonna Vogel und Hannah Strnad

Jonna Vogel und Hannah Strnad unterstützen während ihres Freiwilligendienstes die ErzieherInnen im Kindergarten Konsti und stellen uns ihr Leben in einem Video vor.

Konsti - Hannah Strnad

Konsti - Hannah Strnad

Im Jahrgang 2020-21 unterstützt Hannah Strnad den Konsti Kindergarten in Kerava und berichtet von ihren Erlebnissen vor Ort während der Corona-Pandemie.

Unsere Ankunft in Finnland gestaltete sich etwas anders als zunächst geplant. Eigentlich sollte es für uns schon Mitte August losgehen, allerdings musste der Start, wegen Corona, um einen Monat nach hinten verschoben werden. Nachdem wir den finnischen Boden betreten und die Passkontrolle passiert hatten, ging es mit dem Taxi zu unserer Wohnung vor der uns Heli, eine der Direktorinnen der Kita empfangen hat. Sie hat uns unsere Wohnung gezeigt und die Schlüssel übergeben.

Durch die zweiwöchige Quarantäne hatten wir viel Zeit uns in der Wohnung einzuleben und auch Kerava durch den ein oder anderen Spaziergang kennenzulernen. Finnland war mich nicht wirklich ein „neues“ Land, da ich schon mehrere Ecken sehen durfte u.a. Helsinki, Turku, Rovaniemi und Oulu. Die Eindrücke aus den Urlauben haben sich definitiv bestätigt: Die Finnen/innen sind alle sehr freundlich und hilfsbereit und vor allem sehr stolz auf ihr Land. Erst am 6.12 wurde der finnische Unabhängigkeitstag (diesmal in etwas kleinerem Rahmen) gefeiert. Meine Kollegen in der Kita haben mich am Freitag extra nochmal darauf hingewiesen, am Sonntag an die zwei blau-weißen Kerzen, die die Finnen am Nachmittag des 6.12 in ihre Fenster stellen, zu denken.

Gerade letzte Woche habe ich überlegt, wie ich noch vor zwei Monaten mit den Kindern kommuniziert habe, als ich all die Wörter, die ich heute weiß, noch nicht wusste. Mittlerweile sind schon kleine Gespräche mit den Kindern möglich und auch die üblichen Fragen während des Essens werden immer länger und grammatikalisch korrekter. Es ist immer wieder schön etwas mehr verstanden zu haben oder einem Kind antworten zu können.

Ein typischer Tag im Kindergarten sah bis vor drei Wochen etwa so aus: Um 8.15 Uhr ging es für mich jeden Morgen los. Ich bin immer direkt in meine Gruppe (2- 4J.) gegangen, in der die Kinder gerade dabei waren zu frühstücken. Ich helfe den Kleineren beim Essen und den Erziehern mit dabei, dass die Kinder auch am Tisch sitzen bleiben und essen. Nach dem Frühstück ist es meine Aufgabe den Essenswagen weg zu bringen und anschließend die Tische zu ab zu wischen. Anschließend spielen die Kinder etwas oder arbeiten an einem kleinen Projekt weiter, dabei helfe ich, die Kinder zu beaufsichtigen.

Gegen 9 Uhr gehen wir dann meistens raus, d.h. alle Kinder gehen einmal auf die Toilette und ziehen sich dann an, dabei braucht der ein oder andere mehr Hilfe. Sobald die Kinder draußen sind, klappte ich die Betten aus und bereite den Schlafraum vor. Meist gibt es dann immer noch etwas Kleines zu tun bis die Kinder wieder reinkommen, wenn nicht, dann gehe ich mit raus. Wenn die Kinder wieder drinnen sind, hole ich das Mittagessen aus der Küche und verteile das Essen. Es ist wirklich erstaunlich wie schnell man lernt, wer welches Essen mag und wer viel und wer eher wenig isst. Nach dem Essen bringe ich den Wagen wieder weg, während die Kinder schlafen gehen. In der Zeit putze ich auch den Gruppenraum. Das bedeutet Tische und Stühle abwischen, Stühle hochstellen und einmal den Gruppenraum inklusive Eingangsbereich wischen.

-Pause- Wenn meine Pause vorbei ist, schlafen die Kinder meist noch. In der dieser Zeit räume ich meist noch etwas auf, hole neue Spiele oder bereite irgendetwas für den Nachmittag vor. Gegen 13 Uhr werden die ersten Kinder wach. Ich helfe dann mit beim Anziehen oder betreue die wachen Kinder im Gruppenraum bis ich den „Snack“ aus der Küche hole. Nachdem ich das Essen wieder weggebracht und die Tische abgewischt habe, machen wir manchmal noch etwas Kreatives mit den Kindern und/ oder gehen anschließend raus. Ich räume, sobald die Kinder raus sind wieder etwas auf, schiebe die Betten wieder zusammen, bringe den Müll raus und gehe dann mit raus, solange es nichts anderes drinnen zu tun gibt.

Seit drei Wochen ist mein Tagesablauf etwas „spontaner“, da ich nun zwei Gruppen zugeteilt bin. Die Aufgaben sind die gleichen geblieben, nur ändert sich über den Tag immer mal die Gruppe in der ich sie erledige. Denn in Jekut, die Gruppe mit den älteren Kindern (3-5J.), gibt es ein Kind mit – phasenweise - besonderen Bedürfnissen, dort brauchen sie mich, wenn es mit dem einen Kind Probleme gibt. In Kujeet (2-4J.) werde ich dagegen besonders beim Essen gebraucht (damit an jedem Tisch ein Erwachsener sitzt) oder auch wenn die Kinder sich fertig machen zum Schlafen oder um raus zu gehen.

Das (jetzige) Team in Kujeet hat mich gut integriert, es werden Ideen mit mir ausgetauscht und ich konnte auch schon kleine eigene Projekte durchführen. Letzte Woche waren Jonna und ich auch zu einer meiner Kolleginnen zu einem finnischen Abend eingeladen. Dort haben wir finnische Spezialitäten probiert und einen schönen Abend verbracht.

Der Alltag in der Woche gestaltet sich so wie oben beschrieben. Nach der Arbeit passiert meist nicht mehr viel außerhalb unserer Wohnung. Manchmal telefoniere ich am Abend noch mit meiner Familie, übe etwas Gitarre, lese ein Buch oder Stricke neuerdings etwas. Am Wochenende machen wir eigentlich immer wenigstens an einem Tag etwas. Wir waren schon am See in Tuusula und auch mehrfach in Helsinki.

Die schönsten Momente im Kindergarten waren beispielsweise, wenn ein Kind das erste Mal direkt nach einem fragt oder möchte das ich ihm oder ihr helfe. Aber auch wenn sie am Morgen „Hannah tulee“ (Hannah kommt) rufen und lächeln, freue ich mich immer wieder.

Ein schöner Moment außerhalb der Kita war, dass ich einen meiner Lieblingsmusiker wieder live erleben und kurz treffen konnte. Das ist in der aktuellen Situation keine Selbstverständlichkeit und deshalb ein umso schönerer Abend gewesen.

Eine große Herausforderung war besonders in der ersten Woche im Kindergarten die Kommunikation und Interaktion mit den Kindern. Die Kinder waren für mich genauso neu, wie ich für sie. Dementsprechend war das eine Kind mir gegenüber aufgeschlossener als ein anderes. Dazu kamen dann meine begrenzten Sprachkenntnisse, die die Kinder zu Beginn vermutlich auch etwas Abstand gehen ließen. Mittlerweile hat sich das aber gelegt. Ich komme mit jedem Kind aus Kujeet gut zurecht, wobei ich mit einigen mehr zu tun habe als mit anderen. Aber ich denke das ist normal.

Auch das zunehmende graue Wetter ab Mitte Oktober war gewöhnungsbedürftig. Es wurde/wird teilweise gar nicht mehr wirklich hell über den Tag. Umso mehr genießen wir die 10 Minuten in der Woche, wenn die Sonne sich dann doch einmal zeigt. In meiner neuen zweiten Gruppe Jekut ist die finnische Sprache wieder zu einer Herausforderung geworden. Denn die größeren Kinder sprechen mehr und vor allem komplexeres Finnisch als die kleinen Kinder in Kujeet. Aber langsam gewöhne ich mich auch daran.

Meine Ziele für die kommenden Monate sind definitiv mein Finnisch weiter zu verbessern, sowohl die Sprache zu verstehen als auch sie besser und öfter zu sprechen. Auch wäre es toll weiterhin eigene kleine Projekte für die Kinder zu organisieren und durchzuführen.

Abschließend kann ich nach den ersten drei Monaten sagen, dass die Entscheidung ein IJFD in Finnland zu machen, definitiv eine gute und richtige Entscheidung war und ich mich auf die kommenden Monate freue.

Spielhaus - Katharina Lisken

Spielhaus - Katharina Lisken

Katharina Lisken verbringt im Jahrgang 2019/20 ihren Freiwilligendienst im Spielhaus in Kerava und erzählt von ihren ersten Monaten in ihrer Wahlheimat für ein Jahr.

Das Land

Finnland, ein Land voller Seen ,Birken und Kiefern. Die Menschen die dort leben strahlen eine innere Ruhe und Zufriedenheit aus, die ich spüren kann wenn ich durch die Straßen hier ziehe. So einen großen Unterschied zu Deutschland gibt es im ersten Moment gar nicht. Den habe ich auch nicht wirklich erwartet, wir sind hier in einem europäischen Land und an jeder Ecke findet man beispielsweise Läden, die es genauso auch bei uns in Deutschland gibt. Und doch ist es etwas anders hier. Angefangen bei der Kälte: +2 Grad in Deutschland waren echt kalt und man hat sich in extra viele Lagen eingepackt. +2 Grad hier sind schon fast warm. Genau das liebe ich hieran. Zwar war mir vor dem Jahr schon klar, dass ich ein Wintermensch bin, doch diese Selbsteinschätzung wurde mir hier mehr als bestätigt.

Obwohl wir jetzt, Anfang Dezember, noch nicht die großen Schneemassen haben, stecken wir schon mitten im Winter. Die letzten eineinhalb Monate kam es des Öfteren vor, dass plötzlich kleine Schneeflocken vom Himmel fielen.

Die Luft hier in Finnland ist ebenfalls unterschiedlich zu Deutschland. Dank der vielen Bäume hier ist die Luft, selbst in der Stadt, um einiges frischer und man hat das Gefühl freier atmen zu können. Die Natur hier bringt mich regelmäßig zum Staunen. Sie vermittelt mir eine endlose Weite, gerade, wenn man etwas außerhalb von der Stadt ist. Entgegen den typisch finnischen Stereotypen sind nicht alle Finnen verschlossen und unfreundlich.

Gerade in der Kita, wo sowohl Finnen, Deutsche, wie auch Deutsche die seit langem in Finnland leben, zusammen arbeiten, spürt man eine tiefe Herzlichkeit. Alle sind offen, freundlich, liebenswert und hilfsbereit, was deutlich zu einer guten Arbeitsatmosphäre beiträgt.

Die Menschen die wir außerhalb der Kita erleben passen schon eher in die Kategorie, verschlossene vielleicht auch etwas schüchterne Menschen. Unsere Nachbarn beispielsweise sehen wir kaum und es findet kein Wortwechsel statt und dabei wohnen wir in einem relativ großen Mehrfamilienhaus.

Eingewöhnung

Es hat natürlich etwas gebraucht um sich hier in der Wohnung einzurichten, doch nach dem Auspacken sah es schon viel mehr nach etwas Eigenem aus. Trotzdem hat es bis Anfang September gedauert, bis ich langsam realisiert habe, dass wir hier nicht nur im Urlaub sind, sondern länger bleiben. Die Vorstellung, ein Jahr hier zu sein war mir noch viel zu unwirklich.

Jetzt Anfang Dezember spüre und realisiere ich deutlich mehr, was es womöglich heißt ein ganzes Jahr hier und weg von Zuhause zu sein. Wir haben bis jetzt viel erlebt, viel gesehen und so gut wie jedes Wochenende einen Ausflug gemacht. Es ist wahnsinnig interessant, wie viel es in einem neuen Land zu entdecken gibt.

In der Kita war anfangs natürlich auch alles neu und die Tage waren voll von neuen Erfahrungen und Eindrücken. Doch sehr schnell hat sich daraus ein Alltag gebildet mit ähnlichen Strukturen, was mir persönlich sehr geholfen hat meinen Platz hier zu finden. Dadurch wurden die Wochentage etwas ruhiger und ich hatte am Wochenende noch mehr Energie um Ausflüge zu unternehmen, aber sich natürlich auch mal auszuruhen. Man hat mehr Zeit, Finnland zu realisieren und noch mehr zu spüren.

Ich fühle mich natürlich noch nicht als Finne, das braucht denke ich viele Jahre, aber das Gefühl, wenn man an der Kasse beim Einkaufen für eine Finnin gehalten wird, da man das einfachste versteht und auf Finnisch antworten kann, ist jedes Mal ein kleines Erfolgserlebnis. Auch das Ankommen am Bahnhof hier in Kerava ist mittlerweile ein vertrautes Gefühl. Ich kann sagen, dass wir uns inzwischen hier schon echt gut auskennen.

Arbeitsstelle

Ich arbeite hier in Kerava in einer deutsch-finnischen Kita, dem „Spielhaus“. Dort gibt es drei unterschiedliche Gruppen, die Zwerge (0-3 Jahre), die Riesen (3-5 Jahre) und die Vorschule (6-7 Jahre) .Uns wurde die Möglichkeit gegeben, uns in Ruhe die einzelnen Gruppen anzusehen um herauszufinden, wo genau wir mithelfen wollen. Ich habe mich für die Zwergengruppe entschieden und es war die absolut richtige Entscheidung. Jeden Sonntagabend freue ich mich auf die nächste Woche und auf meine kleinen Zwerge.

Doch nur weil man sich für eine Gruppe entschieden hat, bedeutet das nicht, dass man zu den anderen Kindern keinen Kontakt hat. Das Prinzip im Kindergarten ist sehr offen und so verbringe ich zum Beispiel viel Zeit in der Mittagspause, während meine Kinder schlafen, bei den Riesen in der Gruppe. Generell sind mir alle Kinder und auch die Erzieherinnen sehr ans Herz gewachsen. Meine Aufgaben in meiner Gruppe sind beispielsweise die Unterstützung beim Anziehen, gemeinsames Essen/ auch füttern, schlafen legen und Tränen trösten. Ich verbringe viel Zeit mit Wickeln, was für mich allerdings überhaupt kein Problem ist. Außerdem lese, bastel und spiele ich viel mit den Kindern. Generell brauchen gerade die Kleinsten noch viel Aufmerksamkeit und Zuneigung und die Umarmungen und Kuscheleinheiten gebe ich ihnen gerne. Viele können vielleicht noch nicht richtig sprechen, doch ich bekomme jeden Tag so viel von den Kindern zurück und mittlerweile kann ich beobachten, wie die Kinder das Vertrauen zu mir aufgebaut haben und sich in meiner Gegenwart sicher und wohl fühlen.

In meinem Team fühle ich mich ebenfalls sehr gut aufgehoben, wir machen viele Witze gemeinsam und ich kann egal mit welchem Anliegen auf sie zukommen. Ich übernehme immer mehr Verantwortung und denke mit, was mir schon als positives Feedback zurückgegeben wurde. Meine Aufgaben wurden mir von Tag zu Tag klarer und mittlerweile erledige ich viel aus Eigeninitiative. Ich habe auch immer mehr den individuellen Umgang mit den Kindern erfahren und verinnerlicht. Im Team wurde ich schnell integriert, ich fühle mich dort wohl, wertgeschätzt und wir alle spüren die Dankbarkeit, dass wir da sind und die Erzieherinnen unterstützen.

Zu unseren täglichen Aufgaben gehören auch viele hauswirtschaftliche Tätigkeiten die nicht unterschätzt werden dürfen. Mittlerweile haben wir jedoch eine gute Routine und das Putzen der Hygienebereiche und der Gruppenräume nimmt nicht mehr allzu viel Zeit in Anspruch. Auch in diesem Bereich ist es schön das Team zu unterstützen und ist jemand von uns mal krank, helfen unsere Kolleginnen ebenfalls beim putzen.

Glücksmomente

Einer meiner größten Glücksmomente ist zu sehen, welches Vertrauen die Kinder in meiner Gruppe zu mir aufgebaut haben und wie sicher sie sich bei mir fühlen. Morgens werde ich mit offenen Armen und strahlenden Gesichtern empfangen. Einige der Kinder kommen auf mich zugelaufen und wollen auf den Arm genommen werden. Das gibt mir das Gefühl gebraucht zu werden und ich fühle mich dadurch sehr willkommen. Oder auch das Einschlafen auf meinem Arm, wenn unser Kleinster mal wieder zu müde ist und seinen Kopf auf meine Schulter legt. Aber auch das Vertrauen meiner Kolleginnen in mich, ist einer meiner Glücksmomente. Nicht zu vergessen, die Momente wenn es plötzlich zu schneien beginnt oder ich morgens aus dem Fenster sehe und die schönen Bäume vor unserem Haus mit Schnee bedeckt sind. Die Wahnsinns Natur hier und die Momente, wo mir intensiv bewusst wird, wie dankbar ich für das alles hier bin, zählen auch zu meinen persönlichen Glücksmomenten.

Als abschließende Worte möchte ich nochmals erwähnen, dass ich für mich die wohl beste Entscheidung getroffen habe und ich sehr glücklich und dankbar bin hier zu sein. Ich bin jetzt schon gespannt, in wieweit ich mich hier verändern und finden werde und ich weiß schon jetzt, dass ich Schwierigkeiten haben werde mich von all dem hier zu verabschieden. Obwohl ich auch gemerkt habe, dass ich meine Heimat vermisse und das dort in der Nähe mein Platz für die Zukunft sein wird. Doch natürlich wird Finnland für mich immer ein sehr großer und schöner Teil sein.

Wenn Sie Ihr Kind heute sauber aus der Kita abholen, hat es nicht gespielt und nichts gelernt.“ Maria Montessori

Man kann in Kinder nichts hineinprügeln, aber vieles herausstreicheln.“ Astrid Lindgren

Konsti - Elena Drescher

Konsti - Elena Drescher

Elena Drescher engagiert sich im Jahrgang 2019/20 im Konsti Kindergarten in Kerava und erzählt von ihren ersten Monaten in ihrem neuen Zuhause.

Finnland ist mit der Zeit immer mehr zu meinem Zuhause geworden. Das Land ist wunderschön. Schon direkt bei der Ankunft fiel mir auf, wie viel Natur es gibt. Selbst mitten in der Stadt gibt es immer wieder Grünflächen. Im Kindergarten merkt man die Verbundenheit zur Natur natürlich auch, da wir mit den Kindern normalerweise 2-mal am Tag draußen sind, egal bei welchem Wetter. Natürlich ist es recht kalt, aber man gewöhnt sich immer mehr daran und man kann auch ruhig mal bei Schnee ein Eis essen.

Zu Beginn fielen auch die finnischen Supermärkte auf, die erstens sonntags geöffnet haben und zweitens doch recht teuer sind. Aber auch an die anderen Preiskategorien gewöhnt man sich schnell und bekommt ein Gefühl dafür. Als wir angekommen sind, wurden wir vom Flughafen abgeholt und in unsere Wohnung gebracht. Es war ein bisschen komisch zu sehen, dass wir hier jetzt für ein Jahr leben würden, aber man ist da einfach so „reingerutscht“ und hatte gar nicht wirklich die Zeit darüber nachzudenken. Irgendwann wurde es normal. Einen großen Kulturschock hatte ich nicht, denn die Kultur ist schon ziemlich ähnlich zu der, die ich von zuhause kenne. Die Finnen sind sehr freundliche Leute, die uns größtenteils mit einer großen Zuvorkommenheit begegnen. Es ist kein Problem für sie, mit uns auf Englisch zu reden, wenn wir etwas nicht verstehen, aber wir werden trotzdem dabei unterstützt die Sprache zu lernen. Mit der Zeit merke ich, dass die Leute viel offener werden, je länger man sie kennt und mehr mit einem reden.

In der ersten Zeit haben wir versucht, möglichst viel vom Land zu sehen, was wirklich sehr schön war und geholfen hat, sich besser einzuleben. Jetzt versuchen wir aber immer noch jedes Wochenende einen Ausflug oder größere Aktivität zu machen, wie z.B. nach Helsinki oder Tallinn zu fahren.

Ich arbeite in dem finnischen Kindergarten „Konsti“, der besonders viel Wert auf die künstlerische und musikalische Entwicklung der Kinder legt. Es gibt „Musiksessions“, Tanzstunden und sogar Malstunden, immer dem Alter entsprechend. Ich bin in der Gruppe „Kujeet“ eingesetzt, mit Kindern zwischen 2 und 3 Jahren. Ich habe dort unterstützende Aufgaben. Ich spiele also mit den Kindern, bereite die Betten vor, helfe beim An-und Ausziehen, sowie der Essensvergabe und putze einmal am Tag kurz. Die meiste Zeit beschäftige ich mich aber trotzdem direkt mit den Kindern. Die Kinder haben sich auch sehr schnell an mich gewöhnt und haben sich auch recht schnell auf meinen Schoß gesetzt, oder meine Hand genommen.

Dadurch, dass die Kinder mich so schnell akzeptiert und aufgenommen habe, war der Start in das Projekt für mich einfacher. Auch wenn die ersten Tage etwas schwierig waren, mit der neuen Routine und dazu noch einer neuen Sprache, habe ich mich dann doch schnell eingefunden. Da ich natürlich keine Erzieherausbildung habe und die Sprache nicht richtig spreche, hören die Kinder nicht so oft auf mich, wie auf die richtigen Erzieher, aber meistens funktioniert es trotzdem sehr gut. Mit der Zeit merkt man, wie die Kinder auf bestimmte Sachen reagieren und wie man am besten handelt, wenn sie z.B. weinen.

Mein Alltag ist vor Allem unter der Woche recht strukturiert. Ich arbeite von 7:45 Uhr bis 15:45 Uhr, gehe dann nach Hause und erledige die Sachen, die noch im Haushalt erledigt werden müssen, wie z.B. Wäsche abhängen. Dienstags hatten wir bis vor kurzem dann am frühen Abend immer Sprachunterricht, der ist jetzt aber erstmal bis zum Frühjahr vorbei.

Mittwochs haben wir Chor, was wirklich Spaß macht und die älteren Finnen sind alle sehr nett zu uns, manche können sogar ein wenig deutsch. Auch sonst macht das Singen sehr viel Spaß, wir hatten sogar einen Auftritt im Supermarkt. Ansonsten habe ich angefangen zu stricken und Malin und ich gucken am Abend meistens eine Serie. Am Wochenende ist samstags immer unser Ausflugstag. Gestern z.B. war ich alleine in Tallinn.Sonntags ist unser Einkaufs- und Putztag und manchmal backen wir z.B. Kekse oder treffen uns mit der anderen WG und stricken oft gemeinsam. Ich hatte schon dreimal Besuch von Freunden, einmal sogar ein Überraschungsbesuch, dann wird die Routine etwas unterbrochen und man macht mehr Ausflüge.

Was mich besonders glücklich gemacht hat, waren die Erfolge mit den Kindern. Wenn sie mich verstanden haben, oder ich sie verstehe, wenn sie mir z.B. erzählen, dass wir jetzt Swimmingpool spielen, oder Feuerwehrmann. Außerdem hat mich glücklich gemacht festzustellen, wie eigenständig ich geworden bin und dass es mir nichts mehr ausmacht, alleine unterwegs zu sein. Mir ist es nicht mehr unangenehm, alleine einen ganzen Tag in der Stadt zu verbringen, oder alleine shoppen zu gehen.

Des Weiteren hab ich festgestellt, wie wichtig mir meine Familie ist und ich habe mich jedes Mal riesig gefreut, wenn eine Postkarte oder sogar ein Paket kam. Die größte Herausforderung war, denke ich, so weit weg von zuhause zu sein. Es war schwierig für mich feststellen zu müssen, dass ich jetzt nicht immer da sein kann, wenn meine Familie oder Freunde Hilfe brauchen.

In den nächsten Monaten würde ich gerne noch weiter die Sprache lernen, sodass ich noch mehr von dem verstehe, was die Kinder mir erzählen. Ich würde gerne noch viel mehr vom Land sehen und freue mich schon auf den Juli, wenn wir viel reisen können, weil wir frei haben. Ich würde mir wünschen den Kontakt zu meinen Freunden zuhause nicht zu verlieren, sondern auf dem jetzigen Stand zu halten, oder zu verbessern.

Zusammenfassend gefällt es mir wirklich gut, auch wenn ich manchmal Heimweh habe, aber das ist erstens viel besser, seit ich Besuch bekommen habe und zweitens ja auch ganz normal. Ich bin froh diese Chance hier zu haben und glaube, dass mir das Jahr auch weiterhin viel bringen wird.

Kiddy House - Carolin Grande

Kiddy House - Carolin Grande

Kulurschock- Nein Danke. Ein Poetry Slam

       Kulturschock- Nein Danke- was habe ich alles befürchtet,

       Erfahren das Fremde in der Ferne,

       Angst, nicht mehr ich sein, nicht mehr ich selbst sein,

       wenn ich dann nach einem Jahr wieder komme heim.

Wie die andere Kultur wohl werden wird, sich anfühlen, riechen, schmecken, leben wird. Finnland hoch im Norden, werde ich mich tatsächlich in die Gesellschaft einordnen? Was soll´s da schon geben außer schüchternen, die meiste Zeit schweigende Finnen, Birkenzweige und Sauna in jedem Mökki drinnen.

Diese finnische Stille, haben sich die Menschen denn wirklich nichts zu sagen? Es scheint die Finnen genießen es, nicht immer zu neue Wörter, neue Sätze, neue Themen in ihren Köpfen zu formen, das schwierige Balancieren auf dem Drahtseil des Small Talks zu performen. Nein, keine Ode an den Small Talk wird hier gehalten. Kein Austausch oberflächlicher Feinheiten. Auch an schlechten Tagen, mir geht es bestens sagen, obwohl gruselige Monster mich in meinen Träumen jagen. Lasst uns diesen Teil einfach überspringen. Niemandem unsere ehrlichen Befindlichkeiten aufzwingen. Das ist jetzt keineswegs merklich unehrlich, sondern einfach nur vereinfacht. Oder auch: die berühmt berüchtigte finnische Stille. Small Talk - Nein Danke. Im Volksmund wird gesagt, die größte Angst des Finnen besteht darin im Bus laut anzumerken, dass der Fahrer doch bitte anhalten und nicht an der erwünschten Haltestelle vorbeirauschen soll. Und bevor sich der Finne fühlt wie ein zur Schau gestellter Geisteskranker, fährt er lieber still schweigend weiter.

Natürlich bin ich mir durchaus bewusst, dass das hier nur Anhäufungen auf nur einen Bruchteil der Bevölkerung anwendbare Stereotypen sind. Aber sie gibt es. Sie leben unter uns ganz unentdeckt, gar versteckt. Manchmal frage ich mich wie sich die Finnen denn fortpflanzen, wobei sie sich doch in ihren eigenen Köpfen verschanzen zu scheinen.

 Kein Wunder bei dieser kryptischen Sprache, mag ein Außenstehender des finnisch nicht mächtigen denken. Wer um Himmels Willen lernt freiwillig finnisch? Das haben wir uns nach kurzer Zeit selbst gefragt. Auch die Finnen, mit bedauernden Blicken geplagt, konnten unserer Euphorie nichts abgewinnen. Eine Sprache mit 15 Fällen, die keine Präpositionen, mehr Vokale als Konsonanten im Wort und mehr Ausnahmen als Regeln kennt. Eine Sprache, die kein Futur kennt und in der kein Wort für „bitte“ existiert, die hat schon lange kein Linguist reformiert. Kein Wunder, dass sie da sogar als Vorlage für elbisch funktioniert.

Minä en tule oppimaan Suomea – Ich werde nie finnisch lernen.

Zumindest nicht zu 100 Prozent, nicht einmal zu 70. Okay vielleicht nicht mal ein zu einem Zehntelprozent.

Aber jetzt mal ehrlich, es wäre auch entbehrlich. Im undurchblickbaren Dschungel aus y’s und Vokalharmonien bewegen wir uns wie getarnte Muggel. Versuchen uns immerzu soweit wie möglich mit unseren paar Brocken finnisch durch zu mogeln, doch ertappt werden wir und zu knapp die Zeit mal eben nach dem passenden Wort zu googlen. Wirklich unlogisch diese Sprache auf den ersten und auch auf den zweiten Blick. Jede Stunde Sprachunterricht lässt erblassen mein Gesicht. Doch wenn am nächsten Tag die Kinder mit mir reden, als würde ich alles verstehen, dann kann ich mit der Frustration recht gut umgehen. Und nichts ist lustiger als Emmis plötzliche Lachanfälle, wenn ich mal wieder auf die Schnelle ein bisschen Finnisch verbal erbreche.

Bestätigt hat sich dann die Theorie, dass Finnen einen anderen Weg gefunden haben müssen, miteinander zu teilen ihre Euphorie. Man nehme: eine Sauna, die Menge an Alkohol, die bei einem Durchschnitts Deutschen für ein halbes Jahr reicht, schwitzende, splitterfasernackte Menschen und schon hat der Finne einen kulturell hoch geschätzten Abend. Und zwar werden in Finnland seit dem ersten März 2017 alle Ehen von jedem anderen Ufer ohne Amtsvergehen als legal angesehen und trotzdem werden mehr als die Hälfte der Ehen wieder geschieden.

Das Gesprächsthema der steigenden Selbstmordrate um Weihnachten wird immerzu gemieden. Und erst wenn die dunklen Gedanken der düsteren Tage Anstalten machen zu verfliegen ist der Finne wieder als glücklicher Mensch zu betrachten. Bewegt sich unter dem auftauenden Himmel, pflegt soziale Interaktion im menschendurchflutenden Gewimmel der Städte.

Der bewusste Verzicht auf die primitivste Form der Kommunikation führt zu meinem Leidwesen zu einer Isolation. Freunde finden kommt mittlerweile einer Mission Impossible gleich. Aber wir geben die Hoffnung nicht auf, treffen wir vielleicht mal jemanden beim Supermarkteinkauf. Ach ja, das haben wir ja schon. Leider etwas größengemindert, sehbehindert und so circa 70 Jahre alt. War ein wirklich nettes Gespräch und so gar nicht finnisch.

Wenn wir dann doch keine Leute in unserem Alter finden, dann müssen wir keineswegs Zeit schinden, bis das Jahr zu Ende ist. Denn es gibt ja noch uns vier. Ein Haufen zusammengewürfelter Charaktere, die sich, Butter bei die Fische- im echten Leben nie gefunden hätten, wie wir uns jetzt aber voller Stolz als kleine Finnland Fam zusammen ketten. Diese abartigen Kindergartenstorys miteinander teilen, wir zusammen an Urlaubsplänen feilen, uns gegenseitig bei Krankheit heilen auch wenn nur mit wirklich schlechten Witzen. Ich kann sie ja wirklich ganz gut leiden meine Kumpanen, auch wenn wir ahnen, dass unsre gemeinsame Zeit irgendwann ein Ende finden wird. Diesen Gedanken verdrängen wir lieber.

Es folgt ein kulinarischer Ausflug in die Eiswüste der garantiert weckt die Gelüste. Morgens früh um 8 wird Kaffee gemacht. Das flüssig braune Lebenselixier, der Muntermacher, der Grinseverursacher, macht jeden finnischen müden Morgenmuffel zum Arbeitstier. Ein zwei Tassen am Tag, trinkt jeder Deutsche, wenn er es mag. Drei vier Tassen – pff für die normalen Arbeiterklassen. Fünf Sechs .. dann eher Becher, machen keinen zum Gesetzesbrecher. Eher zum Genussmensch, eher zum waschechten Finnen. Mh was gibt es sonst noch zu berichten, ich wertschätze die finnische mit Kardamom gefüllte Zimtschnecke, nach der ich mir die Finger lecke.

Minä olen - ich bin.

Zwischen Heimatlosigkeit und Neu Heimat Findung. Befinde ich mich auf Heimatsuche, bewege mich aus der Komfort Zone hinaus. Das alte Gewohnte verlassen, dabei die Bilder an der Wand gegen neue Wände eintauschen. Hab dann ausgemacht was zu mir gehört und was für immer bleiben wird. Finally Zuhause meinen und damit die kleine Wohnung und Kerava und Finnland im Allgemeinen damit assoziieren.

Der Duden sagt: Heimweh, Substantiv, Neutrum. Definition: große Sehnsucht nach der fernen Heimat oder einem dort wohnenden geliebten Menschen, bei dem man sich geborgen fühlte. Doch muss ich ehrlich sagen, so richtig zerwühlt hab ich mich nie gefühlt. Im Zeitalter des ständigen Online-Seins, wenn sogar Oma und Opa kommen zurecht mit dem Facebook-Einmaleins, würde ich mir lieber keine Sorgen darum machen wollen, wann ich das nächste Mal sagen soll, ich bin nicht verschollen, immer noch nicht, mir geht es gut, das Wetter ist schön! Oder auch nicht, schließlich reden wir hier von Finnland.

Manchmal- ach was- meistens gibt es nichts Weltbewegendes zu berichten. Und dabei ist unser Leben hier nicht mal langweilig- mitnichten. Zufriedenheit- gar innere Ruhe ist eingekehrt und das liebe Lieschen hat mich dazu bekehrt.

Soweit zu gehen, jetzt hier noch richtig deepen stuff von mir zu geben, würde ich nicht. Ich bin kein anderer Mensch geworden, habe nicht „zu mir gefunden“ und wurde auch nicht erleuchtet, zumindest noch nicht, denn dieses Gerede wäre zweifelsfrei geheuchelt.

Wir geh‘n ein Stück weg, kommen zurück und wir erkennen das perfekte Glück. Und dabei ist es nicht das perfekteste sondern es ist einfach gut so wie es ist.

Erfahrungsberichte Norwegen

Lundheim - Nele Lammers

Lundheim - Nele Lammers

Nele Lammers verbringt Ihren Internationalen Freiwilligendienst im Pandemie-Jahr 2020-21 in Norwegen und erzählt in einem Podcast, wie es ihr hierbei so ergeht und welche Aufgaben sie vor Ort im Internat hat.

Lundheim - Matthea Brunken

Lundheim - Matthea Brunken

Matthea Brunken absolviert ihren Freiwilligendienst in der Lundheim Folkehogscole in Moi, Norwegen und hat uns nach den ersten Monaten einen kleinen Überblick gestaltet:

Erfahrungsberichte Griechenland

Evangelische Gemeinde - Michel Homann

Evangelische Gemeinde - Michel Homann

Michel Homann verbringt seinen Internationalen Freiwilligendienst während der Corona-Pandemie in Thessaloniki und erzählt von seiner Arbeit vor Ort:

Wir sind jetzt schon drei Monate hier und mir ist aufgefallen, das die Griechen einen sehr gastfreundlichen Eindruck machen und wir immer freundlich empfangen werden. Außerdem haben wir hier schon Freunde gefunden, die uns viele Dinge zur Kultur und Bräuchen erklären können. Mir ist aufgefallen, dass unsere Freunde aber auch viele andere Griechen sehr Stolz auf ihr Land sind, was ich persönlich kaum verstehen kann, weil ich so ein Gefühl nie hatte.

Als wir hier angekommen sind, hab ich da es noch warm war, ein richtig südländisches Gefühl bekommen, dass sich auch in den nächsten Wochen bestätigt hat. Es war nicht nur das Klima sondern auch die Mentalität der Menschen, das Leben zu genießen. Vielleicht ist es auch eine sehr verschwommene Ansicht, da ich sehr aufgeregt und neugierig war. Wir hatten auch bevor wir angefangen haben zur arbeiten, noch zwei Wochen frei gehabt, in denen wir die Stadt zum ersten mal kennen gelernt haben und uns auch schon verschiedene Kirchen oder alte Bauten ansehen konnten, sodass ich recht schnell ein groben Überblick über diese große Stadt hatte.

Als wir dann nach zwei Wochen angefangen haben zur arbeiten, durfte ich das erste Mal das Projekt richtig kennen lernen. Wir arbeiten in einer deutschsprachigen evangelischen Kirche die mehreren sozialen Projekten unterstützt und auch welche selber leitet. Außerdem betreibt die Einrichtung sehr viel Gemeindearbeit und viele kirchliche Aktivitäten. Jeden Donnerstag ist in der Gemeinde Gottesdienst, den unsere Pfarrerin leitet und begleitet. Am Freitag durften wir nach einiger Zeit unsere beiden geflüchteten Familien besuchen, was mir sehr viel Spaß gemacht hat. Mit der Zeit durften wir auch eine eigene Gruppe leiten, die sich die kleinen Strolche nennt. Das sind Kinder zwischen 1 und 5 Jahren, die sich jeden Dienstag in unserer Gemeinde treffen und dort gemeinsam spielen. Wir durften dort eigene Ideen einbringen und haben mit den Kindern gesungen, gespielt, Musik gemacht und auch ein Puppenspiel veranstaltet. Wir haben auch jeden Dienstag eine Teambesprechung, wo wir die ganzen Sachen die anfallen besprechen. Bei dieser Besprechung ist unsere Aufgabe Ideen mit einzubringen und die Dinge die besprochen werden aufzuschreiben, sodass wir nachher ein Protokoll haben. Eines unserer alleinigen Aufgaben ist es auch, die eigene Website zu bearbeiten und zu gestalten. Wir sind auch für die Facebook Seite der Gemeinde verantwortlich, sodass wir, immer wenn es neue Ankündigungen, Rückblicke oder Andachten gibt, wir die Texte bearbeiten oder sie gestalten und dann hochladen. Was ein bisschen lästig ist, sind die Aufgaben, wie draußen fegen oder die Blumen gießen, was aber gemacht werden muss und eigentlich nicht zu viel Zeit in Anspruch nimmt.

Wir wurden auch direkt super integriert und uns wurde direkt angeboten, dass wenn wir irgendwelche Probleme haben, sei es mit dem Mitbewohner oder private Angelegenheiten, dass wir mit jemandem darüber reden können, was mir persönlich ein gutes Gefühl gegeben hat. Wir haben drei Mitarbeiterinnen, einmal die Sozialarbeiterin, die Sekretärin und die Pfarrerin. Uns werden aber von allen dreien Aufgaben gegeben. Die Beziehung zu den Dreien wird auch dadurch gestärkt, dass wir viele Ausflüge zu anderen Gemeinden gemacht haben, wo wir einen Gottesdienst begleitet haben, sodass wir uns auch dann privat besser kennen gelernt haben.

Ich empfehle daher jedem der dieses Projekt macht, so viel wie möglich mitzureisen und somit nicht nur neue Städte zu sehen sondern sich auch besser mit den Dreien zu unterhalten. Wir haben in der Gemeinde Aufgaben, die jede Woche anfallen, wie z.B zu fegen oder die verschiedenen Gruppen zu betreuen, aber es sind auch viele Aufgaben, die jeden Tag neu sind, also ist kein Tag wie der Andere, sondern es fällt immer was neues an.

Als es noch keinen Lockdown gab, hatten wir auch deutlich mehr zu tun, dass hat sich ein bisschen geändert, was natürlich auch unser Privatleben beeinflusst hat. Aber als wir angekommen sind, haben wir versucht jeden zweiten Tag laufen zu gehen um einen sportlichen Ausgleich zu haben. Wir haben uns auch viel mit unseren Freunden getroffen, was aber bei uns eine Ausnahme ist, weil wir schon nach zwei Wochen direkt griechische Freunde hatten. Wir waren viel in der Stadt unterwegs und haben uns Sehenswürdigkeiten angeguckt. Jeden Montag haben wir auch griechisch Unterricht.

Seit dem Lockdown dürfen wir nicht mehr wirklich raus, was natürlich dazu führt das wir jetzt eher zuhause sind und hier die Zeit versuchen irgendwie tot zu schlagen. Wir haben aber zum Glück sehr schnell Freunde gefunden, die Griechen sind und uns viele Eigenheiten des Landes erklären konnten. Aber diese Freunde haben wir auch nur kennen gelernt, weil wir auf sie zugegangen sind und uns mit denen unterhalten haben, also ist mein Tipp euch nicht zu verstecken auch wenn es, in einem Land wo man die Sprache nicht kennt sehr beängstigend sein kann.

Zu meinen persönlichen Glücksmomenten zählen auf jeden Fall, dass wir so schnell Freundschaften gefunden haben und diese auch aufrecht halten konnten. Große Glücksmomente waren auch die vielen Ausflüge, sei es in andere Städte um dort bei einem Gottesdienst zu sein, oder um eine neu kennengelernte Organisation zu besuchen. Außerdem sind für mich die Gottesdienste besonders schön gestaltet, da man dort oftmals ins Gespräch kommt und somit auch viele neue Sichtweisen kennen lernt und diese dann auch hinterfragen kann, ohne sich irgendwie zu schämen.

In den letzten Monaten gab es aber natürlich auch Herausforderungen, denen man sich stellen musste. Eine war für mich sich an die Arbeit zu gewöhnen, da wir keine Einführung von den anderen Freiwilligen bekommen haben, sodass wir viele Dinge die eigentlich selbst verständlich sind noch nicht gemacht oder gesehen haben. Es war auch manchmal schwierig sich mit Menschen zu verständigen, die kein Englisch oder Deutsch können, was vor allem in der Post der Fall gewesen ist.

Eine große Herausforderung ist natürlich auch der Lockdown, der unser Leben hier sehr beeinflusst, was natürlich auch schwierig ist wenn man nur zuhause oder auf der Arbeit sein darf. Ich hab mir aber für die nächsten Monate vorgenommen mehr griechisch zu lernen, mehr zu lesen und insgesamt mich mehr mit dem Glauben zu befassen. Wenn der Lockdown vorbei ist, stehen viele Reisen an, um das Land besser kennen zu lernen und um viele neue Erfahrungen zu sammeln.

Evangelische Gemeinde - Leon Hegemann

Evangelische Gemeinde - Leon Hegemann

Leon Hegemann hat ein Jahr bei der Evangelischen Gemeinde Deutscher Sprache in Thessaloniki verbracht. In seinem Abschlussbericht teilt er uns seine Erfahrungen, Erlebnisse und veränderte Wahrnehmungen mit.

1. Rückblick auf ein Jahr Freiwilligendienst

Bevor ich nach Griechenland gegangen bin um meinen Dienst anzutreten hatte ich vor allem eines: Vorfreude. Ich habe mir die Stadt auf Google angeschaut und auch die Internetseite der Gemeinde durchforstet. Meine Erwartungen haben sich zu Beginn eigentlich größtenteils erfüllt, unter anderem, dass Thessaloniki eine Metropole ist die nur so vor Leben sprüht. Die Vorbereitung durch FreiWerk fand ich sehr schön und umfangreich, sowohl inhaltlich als auch das Miteinander auf den Seminaren haben einem das Gefühl gegeben Teil von etwas zu sein. Manche Themen wie z.B Interkulturelle Kommunikation waren vielleicht im Vorfeld etwas abstrakt. Haben sich dann aber in der Praxis während des Dienstes ausgezahlt, auch wenn einem das in dem Moment eventuell nicht bewusst war.

Die Begleitung durch FreiWerk war auch während des Dienstes sehr gut. Das Zwischenseminar war auch aufgrund dessen, dass man die ganzen Mitfreiwilligen treffen konnte ein voller Erfolg und ein wichtiger Erfahrungsaustausch in der Halbzeit des Projektes. Mehr noch konnte man sich selbst und seinen bisherigen Dienst, aber auch das wohnen und leben, nochmal mit etwas Distanz begutachten und daraus wichtige Schlüsse ziehen.

2. Rückblick auf ein Jahr Projektarbeit

Als Freiwilliger in der Gemeinde habe ich mich von Anfang an als Teil der Gemeinde gesehen. Ich wurde sehr herzlich von allen Mitarbeitern und Mitgliedern aufgenommen. Mit den Arbeitsbedingungen war ich sehr zufrieden. Die Stimmung auf der Arbeit ist meistens locker und es herrscht ein angenehmes Arbeitsklima. Die Aufgaben in der Evangelischen Gemeinde sind sehr vielseitig, oftmals gibt es klare Aufgaben meistens muss man die Arbeit und die Bereiche in die man sich einbringen kann aber selbst entdecken. Überfordert habe ich mich zu keinem Zeitpunkt gefühlt, da mir alles genau erklärt wurde und man auf Grund der Atmosphäre in der Gemeinde auch keine Angst haben muss Nachfragen zu stellen.

Tendenziell habe ich mich am Anfang in manchen Bereichen vor allem mental unterfordert gefühlt, was aber bei der Ausführung von simplen Tätigkeiten ganz normal ist und für mich auch absolut kein Problem war. Im Laufe des Dienstes habe ich mir dann aber das Vertrauen der Verantwortlichen erarbeitet und wurde auch mit wichtigeren Aufgaben betraut. Für mich persönlich aber noch viel bedeutsamer war, dass auch meine Meinung auch bei relevanten Themen von Belang war. Meinen Nachfolgern lege ich ans Herz, unvoreingenommen an die Menschen in und um die Gemeinde heranzutreten und vor allem ehrliches Interesse an haben.

Man sollte die Zeit, die man in der Gemeinde verbringt vielleicht nicht immer als reine Arbeitszeit sehen, sondern es geht um das Miteinander. Als Freiwilliger sollte man sich mit der Arbeit der Gemeinde identifizieren und die Gemeinde repräsentieren können. Insbesondere aber sollte man sich auch für einfache Tätigkeiten wie Putzen oder den Transport von Dingen nicht zu schade sein, da diese auch ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit sind. Ein FWD in der Gemeinde würde ich uneingeschränkt weiterempfehlen.

3.Unterkunft/Freizeit/ persönliche Situation

Unsere Wohnung die uns das DRK zur Verfügung gestellt hat fand ich wirklich in Ordnung und dem Rahmen des FWD angemessen. Die zentrale Lage und der kurze Arbeitsweg sind sehr praktisch. Natürlich gibt es immer bessere, aber die Wohnung ist trotzdem schnell zu einem Zuhause geworden. Aber das große Ziel war es ja eh relativ wenig Zeit in der Wohnung zu verbringen und lieber in Kontakt mit der griechischen Außenwelt zu treten. Persönlich hatte ich am Anfang Schwierigkeiten dauerhafte Kontakte zu knüpfen, oftmals beschränkten sich die Kontakte auf einen Abend in der Bar oder im Café. Auch wenn die Kontaktdaten ausgetauscht wurden schliefen diese relativ schnell wieder ein.

Im Frühjahr lernte ich dann auch endlich meine Freunde kennen woraus auch bis zum Ende des Dienstes (und darüber hinaus) eine sehr enge Freundschaft wurde. Die griechische Sprache zu lernen hat mir immer Spaß gemacht auch wenn ich, insbesondere am Anfang der einzig motivierte war und die anderen Freiwilligen mich etwas runter gezogen haben. Im Nachhinein hätte ich mir gewünscht viel intensiver die Landessprache gelernt zu haben, besonders deutlich wurde mir das in meinem Griechischem Freundeskreis, wo ich doch oftmals mehr von den Gesprächen hätten verstehen wollen, obwohl sie mir zu liebe sehr viel Englisch gesprochen haben, darüber hinaus haben sie auch viel zur Verbesserung meiner Griechisch Kenntnisse beigetragen.

Negative Ereignisse gab es in dem Jahr bis auf ein größeres eigentlich nicht. Natürlich gab es immer mal wieder kleinere Tiefs aber die hielten fast nie länger als einen Tag. Positive Ereignisse gab es dagegen reichlich, angefangen auf der Arbeit wie die Durchführung Besonderer Veranstaltung wie z.B den Weihnachtsbasar oder unser Betriebsausflug oder den Besuch von Orten und Menschen die man so wahrscheinlich nie besucht hätte. Privat hatte ich auch viele sehr schöne Erlebnisse an die ich mich gerne zurückerinnern werde.

4.Leben in einem anderen Land

Mein persönlicher Eindruck von Griechenland hat sich insofern entwickelt, dass sich der Eindruck erst einmal wirklich gebildet und verfestigt hat. Bevor der Absolvierung meines Freiwilligendienstes war ich noch nie in Griechenland, ich hatte also nur eine vage beziehungsweise von Klischees durchzogene Vorstellung des Landes. Trotzdem hat sich mein Eindruck in dem Jahr soweit gewandelt, dass ich vieles was ich am Anfang möglicherweise neu oder sogar befremdlich fand liebgewonnen habe oder darüber hinaus mein persönliches Verhalten der „griechischen Art“ angepasst habe.

Ansonsten konnte ich in dem Jahr tiefe Einblicke in die griechische Kultur und den Alltag gewinnen. Mein Blick auf Deutschland hat sich auch etwas verändert, ich persönlich nehme manche Sachen nicht mehr so als Selbstverständlichkeit. Generell bin ich der Meinung, dass eine zweite Perspektive auf Deutschland meine Einstellung zu einigen Sachen verändert hat. Und ich bin froh, diese Perspektive durch mein Auslandsaufenthalt bekommen zu haben.

5. Herausforderungen/ offene Fragen/ Lernerfahrungen

Eine der Herausforderungen die ich an mich gestellt habe ist das Jahr und den Freiwilligendienst für mich zu bewahren und vor allem den Kontakt nach Griechenland nicht abreißen zu lassen, deshalb versuche ich so schnell wie möglich einen Besuch zu organisieren.

6.Und jetzt?

Nach jetzigem Stand hat der FWD einen sehr großen Einfluss auf meine Lebensplanung, ich habe den Plan verfestigt auf jeden Fall noch einmal für einen längeren Zeitraum nach Thessaloniki zu gehen, weiterhin werde ich versuchen mein Griechisch zu verbessern und vor allem hatte der Freiwilligendienst Einfluss auf meine Studienwahl und, dass ich mein Studium der Politikwissenschaft auf die internationale europäische Politik ausrichten möchte.

7. Resümee

Den Freiwilligendienst über das DRK bei der Gemeinde zu verrichten war die prägendste Erfahrung in meinem bisherigen Leben. Ich habe so viele Menschen kennengelernt, die mittlerweile einen immensen Stellenwert in meinem Leben haben. Die Erfahrungen die ich gemacht habe, werden auch in Zukunft großen Einfluss haben.

Erfahrungsberichte Dominikanische Republik

Social Media - Franka Söhngen

Social Media - Franka Söhngen

Im Jahrgang 2021-22 ist Frank Söhngen in der Dominikanischen Republik im Bereich Social Media eingesetzte und berichtet von ihren ersten Erfahrungen vor Ort.

Das Land ist so wunderschön! Als ich aus dem Flugzeug ausgestiegen bin, dachte ich, ich wäre im Tropenhaus. Im ersten Moment erschlägt einen das tropische Klima ein wenig, aber mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt und bin froh, nicht wie in Deutschland ständig frieren zu müssen. Auch in die Landschaft mit all den Palmen und verschiedenen Grüntönen habe ich mich direkt verliebt. Vor meinem Zimmerfenster wachsen Kokosnüsse, ich komme nur leider nicht dran um sie zu pflücken.

Unsere Wohnung hat den perfekten Ausblick um auf das Wasser und die Brücke von Samaná zu schauen. Generell ist unsere Wohnung sehr schön und wir haben uns schon heimisch eingerichtet. Das Einzige was das wohnen noch etwas schwer macht, ist ein fehlender Backofen und eine kaputte Waschmaschine. Aber damit konnten wir uns bisher arrangieren bzw. haben wir uns schnell daran gewöhnt unsere Wäsche von Hand zu waschen.

In der Organisation für die ich arbeite wurden wir herzlichst willkommen geheißen. Sowohl von unseren Ansprechpartnern, als auch von anderen Freiwilligen, die schon vor uns da waren und hier einen Freiwilligendienst für einige Monate absolvieren. Somit war es leicht in diese freundliche Gemeinschaft reinzukommen und das, obwohl die Dinge häufig nicht nach Plan verlaufen.

Zuerst waren wir überrascht, weil uns Samaná deutlich größer vorkam als es uns zuvor beschrieben wurde, doch mit der Zeit gewinnt man einen guten Überblick und begegnet denselben Leuten immer wieder. Es sind nur ca. 20 Minuten bis zum Strand und 10 Minuten bis zum Supermarkt. Apropos Supermarkt, dieser hat natürlich nicht so eine große Auswahl wie in Deutschland und es hat uns ein wenig Zeit gebraucht, bis wir uns an die Umstellung angepasst hatten und nicht jeden Tag nur Toast und Bohnen aßen. Seitdem wir den Dreh raushaben macht das gemeinsame Kochen sehr viel Spaß und ist ziemlich abwechslungsreich gestaltet. Das liegt unter anderem daran, dass wir uns viel von frischem Obst und Gemüse ernähren, welches wir auf dem lokalen Markt kaufen können. Und wenn man beim Essen einer frischen Mango oder Avocado dann noch einen kleineren ökologischen Fußabdruck hat, schmeckt sie gleich doppelt so gut, wie sowieso schon. Der einzige Nachteil ist, dass aufgrund von Parasiten, fast alles geschält werden muss oder ansonsten in Wasser mit einem Tropfen Chlor eingelegt werden muss.

Bei meiner Arbeit hat es mich ein wenig Zeit gekostet reinzukommen. Mittlerweile habe ich aber einen geregelten Arbeitstag und komme mit meinen täglichen Projekten gut voran. Meine Aufgabe ist es, Beiträge für die Sozialen Medien der Organisation zu gestalten um auf ihre Projekte und Ziele aufmerksam zu machen und über wichtige Tage und Aktivitäten zu berichten.

Einige meiner Mitbewohner arbeiten in einem anderen Bereich der Organisation. Im "Centre de atencion" findet eine Nachmittagsbetreuung für Kinder mit Behinderungen statt und es ist so schön zu sehen, wie diverse sie die Zeit mit ihnen gestalten. (...)

Wie man sieht läuft nicht alles immer perfekt, sowie auch in Samaná nicht alles perfekt ist. Es gibt sehr viel Müll und viele Straßenhunden und laute Motorräder. Eine weitere Sache, die etwas nerven kann sind die ständigen Stromausfälle zu jeder möglichen Tageszeit, sodass uns sowohl das WLAN zum Arbeiten fehlt als auch sämtliche Abkühlung durch Ventilatoren, was schlimmer ist als es klingt. Wenn der Strom aber abends ausfällt kann es mit Blick auf den Sternenhimmel doch ganz schön sein, oder man beobachtet eines der vielen Gewitter, die häufig der Auslöser für einen Stromausfall sind und über dem Meer wirklich beeindruckend aussehen können. Das es oft gewittert muss aber nicht heißen, dass es auch immer regnet. Aber wenn es hier mal regnet, dann so richtig. Da wir aus Deutschland Regen gewohnt sind und uns hin und wieder über die Abkühlung freuen, hält uns der Regen meistens nicht von unseren Beschäftigungen ab. Da wird man von den Einheimischen auch mal ganz schön blöd angeguckt, denn hier leben viele unter dem Motto: wenn es regnet, gehe ich nicht aus dem Haus. Genauso sind sie überrascht, dass wir fast alle unsere Wege zu Fuß gehen, wo wir doch für wenig Geld eines der vielen Motorräder oder Motoconchos nehmen könnten. Es macht zwar super viel Spaß mit diesen zu fahren, aber bisher waren wir meistens motiviert genug, um zu laufen. (...)

Der Monat Oktober begann mit einem prägenden Ereignis. Anlässlich des "International day for the Eradication of Poverty" fuhr ich mit unserer Koordinatorin und einer meiner Mitbewohnerinnen, welche ebenfalls Teil des Social Media Teams ist in ein Dorf in der Nähe unseres Wohnorts. Ziel war es, Bilder der dort herrschenden Umstände zu machen, um an diesem internationalen Tag auf die verschiedenen Auswirkungen von Armut aufmerksam zu machen und über diese zu berichten. Bei unserer Ankunft im Dort wurden wir herzlich begrüßt und gleich zu Beginn spürte man die Freundlichkeit und Offenheit der dort lebenden Menschen. Natürlich war es mir und Jasmin zunächst sehr unangenehm zu fremden Menschen ins Haus zu gehen um Fotos zu machen, mit der Begründung, dass wir über Armut berichten wollen. Umso überraschter waren wir, dass sich die meisten Bewohner über unser "Interesse" freuten und uns bereitwillig alles zeigten und von ihren Lebensumständen erzählten. Mir fällt es schwer die passenden Worte zu finden, um zu beschreiben wie es ist zu sehen, wie Menschen mit deutlich weniger leben. Ich bin sehr froh über die Erfahrung und hoffe, dass ich über das Jahr noch mehr Möglichkeiten bekomme, mich damit auseinander zu setzen, um mein Verständnis von Armut zu erweitern.

Social Media - Theresa Hösch

Social Media - Theresa Hösch

Theresa Hösch verbringt ihren Freiwilligendienst im Multi-Media-Team in Samaná und berichtet von ihrer ersten Zeit in der Dominikanischen Republik:

WENN AUS CHAOTISCH AUTHENTISCH WIRD

Müsste ich heute Samaná mit einem Wort beschreiben, ich würde „AUTHENTISCH“ wählen. Vor drei Monaten wäre dieses wohl auf „CHAOTISCH“, „DRECKIG“ oder „LAUT“ gefallen. Diese Veränderung der Sichtweise hat mir gezeigt, dass ich mich inzwischen hier eingelebt habe.

Das Eingewöhnen war ein Prozess von circa sechs Wochen mit zu Beginn häufigeren schwachen Momenten, die aber mit den Wochen immer weniger wurden. An den Moment, als wir mit dem Bus in Samaná angekommen sind, kann ich mich noch erinnern, als wäre es gestern gewesen. Mein einziger Gedanke: „Lass das nicht die Endstation sein. Wir fahren bestimmt gleich weiter… HOFFENTLICH!“ Heute kann ich über diesen ersten Eindruck schmunzeln. Das einzige, was ich in diesem Moment wie in den ersten Tagen insgesamt gesehen habe, war der Müll auf den Straßen, der von den Häusern blätternde Putz und die vielen Motorräder.

Ein Schlüsselmoment in diesem Prozess war die Rückfahrt von unserem ersten Besuch auf Cayo Levantado. Wir sind im Sonnenuntergang mit einem Boot auf Samaná zugefahren und in diesem Moment hat sich, glaube ich, mein Herz für die Stadt geöffnet. Plötzlich fiel mir auf, wie idyllisch die vielen kleinen Häuser am Hang wirken, wie prachtvoll die weiße Kirche zwischen den Häusern hervorragt und wie gepflegt der Malecón im Abendlicht, mit den vielen kleinen beleuchteten Büdchen, wirkt. Inzwischen würde mir etwas fehlen, wenn ich nicht jeden Morgen beim Frühstück auf dem Balkon das Farbenspiel des Wassers in der Bucht beobachten könnte.

Was das Wort authentisch ausmacht?

  • Die Menschen die bis spät in der Nacht vor ihren Häusern sitzen und mit einer für mich unbeschreiblichen Leidenschaft und Impulsivität Domino spielen 
  • Die Tatsache, dass hier in der Stadt (zumindest im Moment noch) wenige Touristen unterwegs sind
  • Das Pfeifen der Männer - ja man gewöhnt sich mit der Zeit daran -
  • Die Motorräder die bis spät in die Nacht durch die Straßen knattern
  • Die in den wildesten Farben blinkenden Lichterketten als Weihnachtsdeko, die hier schon Anfang Oktober in den Häusern aufgehängt wurden

Was mir auch gezeigt hat, dass ich „angekommen“ bin: Über viele Situationen die meine Laune am Anfang gedämpft haben kann ich inzwischen relativ gelassen und mit einem Schmunzeln hinwegsehen.

  • Wenn der Strom mal wieder ausfällt oder kein Internet funktioniert
  • Wenn man den Wasserhahn aufdreht und einfach nichts kommt weil der Tank auf dem Dach mal wieder leer ist
  • Eine tote Kakerlake die irgendwo in der Wohnung liegt
  • Wenn die wirklich nervigsten Autos durch die Straßen fahren um entweder mit Dauerhupen auf sich aufmerksam zu machen um etwas zu verkaufen oder die Exemplare ihre Runden drehen, welche es bezüglich ihrer Lautsprecheranlage mit einer Großraumdisko aufnehmen könnten um ihre Werbesprüche durch die Straßen von Samaná zu dröhnen
  • Wenn an einem Samstagmorgen mal wieder die Weihnachtsmusik aus der Nachbarschaft zu hören ist
  • Wenn man nach dem Wocheneinkauf nach Hause kommt und die richtige Arbeit erst losgeht – das Obst und Gemüse spülen

All diesen oben beschriebenen kleinen Alltagssituationen stehen inzwischen unzählige schöne Momente entgegen! Sowohl im Projekt wie auch in der Freizeit haben sich die Ereignisse in den ersten Monaten überschlagen.

DO WHAT YOU LOVE AND YOU WILL LOVE MONDAYS

Ich kann wirklich sagen, dass ich in der großartigen Situation bin, mich auf den Montag genauso zu freuen wie auf einen Samstag oder Sonntag. Mir wird es hier im Multimediaprojekt ermöglicht, genau das zu machen, was ich liebe! Die Fotografie ist eine große Leidenschaft von mir, die ich hier fast täglich ausüben darf. Ich liebe es auch, dass wir so oft die Möglichkeit haben, vom Arbeitsplatz wegzukommen, in die einzelnen Projekte und zu Veranstaltungen mitzugehen, Interviews zu führen. Die Freiheit zu haben, zeitlich und örtlich flexibel zu arbeiten. Kein 9-5 Job. Das gibt ein großes Freiheitsgefühl und lässt den Alltag trotz vieler Aufgaben leichter erscheinen.

Der hier wohl schönste Moment war nach dem zweiten Monat, als ich von verschiedenen Seiten sehr positive Rückmeldung über meine Arbeit, die Fotografie und die Führung der Social-Media-Kanäle erhalten habe. Es gibt einen so großen Motivationsschub, wenn man weiß, dass die Arbeit, die man macht, wertgeschätzt wird.

DIE WEITE GALAXIE

Die schönsten Momente waren bisher für mich alle eher ruhige Momente. Ich weiß nicht, ob es der Lärm des Alltags ist, der mich die stillen Momente noch mehr genießen lässt, oder ob es Zufall war. Auf jeden Fall hatte ich bisher bei all den Ausflügen, die wir gemacht haben, und Traumstränden, die wir gesehen haben, zwei ganz besondere Momente: Der erste war ein Sonntagmorgen, an dem ich schon gegen 6 Uhr aufgewacht bin und hellwach war. Also habe ich beschlossen, einfach schon aufzustehen. Und das war die beste Entscheidung, die ich in diesem Moment treffe konnte! Mit einem leckeren Frühstück und einer Tasse Kaffee hatte ich es mir auf dem Balkon in einem Schaukelstuhl gemütlich gemacht. Die Luft war noch angenehm kühl, die Stadt lag ganz ruhig im Tal. Noch keine Motorräder, keine Musik. Langsam ging die Sonne auf. Das Meer schimmerte im Laufe der nächsten Stunde in den verschiedensten Farben, ein Fischerbötchen kam in die Bucht gerudert. Das war so ein unglaublich friedlicher und schöner Morgen, an den ich noch oft zurückdenke.

Der zweite wirklich beeindruckende Moment war genau in der entgegengesetzten Tageszeit. Das komplette Aldeas de Paz Team war an diesem Wochenende an den Strand El Valle gefahren, um dort zu übernachten. Am Nachmittag hatte es noch geregnet und wir waren uns etwas unsicher, ob wir wirklich noch den ganzen Abend bzw. die Nacht am Strand verbringen sollten. Wir sind dann aber doch geblieben und es hat sich gelohnt! Als die Sonne untergegangen ist, hat sich ein so unglaublicher Sternenhimmel aufgetan! Der Himmel war übersät von Sternen und man hat ganz deutlich die Milchstraße gesehen. Das war einfach nur beeindruckend! Einen so reichen Sternenhimmel hatte ich bisher in meinem Leben noch nie gesehen. Weder auf Reisen noch zu Hause in Deutschland.

Die ersten Monate haben mir gezeigt, dass man schwierige Situationen, vor allem mit der Unterstützung der anderen Freiwilligen und dem Zusammenhalt in der WG überstehen kann, und dass es die vielen Erfahrungen hier auf jeden Fall wert sind. Ich hoffe, dass noch viele dieser schönen Momente sowohl im Projekt wie auch in der Freizeit folgen werden!

NGO - Fabian Rudolf

NGO - Fabian Rudolf

Im Jahrgang 2017/18 absolviert Fabian Rudolf seinen Freiwilligendienst beim NGO-Management in Samaná in der Dominikanischen Republik. Nach den ersten drei Monaten ist sein Resultat:

Es ist ein unglaubliches Gefühl, tatsächlich hier zu sein. Während nur wenige Dominikaner erfolgreich ein Visum für Deutschland beantragen könnten, habe ich bei der Einreise auf Spanisch nicht verstanden, welche Finger ich auf den Fingerabdruckscanner halten soll. Das weltwärts-Programm hat mir nicht nur ermöglicht, eine Reise zu machen, die ich mir in meinem Alter sonst niemals hätte leisten können. Obendrauf wurde auch noch Unterkunft, Flug, Visum und viel mehr für mich mitorganisiert. Wir haben ein Haus mit Meerblick, leben zu viert in einer WG, kochen öfters mal zusammen und verstehen uns ziemlich gut. Das Grün der Natur ist wunderschön. Überall. Natürlich gibt es auch braune Palmen hier und manchmal viel Regen, aber das ist nebensächlich bei dem Blick, den wir von unserem Apartment aus haben. Das Wasser auf dem Meer sieht jeden Tag anders aus. Rot schimmernd oder weiß funkelnd wie ein Diamant, manchmal flach wie eine Fliese und manchmal rau wie ein Stein.

Das Beste ist es, morgens auf dem Balkon bei den ersten Sonnenstrahlen angeröstete Haferflocken mit Ananas zu genießen, oder Haferbrei, oder Grießbrei mit Zucker. So, wie das Wasser jeden Tag anders ist, sind auch das Wetter, die Menschen, die eigenen Aufgaben und Herausforderungen jeden Tag anders hier. Schon nach einigen Tagen waren wir in der Gegend bei vielen bekannt als die weißen Freiwilligen. Je weißer der Hautton, desto mehr Aufmerksamkeit wird einem von vielen geschenkt. Das ist natürlich auch nicht bei allen Dominikanern so, aber viele auf der Straße können sich an einen erinnern. Wir fallen außerhalb der Hauptsaison auf. (…)

Obwohl wir uns mit dem Putzen alle Mühe geben, hatten wir schon zu kämpfen mit vereinzelten Kakerlaken, großen Spinnen, kleinen Würmern, Ameisenansammlungen und Schimmel. Die Tiere hier sind einfach normal, es gehört irgendwie dazu und die meiste Zeit ist es in den Apartments sauber und frei von Tieren. Es fällt nur besonders auf, wenn einem eine Kakerlake auf einmal nachts ein Blickduell leistet, nachdem man etwas verschlafen nach dem Lichtschalter greift, um sich einen kleinen Mitternachtssnack zu holen. Und diese Momente bleiben besonders in Erinnerung. (…) Staubsauger, Trockner, Wäscheständer, Bügeleisen und einen Kaffeevollautomaten besitzen wir hier nicht. Unsere Deckenventilatoren, ein Kühlschrank mit geräumigem Kühlfach, unseren Wischmob und unsere Besen würde ich aber auch nur ungerne dagegen eintauschen. Der Lebensstandard in der Stadt Samaná ist hoch im Vergleich zu Dörfern aus Wellblechhütten, die in den ländlicheren Orten zu finden sind. Diese Orte sind zum Teil nur ein paar Kilometer weg von uns.(…)

Die Arbeit macht meistens echt Spaß. Wer „NGO-Manager“ ist, managt natürlich nicht direkt selbst eine NGO. Er trägt dazu bei, dass die Abläufe in der NGO möglichst reibungslos funktionieren, und übernimmt auch gerne mal ein bisschen Büroarbeit. Jeder im NGO-Management-Projekt kriegt seine Aufgaben abhängig von seinen Stärken und Interessengebieten zugewiesen. Dazu gibt es aber auch immer Dinge, die einfach gemacht werden müssen, und die Möglichkeit, Aktionen nach eigenen Interessen, Fähigkeiten, Talenten und Leidenschaften zu starten. Es gibt fehlende Strukturen, spannende Projekte, viele Herausforderungen, Sprachbarrieren, aufeinandertreffende Kulturen und überwiegend deutsche Freiwillige bei der Organisation "Aldeas de Paz".

Der typische Arbeitsalltag sieht so aus: Es gibt neue Informationen über ein Projekt vom Chef der Organisation. Sie sollen auf der Website der Organisation upgedatet werden. Die Organisation braucht Texte, Artikel und Statistiken für einen Jahresbericht, die Finanzen sollen schöner dargestellt werden und ein Meeting wird darüber abgehalten. Danach gibt es im Büro mit Meerblick, Plastikstühlen und Plastiktischen einfache Kopieren-und-Einfügen-Aufgaben am Rechner, um neue Informationen und Programme bei Agenturen für Freiwilligenurlaube hochzuladen. Dann piept das Handy. Eine WhatsApp-Nachricht erreicht uns alle: Ein 10-jähriges Mädchen ist unterernährt. Die Mutter fragt nach Essen und Trinken. Jeder, der möchte, kann etwas dazugeben. An anderer Stelle fehlt noch komplett die Struktur bei einem neuen Projekt, das den kulturellen Austausch fördern soll,. Der NGO-Manager ist dafür verantwortlich, dass es bald besser klappt. Mit einem kleinen Budget von 50 Euro darf er alles zusammen mit einem anderen Freiwilligen neu planen. Es gilt: Auch mit wenig Geld lässt sich viel erreichen. Nächste Aufgabe: Der WLAN-Router funktioniert nicht mehr. Nach ein paar Stunden Rumtüfteln gibt es der NGO-Manager zusammen mit dem neuen Koordinator aus Italien auf. Der andere WLAN-Router, der unten steht, funktioniert noch. Da sind jetzt alle Freiwilligen auf einmal drin. Die Verbindung ist etwas langsam. Improvisieren geht immer. Das NGO-Team arbeitet während der Bürozeiten an einem Plastiktisch mit Plastikstühlen, die meiste Zeit vorm Rechner. Gearbeitet wird für die Außenrepräsentation der Organisation. Eine Freiwillige organisiert ein Crowdfunding-Projekt für eine Therapie von behinderten Kindern, ein anderer arbeitet an der Website.

Am Wochenende gibt es dann viel Zeit für Ausflüge mit neu geschlossenen Freundschaften. Spannend ist es auch, die Partnerorganisationen bei ihrer Arbeit zu begleiten. Dort gibt es dominikanische Freiwillige, die sich neben ihrer Arbeit ehrenamtlich für das Allgemeinwohl, Umweltschutz und die Unterstützung von Hilfsbedürftigen und Bildung einsetzen. Sie nehmen gerne unsere Unterstützung an und loben uns oft für die Arbeit, die wir tun, obwohl wir gar nicht so viel tun. Es ist etwas ganz besonderes, dass die Menschen so offen dafür sind, sich bei Ihrer Arbeit von unerfahrenen und privilegierten Leuten wie uns zugucken zu lassen und mit uns kooperieren zu wollen. (…)

Das Land Deutschland wird hier bewundert. Vor einigen Shops hängen Deutschlandflaggen. Das Autokennzeichen hat ein Dominikanisches Auto nur hinten. Viele Autos haben dazu vorne noch als Witz ein obligatorisches deutsches Kennzeichen. Viele Deutsche denken, dass hier das Paradies sei, und Einheimische suchen es in Deutschland. Dankbar bin ich dafür, dass die Bundesregierung mit der intensiven Förderung des Programms "weltwärts" ein ernsthaftes Interesse daran zeigt, kulturellen Austausch aktiv zu fördern. Ich habe viel gelernt, einigen Menschen eine neue Sichtweise über Armut und Reichtum mit auf den Weg geben können und mich während meiner Zeit hier persönlich weitergebildet.

 

 

Mama Elba - Jakob Velleuer

Mama Elba - Jakob Velleuer

Nach einem Jahr Freiwilligendienst 2016/17 in der Dominikanischen Republik berichtet Jakob Velleurer in einem Abschlussbericht von seinen Erfahrungen.

 Als ich vor einem Jahr losgefahren bin konnte ich es kaum erwarten das Jahr zu beginnen und neue Dinge zu erleben. Ich war nicht aufgeregt oder eingeschüchtert, sondern ich wollte mich voll und ganz auf die neuen Erlebnisse einlassen. Hinzu kam, dass ich erst zwei Wochen später mein Auslandsjahr beginnen konnte und daher schon in den ersten Wochen mit reichlich Bildern und Eindrücken von meinen Kollegen/innen versorgt wurde.

 Ich hatte Erwartungen, die auch teilweise genauso eingetroffen sind, nämlich, dass ich in Situationen komme mit denen ich vorher nicht konfrontiert war, neue Kulturen, neue Menschen, eine neue Welt kennenlerne. Es kommt immer auf die Person an, ob sich jemand darauf vorbereitet oder viele Gedanken macht, jedoch habe ich diesen Schritt weggelassen, um einen authentischen und unvoreingenommenen Eindruck zu erlangen und um nicht die neuen Erkenntnisse distanziert aufzunehmen und aktiv Vorstellungen mit der Gegenwart zu vergleichen. Zu jeder Zeit hatte ich das Gefühl bei FreiWerk gut aufgehoben zu sein, auch wenn die Distanz sehr groß war. Auch in schwierigen Zeiten (Krankenhausaufenthalte) konnte man sich stets auf den Kontakt mit FreiWerk verlassen. Daher war auch das Zwischenseminar für alle von großer Bedeutung, um einerseits gewisse Umstände/Probleme/Erkenntnisse persönlich auszutauschen und andererseits die Kontaktperson mit unserem Leben, unserem Wohnen und unserem Arbeiten in den Projekten vertraut zu machen.

Jeder, der sich für ein FSJ entscheidet hat im Prinzip erstmal die gleiche Rolle. Denn es zählt in erster Linie sein Interesse und persönliches Engagement, Menschen zu helfen und sozial schwächeren Personen seine freiwillige Unterstützung anzubieten. Ich war in einer Schule tätig für Kinder mit größtenteils körperlichen und geistigen Behinderungen und denke, dass ich durch meine Unterstützung im Unterricht, die Lehrerinnen in ihrer Arbeit erleichtern konnte und Kindern Aufmerksamkeit geben konnte, die sie vielleicht sonst nicht bekommen hätten.

 In meinem Arbeitsbereich war ich teilweise überfordert, genau weil sehr oft meine Aufgaben nicht klar waren, was auf die eher spontane, und manchmal unorganisierte Arbeitsstruktur zurückzuführen war. Außerdem fehlte uns Freiwilligen in der Arbeit mit den Kindern die gewisse professionelle Erfahrung, um ein fortschrittliches, produktives Arbeiten zu ermöglichen. Zudem waren wir die Arbeit mit aktiven, energiereichen Kindern nicht gewohnt. Daher gestaltete sich der Unterricht nicht selten als anstrengend und körperlich ertüchtigend.

 In meinem Team, mit meinen Arbeitskollegen und in meiner WG habe ich mich stets wohl und aufgehoben gefühlt. Unsere Eigeninitiative war sehr gefragt und neue Ideen wurden auch gerne mit aufgenommen beispielsweise haben wir sowohl einen Englisch-Kurs als auch einen Computer-Kurs für die dort lebenden Menschen initiiert, welche auch gut bei den Menschen wahrgenommen wurden und man uns mit Freude und Dankbarkeit begegnete. Unter uns Freiwilligen kam es selten bis nie zu Konflikten, aber im Verlaufe der Zeit zeigte sich aufgrund mehrerer Vorfälle mit Einheimischen, dass dort doch zwei unterschiedliche Welten und Menschenarten aufeinanderprallten, da wir nie ganz das Bild des reichen, schönen, europäischen Touristen loswurden.

Den neuen Freiwilligen im Projekt rate ich, ohne Vorurteile in dieses Abenteuer zu starten und auch an anfänglichen Schwierigkeiten, Problemen oder Hürden nicht zu verzweifeln, denn dies gehört alles zum Auslandsjahr und allem was es mit sich bringt dazu. Die neuen Freiwilligen sollten ein gewisses Maß an Flexibilität aber auch Zurückhaltung mit sich bringen und zugleich Interesse haben mit Kindern zu arbeiten. Auch eine gewisse Offenheit gegenüber neuen Kulturen und neuen Menschen ist enorm wichtig. Wer auf der Suche ist nach neuen Eindrücken, seinen Horizont erweitern will, sich besser kennenlernen will und abenteuerlustig ist, dem kann ich das Projekt und das Land nur ans Herz legen.

Am Anfang war es schon eine gewaltige Umstellung kaltes Wasser zu haben, bedingt Strom nutzen zu können, selber Wäsche zu waschen etc., aber ich habe mich relativ schnell an die neuen Umstände gewöhnt und muss sagen, dass ich insgesamt sehr zufrieden mit meiner Wohnsituation, meinen Mitbewohnern und der landestypischen Ausstattung unserer Wohnung war.

 Kontakt mit Einheimischen war insofern gegeben, dass wir während unserer Arbeit in den Projekten mit Dominikanern zu tun hatten und auch einige in unserer Freizeit kennengelernt haben, jedoch haben wir größtenteils Unternehmungen mit anderen Freiwilligen gemacht.

Am Anfang habe ich mich ziemlich verloren gefühlt mit meinen vereinzelten Spanischkenntnissen. Vor allem, da das dominikanische Spanisch sich sehr von dem Spanisch, welches man in der Schule lernt, unterscheidet. Aber mit der Zeit hat man immer mehr verstanden, Wortlaute und Redensarten übernommen und gemerkt, dass auch eine nonverbale Kommunikation mit Händen und Füßen notwendig und hilfreich war. Da ich vorher noch keinen Eindruck von meinem Gastland hatte, kann ich nur über meinen jetzigen Eindruck berichten.

Wie schon zuvor angesprochen, macht nicht nur die Distanz die dominikanische Republik zu einer ganz neuen Welt, sondern auch ihre wunderschöne Natur und ihre insgesamt gastfreundlichen und lebensfrohen Menschen lassen das Bild eines Entwicklungslandes manches Mal vergessen. Für mich bestätigt sich im Endeffekt einmal mehr das Vorurteil der deutschen Bürokratie und Ordnung und ich wünschte so manch ein Deutscher hätte das gewisse Etwas an dominikanischer Spontanität, Offenheit, Gastfreundschaft, Leichtigkeit und Ruhe in sich.

Mein FSJ wird auf jeden Fall auch in Zukunft meine Lebensplanung und Einstellung beeinflussen, da ich so viele Erinnerung mitnehmen durfte, die ich nicht vergessen werde und die mich ständig begleiten werden. Das ganze Auslandsjahr mit all seinen Höhen und Tiefen war ein einschneidendes Erlebnis und prägendes Ereignis. Jeder Tag hat etwas Neues mit sich gebracht und ich würde alles noch einmal so machen.

DRK Freiwerk Karte Einsatzstellen
Kontakt

Unsere Service-Nummer

TELEFON: 0211 3618810

MO - DO 8:30 – 12:30, 13:00 – 16:30
FR 8:30 – 12:30

    1. Du möchtest uns per E-Mail eine Frage stellen?

Wir verwenden Cookies zur Analyse des Nutzerverhaltens, um unser Onlineangebot stetig für Sie verbessern zu können. Durch Klicken auf „Akzeptieren“ erklären Sie sich damit einverstanden, können Ihre Einwilligung aber jederzeit widerrufen oder unter „Cookie-Einstellungen“ individuell festlegen.